Die Weisheit und die ruach Gottes sind unter all den fiktiven weiblichen Gestalten die einzigen die mit göttlicher Vollmacht wirken. Viele feministische Theologinnen beschäftigen sich mit dem Buch der Sprüche, in dem die Weisheit als eine weibliche Gestalt dargestellt wird.
Das Buch der Sprüche ist die älteste Weisheitsliteratur. An dieser Stelle werden einige Lebensregel zusammengestellt und die Weisheit wird personifiziert: "Sie wird uns dargestellt als eine Prophetin, als Richterin im Tor, als eine, die in ihr Haus einlädt. Sie verspricht
Reichtum, langes Leben und Wohlgefallen vor Gott; sie zeigt den im Leben noch unerfahren
den rechten Weg und sie führt die Mächtigen zu gerechtem Handeln. Die Weisheit spielt vor
Gott, während die Welt erschaffen wurde." Viele feministische Theologinnen sind sich nicht einig wie die Weisheit hier dargestellt worden ist. Einige Theologinnen sprechen von der Weisheit als ein "Schoßkind" während sie andere Feministinnen als eine junge, reife Frau darstellen.
Vor allem der Rahmenteil des Buchs der Sprüche, also Kap 31, 10- 31 ( " Das Lob der tüchtigen Frauen" ), wurde von Feministinnen auf unterschiedlicher Art interpretiert. Sehr oft wurde diese Stelle auch mißinterpretiert, als seien hier die Tugenden einer tüchtigen Hausfrau gepriesen.
Der Entstehungstext der Weisheitsgestalt: " Nach der Rückkehr aus dem Exil in Babylon, waren die alten politischen und religiösen Strukturen Israels, wie das Königstum, nicht mehr vorhanden. Daher wurden die Frauen zu einem wichtigen Ort der Religionsausübung.... Einen wesentlichen Teil dieser Aufgabe übernahmen die Frauen..." .
All die Übersetzungsmöglichkeiten der ruach Gottes, wie "Wind", "Sturm", "Atem", "Lebenskraft"... deuten wiederum auf eine weibliche Gestalt hin. Der ruach spricht man vor allem diese Fähigkeiten zu:
sie motiviert Männer zu charismatischen Führern zu werden
sie erweckt Tote wieder zum Leben
ohne sie kann kein Leben bestehen
sie sorgt für Recht und Gerechtigkeit
Belegstellen für die ruach sind im Richterbuch zu finden.
Zusammenfassend möchte ich die göttliche Weisheit und die ruach Gottes miteinander vergleichen und einige Gemeinsamkeiten feststellen:
beide waren bei der Schöpfung anwesend
beide ermöglichen eine gerechte Machausübung und eine gerechte Regierung
beide können als Leitfiguren für das Leben dienen
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