1.1. Kindheit, Jugend und Konservatorium
Claude Achille Debussy wurde am 22. August 1862 in einem Pariser Vorort,
Saint-Germain-en-Laye geboren. Seine Familie zog dann mit ihm nach Paris. Seine vier Geschwister wurden von einer Schwester seines Vaters Manuel Achille aufgezogen, nur er selbst war der strengen Mutter ausgeliefert. Immerhin verbrachte er auch glückliche Zeiten bei seinem Onkel Achille Arosa. 1870 begann er Klavierunterricht bei Madame Mauté de Fleurville zu nehmen, die Debussys Talent erkannte und die Eltern überzeugte, ihn eine Virtuosenlaufbahn einschlagen zu lassen.
Zwei Jahre später bestand er die Aufnahmeprüfung für das Pariser Konservatorium, wo er die nächsten 12 Jahre seines Lebens verbrachte. Er lehnte sich gegen die musikalischen Regeln, die dort gelehrt wurden, auf, und nervte etliche Professoren mit seinem Trotz und seinen Versuchen, etwas Neues zu schaffen. Die ersten drei Jahre im Konservatorium bestritt er als Schüler des toleranten Lehrers Lavignac, auf diesen folgten Marmontel als Klavier- und Durand als Harmonielehrer, bei denen der Unterricht eine Qual für Debussy war. Mit einer Ausnahme schloss er seine Lehrjahre im Klavierspiel bis 1877 immer mit einer Auszeichnung (3., 2. oder 1. Preis) ab, 1878 und 1879 konnte er den bisherigen Erfolg nicht fortsetzen. Für seine Eltern war er somit ein Versager, und sie ließen die Aussicht auf eine Virtuosenlaufbahn fallen. Später verzichtete er überhaupt auf den Kontakt zu ihnen. Allerdings erhielt Debussy einen ersten Preis für Klavierbegleitung in der Klasse von M. Bazile.
Im Sommer 1880 wurde Debussy von seinem Lehrer Marmontel Frau Nadesha von Meck, der Mäzenin von Tschaikowski, vermittelt. Er war als Klavierlehrer ihrer Kinder, aber vor allem als Begleiter und Vorspieler für die reiche Witwe angestellt und fühlte sich dort, fast wie ein Gast behandelt, sehr wohl. Mit seiner Rückkehr ins Konservatorium begann er seinen Kompositionskurs bei dem jungen Lehrer Ernest Guiraud, ermöglicht von seinem Preis in Klavierbegleitung. Guiraud förderte sein Talent, indem er seine aufmüpfige Ader nicht zu zähmen versuchte. Er ging auf Debussy ein, und Guirauds Unterricht sagte ihm zu.
Weil er anfangen musste, Geld zu verdienen, versuchte er sich zunächst als Begleiter von Gesangskursen, dann reiste er im Sommer 1881 wieder zu Frau von Meck, nach Russland, und auch im Sommer danach. Auf einer Reise nach Wien mit ihr hörte Debussy zum ersten Mal Wagners "Tristan und Isolde", das bei ihm einen großen Eindruck hinterließ.
Frau von Mecks herzliche Unterstützung endete jedoch abrupt, als er und Frau von Mecks Tochter Sonja sich ineinander verliebten und die Witwe dagegen war.
Debussy hatte mit 18 Jahren auch die 30jährige Madame Vasnier kennengelernt. Er schloss eine enge Freundschaft mit ihr und ihrem Mann, der sich in der Folge um seine musikalische Ausbildung kümmerte. Bei den Vasniers verbrachte der junge Student viel Zeit.
1884 gewann er schlussendlich den Rompreis, eine Auszeichnung für Kompositionen, nachdem er zum zweiten Mal und mit seinem Werk L'enfant prodigue dort angetreten war.
Seine "Belohnung" war eine dreijährige Reise nach Rom, vom Staat finanziert, die ihm allerdings absolut nicht zusagte. Anfangs konnte Debussy sich mit viel Mühe und den Ratschlägen von Herrn Vasnier überwinden, den Aufenthalt nicht abzubrechen, aber 1887 hielt er es schlussendlich nicht mehr aus und kehrte heim nach Paris. Danach wurden seine Besuche bei den Vasniers auch seltener. Er verweigerte den abschließenden Preis des ihm verhassten Konservatoriums und verbot die Aufführung der in Rom komponierten Werke, weil sein Stück Printemps nicht aufgeführt werden sollte. Somit schloss er seine Zeit als Student ab.
1.2. Von der Bohème-Periode zu reifen Werken
Er begann verschiedene Liebesbeziehungen, darunter auch sein Verhältnis mit Gabrielle Dupont, kurz Gaby genannt, die in den folgenden schweren Jahren treu zu ihm hielt. Auch viele Freundschaften mit Musikern und Dichtern hatten in dieser Zeit ihren Anfang.
