Wann und wo die Kometen unseres Sonnensystems entstanden sind, lässt sich im Prinzip an der Zusammensetzung ihrer Materie erkennen. Diese ist allerdings nicht leicht zu ermitteln. Der Beobachtung sind nämlich meist nur die Bestandteile von Kometenköpfen und Kometenschweifen zugänglich. Dort finden aber chemische Reaktionen statt die, die Verhältnisse verändern. Amerikanischen Forschern ist es jetzt trotzdem durch eine Kombination von Beobachtungen und Rechnungen gelungen, das Verhältnis von gefrorenem Kohlenmonoxyd zu Wasserreis im Kern des Kometen Hale-Bopp (siehe Bild oben) zu bestimmen, der im Frühjahr 1997 an der Erde vorbeigeflogen ist.
Die Forscher um Michael D. Disanti von der Catholic University of America in Washington, D.C., haben den Kometen Hale-Bopp in großer Distanz von der Sonne mit der Infrared Telescope Facility der Nasa auf dem Mauna Kea/Hawaii beobachtet. Ihre Messergebnisse verglichen sie mit Daten aus der Zeit, als sich Hale-Bopp im sonnennächsten Abschnitt seiner Bahn befunden hat. Damals hat die Sublimation von Wasser die Freisetzung von Gas und Staub dominiert. Seit sich der Komet wieder von der Sonne entfernt hat, steht zunehmend die Sublimation von Kohlenmonoxyd im Vordergrund.
Aus den Daten haben die Forscher errechnet, wie groß der aus dem Kometenkern stammende Anteil des Kohlenmonoxyds im Kopf und im Schweif des Kometen ist. Der Rest hat sich erst außerhalb des Kerns durch die Aufspaltung komplexerer Moleküle gebildet. Den Rechnungen zufolge beträgt der Anteil von Kohlenmonoxyd im Kern von Hale-Bopp 12 Prozent des Anteils von gefrorenem Wasser.
Aus dem Wert schließen die Forscher, dass der Komet erst entstanden ist, als die Sonne bereits existierte. In kalten molekularen Wolken, aus denen Sterne und Planeten kondensieren, ist der Anteil an Kohlenmonoxyd nämlich erheblich größer. Das Verhältnis von Kohlenmonoxyd zu Wasser ändert sich, wenn die Temperatur steigt, beispielsweise durch die Strahlung eines jungen Sterns. Dies zeigen auch die Messungen an den Staub- und Gashüllen, die protostellare Systeme umgeben. In solchen Hüllen ist das Verhältnis von Kohlenmonoxyd und Wasser ungefähr so groß wie im Kern von Hale-Bopp. Eine genauere Analyse der Daten gibt auch eine grobe Auskunft über die Region, in der Hale-Bopp entstanden ist. Er muss irgendwo zwischen den Bahnen von Jupiter und Neptun geboren worden sein. Von dort wurde er wahrscheinlich durch das Schwerefeld eines der Planeten in größere Sonnenferne katapultiert.
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