4.i ) Der Einfluß des Pulsschlags
Vermutung : Die Blutzufuhr bläht die Stimmlippen auf und verändert somit periodisch die Stimmlippenbewegung .
Untersuchungen von Orlikoff/Baken ergaben, daß sich die Schwankungen der Grundfrequenz tatsächlich periodisch wiederholten, wobei die Periodendauer etwa dem zeitlichen Abstand zwischen den Pulsschlägen entsprach.
Nach Orlikoff/Baken belief sich der Beitrag des Pulsschlags zum gesamten Jitter auf 0.5 - 20.0 % :
bei Männern auf durchschnittl. 6.9 %
bei Frauen auf durchschnittl. 2.4 %
insgesamt also auf 4.6 %
Die Dauer betrug im Schnitt bei Männern 3.7 µs , bei Frauen 0.9µs = insges. 2.3 µs.
Vor allem betroffen ist der musculus thyroarytaenoideus (vocalis), der zwischen Schild- und Stellknorpeln verläuft.
(Dem Problem, daß die gehaltene Phonation eine Atemhalteübung darstellt und sich daher dabei auch der Herzschlag ändert, wurde übrigens dadurch entgegengewirkt, daß jeder F0 - Wert relativ zum Grundfrequenz-Mittelwert ( pro \'cardiac cycle\') gesehen wurde).
4.ii) Nervenimpulse
Das Auftreten von Nervenimpulsen scheint zu bewirken, daß sich die Stimmlippen rhythmisch zusammenziehen.
Die Impulse in den motorischen Einheiten ( s.o.) führen dazu, daß der musculus thyroarytaenoideus zu zucken beginnt (für diesen Muskel wurde es genauer untersucht, ist aber wohl für andere laryngale Muskeln in ähnlicher Weise anzunehmen (Titze 1991)).
Der dadurch entstehende Jitter hängt ab von
. der Anzahl der motorischen Einheiten (viele m.E. können das \"Zucken\" einer einzigen gewissermaßen \"ausgleichen\")
. der Frequenz der Impulse (der Jitter wird geringer, wenn mehr als 50 Reize pro Sekunde erfolgen, da dann dem Muskel nicht genug Zeit bleibt zu erschlaffen und es einfach zu einer Dauerverkürzung (Tetanus) kommt.
. der Längenvariation der motorischen Einheiten (je unterschiedlicher die Längen der Muskelfasern, desto größer ist der Jitter [exponentieller Zusammenhang])
. der Impulsvariation (wie bei Längenvariation)
4.iii ) Struktur der Stimmlippen
Eine weitere Erklärung für Jitter und Shimmer ist die Struktur der Stimmlippen. Es könnte nämlich sein, daß sie \"innerlich vibrieren\".
Je kleiner und fester (\"rigid\") die Stimmlippen sind, desto geringer wäre demzufolge die Mikrovariation.
Darauf deutet ebenfalls hin, daß der Jitter mit steigender Grundfrequenz - bei der die Stimmlippen immer gespannter werden - abnimmt. Auch sind verschiedene Werte des Jitters bei unterschiedlichen Vokalen beobachtet worden ( aber hierzu s.u. Einfluß des Alters).
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