Curie
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Maries Herkunft
Marie Curie wurde am 7.November 1867 in Warschau geboren. Damals hieß sie noch Marya Sklodowska. Marya hatte 4 ältere Geschwister. Zu der Zeit als sie geboren wurde stand Polen unter Herrschaft des benachbarten Russlands und alle öffentlichen Ämter waren von Russen besetzt, viele Polen waren arm und führten ein sorgenvolles Dasein. Da ihre Eltern aber beide Lehrer (Vater Wladislaw Sklodowska war Professor der Physik und Gymnasiallehrer, Mutter Bronislawa Sklodowska leitete ein Mädchenpensionat) waren ging es ihnen besser als den meisten ihrer Landsleute.
Die Kinder der Familie Sklodowska genossen sorgfältige Schulbildung sie wurden sehr streng erzogen. Die Mutter erkrankte an der damals unheilbar geltenden Tuberkulose (Lungenerkrankung).Marya wuchs auf ohne von ihrer Mutter jemals Zärtlichkeiten (Umarmungen, Küsse,..) zu erfahren dies prägte ihre persönliche Entwicklung entschieden, da sie auch später zurückhaltend und scheu blieb und es ihr nie leicht fiel Bekanntschaften oder Freundschaften zu knüpfen. 1876 erlag Marya´s Mutter ihrer Krankheit Marya war damals gerade 9 Jahre alt. 1883 schloss sie mit 16 Jahren ihre schulische Ausbildung, auf einem russischen Gymnasium, als beste Schülerin ab. Um ihre Familie finanziell unterstützen zu können nahm Marya eine Stelle als Gouvernante (Kindermädchen). In ihrer Freizeit widmete sie sich dem Studium der Mathematik und Physik. Da Frauen in den dortigen Universitäten nicht zugelassen waren konnte sie nicht in ihrem Heimatland studieren. So fuhr sie 1891 nach Paris um dort Mathematik und Physik zu studieren. In Paris angekommen änderte sie ihren Namen in Marie.
Paris
In Paris wohnte sie anfangs bei ihrer Schwester und deren Mann. Nach einiger Zeit fand sie im Studenten viertel eine winzige, dunkle Dachkammer mit Kohleofen. Da sie über nur wenig Geld verfügte und für die Vorlesung bezahlen musste sparte sie vor allem am Essen und Heizmaterial. Das Studium erschien ihr so lohnend dass sie ihr karges Dasein gern in Kauf nahm. Marie studierte an der Sorbonne bei den berühmtesten Mathematikern und Physikern ihrer Zeit, darunter Paul Appell und Gabriel Lippmann. 1893 schloss sie als Beste ihrer Gruppe das Physikstudium ab und arbeitete fortan im Laboratorium von Professor Lippmann.
1894 beendete sie als Zweitbeste ihrer Gruppe ihr Mathematikstudium. Ab da wollte sie sich ganz der wissenschaftlichen Forschung widmen, und zwar aus Begeisterung für die Arbeit und aus Freude über die Vertiefung ihres Wissens, nicht aber im Hinblick auf das Geld, das sie vielleicht damit verdienen konnte. Marie hatte es sich zum Ziel gesetzt, die radioaktiven Elemente zu erforschen.
Heirat
1894 lernte sie Pierre Curie, Leiter eines physikalischen Laboratoriums kennen und lieben sie heirateten ein Jahr später am 26. Juli 1895 in Sceaux bei Paris wo Pierre aufgewachsen war. Aus Marya Sklodowska vom Land wurde Marie Curie aus Paris, die bald weltbekannt werden sollte.
Marie und Pierre bei der gemeinsamen Arbeit
Beide waren von ihrer gemeinsamen Forschungsarbeit begeistert weil sie ihnen ständig neue, wissenschaftliche Einblicke vermittelte. Pierre hatte sich durch seine Erfolge in der Laborarbeit als Assistent verschiedener Professoren einen Namen gemacht und seine Erkenntnisse regelmäßig in Fachzeitschriften veröffentlicht. Es widerstrebte ihm jedoch daraus Kapital zu schlagen und er lehnte es auch ab, sich seine Forschungsarbeiten finanzieren zu lassen. Die maßgeblichen Professoren der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät standen einer weiter Kariere Pierre Curies im Weg, da er in ihren Augen nicht genügend qualifiziert war und auch noch keinen akademischen Grad erworben hatte. 1895 wurde zum Doktor der Wissenschaft ernannt dies geschah in Würdigung einer früheren Arbeit über Magnetismus. Nach der Heirat setzte Marie im Laboratorium ihres Mannes an der Hochschule für Industrielle Physik und Chemie ihre Arbeit fort. Sie befasste sich mit den magnetischen Eigenschaften verschiedener Legierungen (feste Mischmetalle) und veröffentlichte die Erste ihrer zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten
Strahlen und Strahlungen
Im November 1895 entdeckte der deutsche Physiker Wilhelm Röntgen unsichtbare, \"durchdringende\" Strahlen er nannte sie X- Strahlen. Die X- oder Röntgen-Strahlen erregten in wenigen Monaten weltweites Aufsehen. Marie und Pierre verfolgten alle Berichte über diese \"seltsamen Strahlen\" mit großem Interesse und bezogen sie in ihre eigenen Forschungen und Vorlesungen mit ein. 1896 entdeckte der französische Physiker Henri Becquerel eine weitere Art durchdringender Strahlen. Die von Becquerel entdeckten Strahlen schienen auf natürliche Weise von einem Stück des Schwermetalls Uran auszugehen (er hatte Uran mehrere Tage lang in einer Schublade auf einer geschlossenen Packung Fotopapier liegengelassen und stellte dabei fest, dass sich danach das Papier geschwärzt hatte).
