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philosophie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die physik



Die Physik der Stoa behandelt die großen metaphysischen Fragen, wofür z.B. der Materialismus und der Pantheismus charakteristisch sind.
Der Materialismus kommt dabei in der Sinndeutung des Seins zum Ausdruck. Das Wesen des Seins ist soviel wie die Körperlichkeit, wobei das Ausgedehnte das allem Sein zugrunde liegende Wesen ist. Die zweite Seite des Seins ist die Kraft, die sich als lebendige Kraft dort finden lt, wo Atem, Wärme und Feuer ist. Dort ist das Leben noch nicht, wie im toten Körper, erschöpft, sondern es besitzt noch seine Spannung. Dieser hylozoistischen Interpretation des Seins liegt eine einfache Beobachtung des Lebendigen zugrunde, wo die Kraft immer durch Atem, Wärme und Spannung gegeben ist. Die Stoa macht durch den Kraftbegriff im Sinn des Lebens keine wesenhafte Zäsur durch das Sein, da es keine Schichten des Seins gibt, die nebeneinander liegen, sondern die Kraft findet sich überall, so daß sich die Bereiche des Seins nur graduell voneinander unterscheiden: In der anorganischen Natur ist das Pneuma lediglich vorhanden, in der Pflanzenwelt erreicht es die Stufe des Wachstums, in der Tierwelt tritt es bereits als Seele auf und im Menschen schließlich als Vernunft. Im Grunde aber ist das Pneuma überall vorhanden und stellt nur eine andere Seite des Körperlichen dar, womit das Sein einen monoistischen Charakter erhält. Alles ist demnach Materie, auch die sogenannte Lebenskraft.
Der Pantheismus stellt sich in der Frage nach dem letzten Grund des Seins dar. Der Stoiker kennt diese Frage sehr wohl, lehnt es aber ab, die Suche nach einem solchen Grund zu transzendieren; Zitat Plinius: \"Vollkommener Wahnsinn ist es, sich aus der Welt hinausversetzen zu wollen und den Kosmos von außen zu studieren, gleich als ob alles Innere schon hinreichend bekannt wäre.\". Der Grund der Welt liegt also in ihr selbst, da die Welt ewig ist, unermeßlich und so unendlich, daß sie reich genug ist, sich selbst zu erklären. Deshalb haben die Stoiker auch ein immanentes Erklärungsprinzip für Welt und Weltprozeß. Ihre Urkraft, auch Urfeuer, Urpneuma und Weltseele genannt, ist zugleich Weltvernunft (\"Logos\"), Weltgesetz (\"Nomos\", \"Lex naturalis\"), Vorsehung (\"Pronoia\", \"Providentia\") und Schicksal (\"Heimarmene\", \"Fatum\"). Dadurch wird nach Normen und Gesetzen der Stoff geformt und die Bewegung in Gang gebracht.
Die Weltvernunft enthält die ewigen Gedanken für alles Kommende, so da ihre Ideen die Grundlage der Zukunft sind, wodurch das ganze Geschehen in eine strenge Ordnung kommt, sogar in der überspitzten Form einer Wiederkehr aller Dinge, da das Geschehen in großen Zyklen abläuft. Nach dem Ablauf einer Periode des Geschehens wird ein Weltbrand alles Gewordene wieder auslöschen und es in einer ungeheuren Masse feurigen Dunstes dem Urfeuer wieder zurückgeben, das es dann wieder aus sich entläßt; Zitat: \"Dann wird es bei gleichem Stand der Gestirne wieder einen Sokrates und einen Platon geben, und jeder einzelne Mensch wird mit denselben Freunden und Bürgern neu entstehen...\". Diese Wiederherstellung erfolgt aber nicht nur einmal, sondern unendlich viele Male. Weltvernunft und Vorsehung sind aber nicht die Gedanken und das Wollen eines freien, persönlichen Geistes, sondern nur die Gestaltungs und Bewegungsordung des Stoffes selbst, die unendliche Ursachenreihe (\"Series implexa causarum\"). Der Stoff ist das Letzte, und somit bleibt es beim Materialismus.
Auch die \"Rationes seminales\" sind materielle Ursachen, keine Ideen. Echte Ideen schweben als fernes Ziel und in der Zukunft stehend der Entwicklung vor, und diese eilt ihnen entgegen. Die stoischen \"Rationes seminales\" dagegen stehen am Anfang der Entwicklung und bilden kein ideelles Telos, sondern sind physische Ursachen materieller Art innerhalb der allgemeinen Ursachenreihe; auch eine Anlage im biologischen Sinn ist eine physische Ursache. Alle Ursachen der Stoiker sind materiell körperlicher Art. Die Urkraft wird als Zeus bezeichnet und heißt göttlich, da Gott, Vernunft, Fatum und Natur ein und dasselbe sind, denn wenn die Welt sich selbst begründet, dann füllt sie den Platz Gottes aus und ist selbst Gott.
Trotz dieser Umdeutung des \"Fanum\" in ein \"Profanum\" gibt es eine stoische Religiosität; Zitat: \"Es gebührt sich, den Kosmos und das, was wir mit einem anderen Namen Himmel nennen, durch dessen Umdrehung das All seine lebendige Existenz hat, für Gott zu halten, für ewig, heilig, unermeßlich, niemals entstanden, niemals vergehend...\". Die vielen persönlichen Termini, die in diesen Hymnen für die Gottheit verwendet werden und hauptsächlich aus der Mythologie Homers stammen, sind jedoch bloße Metaphern und können nicht darüber hinwegtäuschen, daß das religiöse Gefühl des Stoikers ein Naturgefühl ist, da sein Gott das All bleibt.

 
 

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