Erziehung sei zwar sowohl Selbst- als auch Fremderziehung mit empirischem und intelligiblem Teil, moralisch gut werden könne man aber nur aus Selbstzwang (Niethammer über Kant, '80, S. 92), also durch das "echte" Wollen des intelligiblen Ichs (Niethammer über Kant, '80, S. 87), welches sich die Handlungsgesetze selbst gebe (Niethammer über Kant, '80, S. 10).
Der "natürliche Zustand" des Menschen ist nach Kant der Ausgangspunkt bei der Erziehung (Niethammer über Kant, '80, S. 105). Dabei sei der mit dem ,Hang zum Bösen' zusammenhängende Grundtrieb der Menschen die Selbstliebe, welche als Summe aller Neigungen dem Sollensruf des Gewissens entgegenstünde (Niethammer über Kant, '80, S. 130). Der Mensch besitzte dabei nicht die Freiheit, diese dem Sittengesetz unterzuordnen (Niethammer über Kant, '80, S. 109), da das Moralgesetz der Selbstliebe untergeordnet sei (Niethammer über Kant, '80, S. 110).
Gute Zwecke seien immer allgemeingültig und von jederman gebilligt (Niethammer über Kant, '80, S. 10). Daher müsse man sich stets fragen: "Kannst du auch wollen, daß deine Maxime ein allgemeines Gesetz werde?" (Kant in Niethammer, '80, S. 97) und hat somit Kant's kategorischen Imperativ formuliert: "handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde" bzw. zum allgemeinen Naturgesetz (Kant, Reclam, '61, S. 68). Diesem fügt Kant den praktischen Imperativ hinzu, welcher lautet: "Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest." (Kant, Reclam, '61, S. 79)
Man soll also stets nach dem "freiwilligen Gesetzeshorsam" (Niethammer über Kant, '80, S. 102), also nicht aus Gewohnheit, sondern aus Maximen gut handeln (Niethammer über Kant, '80, S. 103), die allein durch die "inwendige Gesinnung" (Niethammer über Kant, '80, S. 104) eines unabhängigen und freien Menschen entstünden (Niethammer über Kant, '80, S. 105). Dem stehe dabei immer der menschliche "Hang zur Gemächlichkeit"- des Menschen "schlimmstes Übel"- entgegen. Um diesen den Kindern "auszutreiben", müsse man diese an das Arbeiten, welches Freiheit und Notwendigkleit verbinde, gewöhnen (Niethammer über Kant, '80, S. 159) und auch der Zerstreuung entgegenwirken (Niethammer über Kant, '80, S. 164), da das Gedächtnis auf Aufmerksamkeit beruhe (Niethammer über Kant, '80, S. 171) und jegliche "Zügel- und Regellosigkeit" schlecht sei (Niethammer über Kant, '80, S. 168). Die Aufgabe eines Erziehers bestünde also darin, zu leiten, denken zu lehren und eigenständig zu machen (Niethammer über Kant, '80, S. 160).
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