1. ENTWICKLUNG ZUM BÜRGERLICHEN TRAUERSPIEL HIN
Klassische Tragödie:
Tragödie = dramatische Gestaltung eines Geschehens mit einem Wendepunkt
Held aus Herrschertum (Haupt- und Staatsaktionen), oftmals mythologische Figuren (Marwood - Medea)
Auswegloser Konflikt durch schuldhafte Verstrickung (zu späte Erkenntnis), meist Ende durch Tod
Barocke Tragödien:
Schwülstig, Märtyrertum
Tragédie domestique und Tragédie héroique:
Vorläufer des bürgerlichen Trauespiels
Comédie larmoyante (weinerliche Komödie):
Zwischenstufe des klassischen Trauerspiels und des bürgerlichen Trauerspiels
Frühaufklärerische empfindsame Form des französischen Theaters (Übernahme von Elementen der Komödie in Tragödie)
Bürgerliches Trauerspiel:
Einflüsse/ Vorgänger aus England
Der tragische Konflikt springt von der Öffentlichkeit (Haupt- und Staatsaktionen) ins Private, Beschränkung auf das Private und die Familie
Bürgerlich = soziale Verrückung ins Bürgertum, wobei darunter nicht der Pöbel, sondern auch der niedrige Adel verstanden wurde (quasi bürgerliches Milieu)
Lessings Meinung zum bürgerlichen Trauerspiel:
Ziel der Tragödie: Leidenschaften erregen
Der Zuschauer soll mit den Akteuren mitfühlen und mitleiden, dies kann er jedoch nur, wenn er sich mit den Personen identifizieren kann (Bürgertum statt Herrschertum)
Mitleid, Rührung und Mitfühlen erregen familiäre und private Probleme
2. EMPFINDSAMKEIT
Ursprung: England (eng.: sentimentalism)
Wichtigste Empfindung: Mitleid
Gefühlsmäßige Freundschaft und Liebe, Emotionen und Affekte sind jetzt die wichtigen Größen, statt Vernunft jetzt also auch Gefühle (Sensibilisierung des Zuschauers)
Glaube an die grundlegende Güte des Menschen, Besserung des Menschen über Gefühle und nicht ausschließlich über Vernunft
Widerspruch in Miß Sara Sampson Adelige leben Gefühlswelt nicht so aus, sie unterdrücken ihre Gefühle: unrealistisch für diese Zeit
Lessing kritisiert, daß die Adeligen sich selbst verleugnen
3. BÜRGERLICHE KLEINFAMILIE UND FRAUENROLLE
Entstand im Zuge der kapitalistischen Arbeitsteilung
Trennung von öffentlicher Sphäre und privater Sphäre
Familie hatte verfestigte moralische Grundsätze, über die der Vater wachte patriarchalische Familie
Autoritäre Strukturen wandelten sich zunehmend zu gefühlsmäßigen Strukturen
Miß Sara Sampson:
Vater wird als Oberhaupt angesehen, jedoch nicht nur autoritär, sondern auch emotional begründet
Keine komplette Auflösung aller Standesgrenzen (vgl. Waitwell - Sir William) spektakuläre Idee Lessings: Auflösung dieser Grenzen
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