Die 8 Veröffentlichungen Becquerels waren alles, was Marie als Ausgangsmaterial für ihre Doktorarbeit zur Verfügung stand. Warum sie sich dennoch für dieses Thema entschied, schilderte sie in diesem Text: \"Es galt also, die Herkunft der übrigens sehr geringen Energie zu untersuchen, die von dem Uran in Form von Strahlungen ständig ausgesandt wurde. Die Erforschung dieser Erscheinung erschien uns ungewöhnlich interessant, umso mehr, da dieses Problem völlig neu war und noch nirgends beschrieben worden war. Ich beschloss, mich der Bearbeitung dieses Themas zu widmen Ich musste einen Ort zum Durchführen der Experimente finden. Pierre Curie erhielt vom Direktor der Schule die Genehmigung, zu diesem Zweck die verglasten Arbeitsstätte im Erdgeschoß zu benutzen, die als Lager und Maschinensaal diente.
Am 12. Sept. 1897 gebar sie ihre erste Tochter Irene gegen Ende des Jahres begann sie mit der Doktorarbeit.
Die technischen Mängel ihrer neuen Arbeitsstätte konnte Marie größtenteils durch ihr Organisationstalent kompensieren (ausgleichen), aber gegen die Temperaturschwankungen und die dort ständig herrschende Feuchtigkeit war sie machtlos. Das Laboratorium, das Marie für ihre Arbeit zur Verfügung stand war ein kleiner, feuchter Schuppen, in dem es im Sommer heiß und im Winter eiskalt war. Da ihre finanziellen Mittel für die Forschungen ziemlich knapp waren musste sie mit den Geräten arbeiten die sie von den Kollegen ihres Mannes bekommen hatte. Becquerel hatte zeigen können, dass ebenso wie Röntgenstrahlen auch die Strahlung, die das Uran aussendet, die Luft zu einem elektrischen Leiter werden lässt. Marie versuchte die Größe des äußerst kleinen Stromflusses zu bestimmen. Dafür konnte sie auf das von Pierre Curie erfundene, nach dem piezoelektrischen Prinzip arbeitende Elektrometer zurückgreifen; sie untersuchte ob es noch andere Elemente gab die wie Uran strahlten. Daher überprüften sie alle für sie erreichbaren Mineralien und Metallproben auf deren Ionstationsfähigkeit hin. Sie entdeckte dass ein unter dem Namen Thorium bekanntes Element die Verbindungen ebenfalls diese Eigenschaft besaß nun begann die eigentliche Präzisionsarbeit. Trotz widriger Arbeitsbedingungen gelang es ihr zu zeigen, dass die jeweilige Stromstärke proportional der Menge des Urans bzw. Thoriums ist. durch die der Stromfluss ausgelöst wird. Somit konnte sie indirekt sowohl dem Uran als auch dem Thorium eine für sie charakteristische Strahlungsintensität (Wirksamkeit einer radioaktiven Substanz) zuordnen. Sie fand heraus, dass es keine Rolle spielte, wie man Uran und andere uranhaltigen Substanzen behandelte (ob Elemente rein liegen, mit anderen vermischt oder in chemischen Verbindungen enthalten sind), denn die davon ausgehende Strahlungsstärke blieb immer gleich, sie kam zu dem Schluss, dass sie Strahlung keine Folge chemischer Reaktionen sein konnte. Ging die Strahlung womöglich von den kleinsten Teilchen des Urans aus, von den Atomen? Dieser Gedanke stand im Gegensatz zu allen wissenschaftlichen Theorien jener Zeit und dennoch erwies er sich als richtig. Als sie jedoch Proben der Pechblende (Uranmineral der Zusammensetzung UO2, auch Uranpecherz genannt) und des Chalkoliths (Uranglimmer) untersucht, fand sie im Vergleich zu Uran bei Pechblende einer vierfach, bei Chalkolith eine zweifach höhere Strahlungsaktivität:
