Im Dialog "Phaidon" diskutiert Sokrates kurz vor seinem Tod mit seinen Freunden über die Unsterblichkeit der Seele. Er versucht ihre Präexistenz und ihre Postexistenz zu beweisen.
. Die Präexistenz der Seele wird anhand des Phänomens der Anamnese (Wiedererinnerung) erklärt: Der Mensch hat bereits vor aller Erfahrung ein Wissen von den unwandelbaren Begriffen und Gestalten (= Ideen)
. Im menschlichen Erkenntnisprozess beschäftigt sich die Seele mit dem Unsichtbaren und dem Bleibenden, während der Körper das Sichtbare und das Wandelbare wahrnimmt. Beide sind dem ähnlich, womit sie sich beschäftigen - die Seele ist ähnlich dem Unvergänglichem und Göttlichem, der Körper dem Vergänglichen. Dies ist ein Argument für die Postexistenz der Seele.
. Die Loslösung der Seele vom Körper (das Sterben) funktioniert bei den Menschen, die sich im Leben zu sehr auf körperliche Gelüste und Begierden einlassen haben, nur unvollkommen - diese Seelen müssen in den Kreislauf der Wiedergeburt.
. Es gibt Wesenheiten, die niemals miteinander eine Verbindung eingehen: Der Schnee ist immer mit Kälte verbunden, niemals jedoch mit Feuer oder Wärme. Ebenso ist die Seele immer mit Leben, Beständigkeit und Göttlichkeit (Ewigkeit) verbunden, niemals jedoch mit Tod und Vergehen.
Seele in ihrer Heimat, dem Reich der Ideen
Seele verlässt Körper
Vor dem Eintritt der Seele in den Körper geht sie durch den Fluss des Vergessens
Seele im Körper
Laut Platon hat die Seele also schon existiert, ehe sie sich in unserem Körper niederließ. Wenn der Mensch die Formen der Natur erlebt, so Platon, dann taucht nach und nach in der Seele eine vage Erinnerung und Sehnsucht nach der eigentlichen Wohnung der Seele auf. Diese Sehnsucht nennt Platon "Eros", also Liebe. Die Seele verspürt eine Liebessehnsucht nach ihrem eigentlichen Ursprung.
|