Abbildung 8: Igor Sikorsky in seinem VS-300.
Während der Autogiro seine Blütezeit erlebte, setzte man andernorts die Entwicklung des Hubschraubers fort. 1935 bauten Breguet und Dorand einen Hubschrauber mit zwei koaxialen Rotoren und drehbaren Rotorblättern, der mit Hilfe zyklischer Blattverstellung und eines unterschiedlichen Drehmomentes der beiden Rotoren gesteuert wurde. Diese Maschine konnte mit 45 Stundenkilometern in 158 Meter Höhe über eine Stunde fliegen. 1936 konstruierte E.H. Heinrich Focke einen Hubschrauber mit zwei nebeneinanderliegenden Rotoren, der mittels zyklischer und kollektiver Blattverstellung gesteuert wurde. Er erreichte neue Rekordmarken in der Geschwindigkeit (122,5 Stundenkilometer), Flughöhe (2440 m) und Flugdauer (1 Stunde 21 Minuten). Während des zweiten Weltkriegs entwickelten Focke und Achgelis daraus das Modell Fa-223, das 1941 einsatzbereit war. Es konnte bis auf 5000 Meter Höhe aufsteigen, hatte eine Reisegeschwindigkeit von 120 Stundenkilometer und konnte sechs Passagiere und 900 Kilo Last bis zu 300 Kilometer befördern.
1938 begann Igor Sikorsky in Amerika erneut, Hubschrauber zu konstruieren, diesmal mit größerem Erfolg. 1939 gründete er die Sikorsky Aircraft Co., 1941 war die Entwicklung seines Modells VS-300 abgeschlossen. Sein Hubschrauber war, wie die meisten der modernen Modelle, mit einem großen Hauptrotor mit drei Blättern und einem kleinen Heckrotor zur Steuerung des Drehmoments und der Richtung ausgestattet. Im Gegensatz zu Baumhauers Modell, das über einen separaten Motor für jeden Rotor verfügte, besaß der VS-300 nur einen Motor für beiden Rotoren. Dadurch gewann die Konstruktion erheblich an Stabilität. Die Steuerung ähnelte der heute üblichen: Ein Steuerknüppel, Pedalen und ein Griff, mit dem die kollektive Blattverstellung und die Kraftstoffversorgung des Motors kontrolliert wurde (Bei einem modernen Hubschrauber wird die Kraftstoffversorgung allerdings automatisch gesteuert, so daß die Umdrehungszahl pro Minute konstant bleibt). In 1942 gelangte der verbesserte Nachfolger des VS-300, der R-4, zur Einsatzreife; hunderte davon wurden während des Krieges gebaut. Sikorsky experimentierte auch mit einer Konstruktion mit zwei Rotorblättern, fand aber, daß sie zu unsicher sei.
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