Zitat: ,,Diese Anomalie hat uns in höchstem Grade verwundert, und als ich völlig sicher war, dass es sich um keinen experimentellen Fehler handelte, musste diese Anomalie begründet werden. Ich habe damals die Hypothese aufgestellt dass die Minerale des Thoriums und Urans in geringer Menge eine Substanz enthalten, die wesentlich stärker radioaktiv sein musste als Thorium oder Uran. Dabei konnte es sich um keines der bisher bekannten Elemente handeln, denn alle waren bereits untersucht, es musste also ein neues chemisches Element sein. Es war eine äußerst attraktive Aufgabe, diese Hypothese so schnell wie möglich zu prüfen. Sehr an dieser Aufgabe interessiert, legte Pierre Curie - wie es uns schien - zeitweilig seine Arbeit an den Kristallen beiseite und beteiligte sich an der Suche nach der neuen Substanz. \"
Marie bat ihren ehemaligen Lehrer Professor Lippmann, der Mitglied der Akademie der Wissenschaften war, ihre Arbeit auf deren wöchentlicher Sitzung vorzutragen. Er tat dies während der nächsten Versammlung am 12. April 1898. Dennoch war Marie nur die zweite mit ihrer Entdeckung dass sowohl Thorium als auch Uran strahlt, denn anfang desselben Jahres hatte Gerhard Schmidt in Berlin genau diesen Sachverhalt schon drucken lassen. Auch bei Pierre lief nicht alles wie gewünscht. Er bewarb sich an der Sorbonne da ein Lehrstuhl für Physikalische Chemie frei wurde, dort unterlag er aber seinem Konkurrenten. Im April 1898 begann Marie das neue Element aus der Pechblende zu isolieren. Pierre legte einige Wochen später seine eigene Forschung an Kristallen gänzlich beiseite um sich Marie anzuschließen. Jetzt kamen Marie ihre Chemiekenntnisse zugute, die sie parallel zu ihrem Physik- und Mathematikstudium erworben hatte.
In ihrer Veröffentlichung vom Juli, die gleichzeitig in Frankreich in den Berichten der Akademie der Wissenschaften und in Polen in \"Switalo\" (Monatsschrift für Photographie) erschien, benutze Marie zum ersten Mal den Begriff Radioaktivität (lat. radiare = strahlen) außerdem schrieb sie: ... Wir sind der Meinung, dass die Substanz, die wir aus der Pechblende gewonnen haben, ein noch nicht beschriebenes Metall enthält, das durch seine analytischen Eigenschaften dem Bismut verwandt ist. Wenn das Vorhandensein dieses Metalls sich bestätigen sollte, schlagen wir vor. nach der Herkunft eines von uns, es Polonium zu nennen.
Marie begann, die geheimnisvolle, radioaktive Substanz chemisch zu ergründen. Sie zerlegte das Ausgangsmaterial, das Erz, in seine Bestandteile, zermahlte es, löste es in kochender Säure, kühlte es schrittweise ab, filetierte, destillierte es und leitete elektrischen Strom durch die Lösungen (Reinigung von Pechblende) nach jedem Arbeitsschritt wurde der chemische Gehalt und die Reinheit geprüft. Der Anteil mit der höchsten Strahlung wurde weiterverarbeitet. Schließlich lag der neue Stoff in hoher Reinheit vor. Es war ein bisher nicht bekanntes chemisches Element voller Entdeckerfreude nannte sie es \"Polonium\" nach ihrer Heimat Polen. Dies belegt, wie wach Maries Patriotismus und wie tief ihre Sehnsucht nach ihrem Vaterland war.
Der erste Nobelpreis
Im Dezember erhielten Marie und Pierre gemeinsam mit Henri Becquerel für ihre Entdeckung auf dem Gebiet der Radioaktivität den Nobelpreis für Physik, der dritte, der bis dahin verliehen wurde und der erste Nobelpreis der einer Frau bis dahin verliehen wurde.
Tragödie
Am 19.April 1906 ereignete sich eine Tragödie die Marie schwer traf. Pierre hatte am Vormittag dieses regnerischen Apriltages bis gegen 14.30 Uhr an einer Versammlung von Fachkollegen teilgenommen. Er wollte anschließend kurz mit seinem Verleger spreche, fand aber dessen Büro wegen eines Streiks der Drucker verschlossen vor und kehrte um. Als er die Rue Dauphine überquerte lief er geradewegs in einen vorbeifahrenden Pferdewagen. Dem Kutscher blieb keine Zeit zu reagieren, bevor er die Pferde zum Stehen bringen konnte hatte das linke Hinterrad Pierres Kopf zertrümmert. Pierre wurde in Sceaux in der Familiengruft der Curies beigesetzt.
