Ist ein dreiteiliger Prozeß vom Lichtempfindlichmachen einer polierten Silber- oder versilberten Platte durch das Aufdampfen einer Jodschicht, dann dem nachfolgenden belichten in der Kamera und schließlich dem Fixieren, indem die Platte in einem Kästchen Quecksilberdämpfen ausgesetzt wird. Dieser Prozeß schuf ein hell-dunkles Lichtbild auf Metall, eine Bildaufzeichnung, die eine feine zart abgestufte Halbtonwirkung besitzt.
Daguerre wandte sich an den Physiker Dominique Francois Arago und weihte ihn in alle Geheimnisse ein. Am 7. Jänner 1839 trat Arago an die Akademie der Wissenschaften heran, teilte die Erfindung Daguerre und Niépce mit und empfahl der Regierung den Ankauf, um sie als Geschenk der Nation der Welt zu übergeben. Eine Kommission, der auch Alexander Humboldt angehörte, hatte mehrere Fragen zu erheben:
1. Ob das Verfahren unbestritten eine Erfindung sei,
2. Ob diese Erfahrung der Altertumskunde und den Schönen Künsten Dienste von Wert zu erweise imstande sei,
3. Ob sie von allgemeinem Nutzen sei,
4. Ob aus ihr die Wissenschaft Vorteile ziehen werde
Die Fragen wurden mit einem klaren Ja Beantwortet. danach wurde der Bericht fertiggestellt, jedoch enthielt er eine Schwäche: die Ungerechtigkeit Niépce gegenüber, dem nichts anderes zugebilligt wurde, als \"lediglich Silhouetten\" hergestellt zu haben.
Dies wurde inzwischen längst korrigiert und zwar am 30. Juli 1839.
Nachdem die Daguerreotypie veröffentlicht wurde brach ein Sturm los. Der Entschluß der französischen Regierung, die Erfindung unbeschränkt für jeden zur Verfügung zu stellen, verursachte ein gewaltiges Interesse an der Kamera und deren Ausrüstung.
\"Le Daguerréotype\" wurde der Apparat genannt, ein rechteckiger Kasten mit einer periskopischen Linse 1:10 und einer nicht verstellbaren Blende von 29 mm.
Die Begeisterung der Welt, aber auch höchste Auszeichnungen - wie die Ernennung zum Offizier der Ehrenlegion und die Aufnahme in die Akademien - brachten ihm alle denkbaren Ehren ein.
Interessenten kamen von überall her wie zum Beispiel der Berliner Verleger L. Sachse, der sich ein Monopol für Deutschland sichern wollte. Sogar Wien leistete seinen Beitrag durch Hofrat Andreas Ettingshausen, Professor für Physik an der Wiener Universität, der sofort begann Forschung über Nutzung und Verbesserung in Angriff zu nehmen. Dies führte zu Wiens hervorragender Leistung wie die Berechnungen Petzvals für ein lichtstarkes Objektiv oder zu den Tätigkeiten der Hof- und Staatsdruckerei sowie zu der späteren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt und nicht zu letzt zu dem grundlegenden Schritt der fotografischen Druckverfahren durch den Professor der Anatomie Joseph Berres.
Am Anfang wurde nicht bedacht, daß Jod- und Quecksilberdämpfe äußerst schädlich und giftig waren. Es wurde überall fanatisch damit begonnen zu \"daguerreskopieren\". Die langen Belichtungszeiten erforderten bei Portraits von den abzubildenden Opfern eine beträchtliche Selbstbeherrschung. Man bestaubte das Gesicht mit weißem Puder um die Kontraste zu schaffen und spannte den Kopf in ein Schraubgestell. Die Ateliers waren so eingerichtet, daß die Person so hoch wie möglich und ganz nahe unter dem Glasdach saß, was mit beträchtlichen Hitzeproblemen für die Betroffenen verbunden war.
Überall auf der Welt entstanden professionelle Ateliers: 1839 durch Draper und Morse in Amerika, 1840 durch Beard und Claudet in London, Davidson in Edinburgh, ebenso aber auch in Paris, Wien oder Berlin.
Eine leichte Verbesserung gelang Claudet 1841, die Verkürzung der Porträtsitzung von 15 auf 5 Minuten durch das zusätzliche Aufbringen von Chlordämpfen auf die Jodschicht, was die Empfindlichkeit der Platte tatsächlich erhöhte. Ebenfalls noch 1840/41 waren es die Brüder Natterer in Wien, die Jod, Brom und Chlor zu einer weit aus empfindlicheren Beschichtung brachten. Dies war ein Weg die Mängel der Daguerreotypie zu verändern. Der andere bestand in der Verbesserung der Lichtstärke der Optik.
Andreas von Ettingshausen, der vom österreichischen Staatskanzler zur Publikation der Daguerreotypie nach Paris gesandt wurde, erkannte sofort, daß die eigentliche Schwäche in der minderwertigen Leistung der Linse, einem simplen Achromaten von 380 mm Brennweite und Lichtstärke 17 - lag. Nach einem Gespräch mit Checalier in Paris, das ohne Erfolg verlief, wandte er sich in Wien an Dr. Josef von Petzval, Professor für Physik und Mathematik am k.k. Polytechnischen Institut in Wien, um für sein neues Vorhaben (die wissenschaftlich-mathematische Berechnung eines Linsensystems) zu gewinnen.
Die Berechnung die Petzval in völlig neue Gebiete der Optik führten, dauerten mehrere Monate und waren Anfang 1840 abgeschlossen, Die Belichtungszeit betrug damit statt 15 Minuten 45 Sekunden, und damit stand der Fotografie von da an ein völliges Neuland offen.
|