Zum Schutz gegen die Ausbeutung und den schlimmen sittlichen Einfluß der europäischen Kolonisten erwirkten spanische Jesuiten von ihrer Regierung die Zusage, in bestimmten Gebieten, den Reducciones, den Indianern Selbstverwaltung zu gewähren (1609). Etwa 60 bis 80 Jesuiten leiteten diesen Staat, der dem Vizekönig nur eine mäßige Kopfsteuer zu entrichten hatte, in Milde und - damals unerhört - mit demokratischen Abstimmungen. Grund und Boden gehörte allen gemeinsam, der wirtschaftliche Ertrag aus Landwirtschaft und Kunsthandwerk schuf glänzende Lebensmöglichkeiten. Gegen neidische Großgrundbesitzer aus der Nachbarschaft verteidigten sie sich wehrhaft.
Das ganze Tagewerk war von Religion durchdrungen, Kirchgang, fromme Lieder bei der Arbeit waren selbstverständlich. Der Idealstaat nach der "Utopia" von Thomas Morus schien verwirklicht. Als sich 1758 die Indianer gegen die Steuererhöhung und die Finanzpolitik Portugals zur Wehr setzten, kam es zum sogenannten Reduktionenkrieg, der mit der Vertreibung der Jesuiten und ihrer Aufhebung in Portugal endete und bald wieder die Paraguayer in ein rein äußerliches Christentum zurücksinken ließ. Hier hatten es trotz günstiger Bedingungen die Missionare verabsäumt, einheimischen Klerus heranzubilden.
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