Neue Maßstäbe
Pierres Tod hatte Marie schwer getroffen, doch nach Ablauf eines Monats flüchtete sie sich wieder in die Arbeit. Sie nahm das Angebot an Pierres Nachfolge anzutreten und war damit die erste Frau, die an der Sorbonne einen Lehrauftrag erhielt. 1908 wurde sie mit 41 Jahren zur ordentlichen Professorin ernannt.
Der 2. Nobelpreis
Marie widmete sich wieder ihrer Arbeit mit großer Intensität inzwischen hatte jedoch Lord Kelvin, ein schottischer Physiker, die Ansicht vertreten, dass Radium kein chemisches Element sei, weil es Heliumgas abgab und weil Helium selbst ein Element sei. Um ihn zu widerlegen, machte sich Marie zusammen mit Andre Debierne daran Polonium und Radium noch weiter anzureichern. 1910 gelang es ihr reines Radium herzustellen. Sie demonstrierte, dass es sich um ein leuchtend weißes Metall handelte und stellte sogar auch dessen Schmelzpunkt fest, nämlich 700°C. Radioaktivität und Atomforschung erregten in zunehmendem Maße das Interesse vieler Wissenschaftler. Im selben Jahr veröffentlichte Marie ein Buch von 671 Seiten zum Thema \"Die Radioaktivität\". 1911 wurde ihr für die Herstellung von reinem Radium eine weiter große Ehre zu Teil. Sie erhielt den Nobelpreis für Chemie, dieses Mal wurde sie diesmal allein geehrt.
Schlussbetrachtung
Marie starb am Morgen des 4. Juli 1934 im Alter von 66 Jahren in den Armen ihrer Tochter Eve. Sie wurde an der Seite von Pierre mit einer, ihrem Wunsch entsprechender, schlichten Trauerfeier zur Ruhe gebettet. Mehr als die Hälfte ihres Lebens war diese Pionierin der radioaktiven Forschung. Diese Frau gelangte durch ihre herausragenden Leistungen zu wissenschaftlicher Berühmtheit.
Marie hinterließ ihren Mitarbeitern ein modern ausgestattetes Laboratorium von Weltruf, in dem noch heute geforscht wird. Nur ein Jahr nach ihrem Tod trägt ihre Lebensarbeit erneut Früchte. Zwei ihrer Schüler werden mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Ihre Tochter Irene und ihr Schwiegersohn Frederic Joliot.
Ihre Leistungen sind sicherlich ein glänzendes Beispiel für die Schaffenskraft einer Frau, jedoch hat sich Marie Curie selbst nie als Feministin verstanden und es immer abgelehnt, sich von ihren Zeitgenossinnen für deren Ziele einspielen zu lassen.
Zum Abschluss: Passage aus Albert Einsteins Gedenkschrift von 1925:
\"Wenn ein überragender Mensch wie Frau Curie sein Leben abgeschlossen hat, so sollten wir nicht nur an das erinnern, was er den Menschen an Ergebnissen der Arbeit geschenkt hat; denn die ethischen Qualitäten der führenden Persönlichkeiten einer Generation sind für diese und den Lauf der Geschichte von vielleicht noch größerer Bedeutung als die rein intellektuellen Leistungen. Auch sind diese letzteren in höherem Maße, als man gewöhnlich denkt, von der Größe des Charakters abhängig...Sie war von einer Stärke und Lauterkeit des Willens, von einer Härte gegen sich selbst, von einer Objektivität und Unbestechlichkeit des Urteils, die selten in einem Menschen vereinigt sind. Sie fühlte sich in jedem Augenblick als Dienerin der Gesellschaft, und ihre tiefe Bescheidenheit ließ keine Selbstzufriedenheit aufkommen...Hatte sie einen Weg für richtig erkannt, so verfolgte sie ihn ohne Kompromisse mit äußerster Zähigkeit.
Die größte wissenschaftliche Tat ihres Lebens, der Existenz-Nachweis und die Isolierung radioaktiver Elemente, verdankt ihre Realisierung nicht nur einer kühnen Intuition, sondern auch einer Hingabe und Zähigkeit in der Ausführung ihrer Forscherarbeit, unter denkbar harten äußeren Verhältnissen, wie sie in der Geschichte der experimentellen Wissenschaft nicht oft aufgetreten ist.
Wenn auch nur ein kleiner Teil von Frau Curies Charaktergröße und Hingabe in den Intellektuellen Europas lebendig wäre, stünde es besser um Europas Schicksal.\"
Marie Curie Pierre Curie
Gabriel Lippmann Paul Appell
Henri Becquerel Wilhelm Röntgen
Lord Kelvin Albert Einstein
Andre Debierne Sorbonne
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