Der größte Unterschied zwischen den beiden Lehren war sicher der zwischen dem Sinnlichen und dem Intelligiblen. Während Platon die von Sokrates übernommene Methode der Begriffserklärung von den Einzeldingen trennt und eine Welt der Ideen aufbaut, was ihm Aristoteles auch vorwarf, setzte Aristoteles ihm den Begriff der Substanz entgegen. Er meint, dass Wissenschaft nicht in einer "Fiktionenwelt" zu betreiben sei, sondern dafür brauche man reelle Gegebenheiten.
Platon meinte, dass die höchste Wahrheit einer Sache in seiner Idee läge - dem Intelligiblen. Denn wenn man zum Beispiel den Begriff "Sessel" nennt, stellt sich zwar jeder einen anderen Typ eines Sessels vor, aber die Grundidee ihm zum sitzen zu gebrauchn und ihn so zu konstruieren ist bei jedem die gleiche. Also ist diese Idee unveränderlich. Jedoch kann man im Sinnlichen nur dann das Einsehbare erkennen, wenn man es mit Verstand und Vernunft, dem Logos, angeht. Es kommt auf die Situation darauf an, wie wir die verschiedenen Dinge dann schlußendlich wahrnehmen. Diese Erscheinungen nennt Platon dann die Abbilder der Idee. Nehmen wir nur den Begiff "Gerechtigkeit" her, denn Gerechtigkeit bedeutet für jeden etwas anderes, was dann auch zu Problemen für die Minderheiten gesorgt hatte. Doch hierfür gibt es ja jetzt die Menschenrechte, die leider immer noch in vielen Teilen der Erde mißachtet werden. Man kann erst aus der Fähigkeit, diesen Oberbegriff zu finden, schließen, die Idee erkannt zu haben.
Platon hat seine Ideen nach einer Art Pyramide, einer Hierachie aufgebaut, wo an der höchsten Stelle die Idee des Guten ist. In seinem Höhlengleichnis verkörpert diese Erkenntnisquelle die Sonne, die den ganzen Rest beleuchtet. Nach dieser Lehre wollte Platon auch eine Antwort anbieten, um alle Fragen des Seins aus der Welt zu schaffen.
Aristoteles hingegen hielt nicht sehr viel von diesen Vorstellungen. Der Vorläufer des Empirismus meinte mit der Begründung, dass wir hier und jetzt leben würden, dass nur die realen Dinge, die man sehen und fühlen kann, wichtig seien. Diese bauen sich aus vier Prinzipien zusammen: Erstens aus dem Stoff, zweitens aus der Form, drittens aus der Wirkung, und viertens, was Aristoteles auch am wichtigsten erschien, der Zweck. Erst das Zusammenspiel dieser 4 Teile definieren eine reelle Sache, ein Seiendes. Der Begriff des Zweckes - télos - wurde von Aristoteles das erste Mal in die Philosophie eingebracht. Für ihm muß alles einen Zweck haben. Das Werden, welches immer unvollkommen ist, basiert auf einer Ursache und hat als Ziel eine Tätigkeit, die dem Zweck zugrunde liegt.
Für die Erforschung dieses Sinnlichen ist aber das Streben nach Wissen erforderlich. Doch dies soll schon von Geburt an im Menschen verankert sein, da Stagnation für ein Lebewesen wie den Menschen den Lebenssinn in Frage stellen würde. Erfahrung gewinnt man aber erst aus den Wahrnehmungen, der Erinnerungen und den Erforschungen. Als Substanz wird das wahre Seiende mit reiner Form bezeichnet. Dieses ewige Seiende ist Gott, der auch als unbewegter Beweger definiert ist.
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