Unter "Glück" versteht Mill die Lust des Freiseins von Unlust, unter "Unglück" Unlust und das Fehlen von Lust. Um das zu verstehen muss jedoch geklärt werden, was die Begriffe Lust und Unlust einschließen. Nichts desto Trotz meint Mill, dass Lust und Freisein von Unlust die einzigen Dinge sind, die als Endzweck wünschenswert sind und alle anderen wünschenswerte Dinge nur deshalb wünschenswert sind, weil sie entweder selbst lustvoll oder sie Mittel zur Beförderung von Lust und Vermeidung von Unlust sind.
Bei vielen Menschen stößt eine solche Lebensauffassung jedoch auf Abneigung. Der Gedanke, dass das Leben keinen höheren Zweck habe als die Lust, kein besseres oder edleres Ziel des Wollens und Strebens erscheint niedrig und gemein. Immerhin würde es bedeuten, dass Menschen keiner anderen Lust fähig sind als der der Schweine. Und wenn die Quellen der Lust für Menschen und Schweine die selben wären, müssten die Lebensregeln ebenfalls gleich sein.
Mill unterscheidet auch verschiedene "Arten" von Freude: von zwei Freuden ist diejenige die wünschenswerte, die von allen oder nahezu allen, die beide erfahren haben, ungeachtet des Gefühls, eine von beiden aus moralischen Gründen vorziehen zu müssen, entschieden bevorzugt wird.
"Es ist besser ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedengestelltes Schwein; besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr. Und wenn der Narr oder das Schwein anderer Ansicht sind, dann deshalb, weil sie nur die eine Seite der Angelegenheit kennen. Die andere Partei hingegen kenn beide Seiten".
Der einzige Beweis dafür, dass ein Gegenstand sichtbar ist, ist, dass man ihn tatsächlich sieht. Der einzige Beweis dafür, dass ein Ton hörbar ist, ist, dass man ihn hört. Ebenso wie der einzige Beweis dafür, dass etwas wünschenswert ist, der ist, dass die Menschen es tatsächlich wünschen.
Mill sagt, dass das Glück ein Gut ist und das allgemeine Glück ein Gut für die Gesamtheit der Menschen ist. Damit ist das Glück einer der Zustände des Handelns und daher eines der Kriterien der Moral.
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