Da wären unter Anderem Paul Dukas, Ernest Chausson, Eugène Ysaye oder Erik Satie, aber vor allem Pierre Louys, mit dem ihm eine besonders enge Freundschaft verband. Er hielt auch etwas Kontakt zu Stéphane Mallarmé, dessen Gedicht er später mit der Prélude à l'après-midi d'un faune vertonte. Auf der Pariser Weltausstellung 1889, für die übrigens der Eiffelturm gebaut wurde, bekam Debussy erstmalig Eindrücke von fernöstlicher Musik, deren Gamelan-Orchester ihn, wegen ihrer Rhythmik und ihrem Gebrauch das Klangs an sich, beeindruckten. Seine ersten Kompositionen wurden von einem literarischen Verleger herausgegeben, danach übernahm der Verleger Georges Hartmann diese Aufgabe. Im Jahr 1892 begann er die Planung für sein größtes Projekt, seine einzige Oper Pelléas et Mélisande nach einer literarischen Vorlage von Schriftsteller Maeterlinck, an der er 10 Jahre lang arbeitete.
1894 erschien sein erstes Meisterwerk Prélude à l'après-midi d'un faune, nachdem er sich mit verschiedenen kleineren Kompositionen beschäftigt hatte. Es wurde vom Publikum gut aufgenommen, die Kritiker hielten sich mit ihren Aussagen eher zurück. Das Zusammensein mit Gaby wurde ihm allmählich lästig, und im Februar 1897 kam es zur Trennung. Gabys Selbstmordversuch mit einem Revolver schlug fehl, nach ihrem Aufenthalt im Krankenhaus wurde sie von den Familien Chausson und Ysaye aufgenommen. Das war für Debussy ein Grund, die Freundschaften zu quittieren. Nach schweren finanziellen und seelischen Krisen rettete er sich 1899 schließlich in die Ehe mit Lily Texier, die ihn wieder etwas stabilisierte. Er konnte sich mit Werken wie Les Nocturnes finanziell über Wasser halten, bis er 1902 endlich mit den Arbeiten an Pelléas et Mélisande fertig wurde.
André Messager wurde die Funktion des Dirigenten zuteil, der den Direktor der Pariser Opéra-Comique Carré überzeugte, Debussys Oper aufzuführen. Debussy wählte für die Rolle der Mélisande die schottische Sängerin Mary Garden, was den Autor der Vorlage zutiefst erzürnte. Maeterlinck wollte seine Frau als Mélisande sehen, deshalb brach er mit Debussy und versuchte, die Oper abzusetzen. Er hatte dabei keinen Erfolg, und nach heftigen Protesten und Buhrufen bei den ersten Aufführungen wurde Pelléas et Mélisande doch noch ein Erfolg, der den Komponisten zu Geld und Berühmtheit führte.
Inzwischen verliebte er sich in die Mutter von einem seiner Klavierschüler. Im Gegensatz zu Gaby und Lily, beide aus den unteren Gesellschaftsschichten, kam Madame Emma Bardac aus gutem Hause. Als Lily erfuhr, dass Emma seine Geliebte war, versuchte sie sich, genau wie schon Gaby vor ihr, mit einer tödlichen Kugel das Leben zu nehmen. Auch dieser Versuch misslang, und Debussy ließ sich 1905 schließlich von ihr scheiden. Den meisten seiner Vertrauten, die zu Lily hielten, beendete er die Freundschaft, so dass es zum Bruch von jahrelangen Freundschaften wie die mit Mary Garden oder sogar Pierre Louys kam. Noch bevor Emma sich ihrerseits von ihrem Mann scheiden ließ, wurde das gemeinsame Kind von Emma und Claude geboren: Tochter Claude-Emma, bekannt als Chouchou. Im selben Jahr vollendete Debussy auch sein orchestrales Werk La Mer, ein weiteres Meisterwerk, durch das er wegen der Unterschiedlichkeit zu Pelléas et Mélisande viele Anhänger wieder verlor. Nichtsdestotrotz komponierte er fleißig weiter und vollbrachte Leistungen wie die Images oder die Suite Children's Corner für Klavier zu schreiben.
1.3. Bis zum Ende seines Lebens
Nach der Heirat mit Emma Bardac 1908 hatte Debussy keine weiteren Krisen vor sich. Obwohl seine Frau von ihrem reichen Onkel enterbt wurde, hatte die Familie doch genügend Geld, um sich ein Leben in Wohlstand leisten zu können. Er schuf Kompositionen wie sein bekanntestes Werk Préludes (genauer gesagt der 1. Band von zweien), eine Sammlung von klanglich außergewöhnlichen Klavierstücken, oder auch die schwierigen Études. Neben dem Bühnenstück Le martyre de Saint-Sébastien war das Ballett Jeux eine seiner letzten großen Kompositionen. Ab 1915 verschlimmert sich Debussys Krebsleiden, das 1909 festgestellt wurde. Der erste Weltkrieg tat das Übrige, um Debussys Schaffenskraft zu lähmen. Sein letztes Werk, das in der Öffentlichkeit aufgeführt wurde (1917), war die Sonate für Violine und Klavier, der Klavierpart wurde noch von Debussy gespielt.
Claude Debussy starb am 26. März 1918 im Alter von 55 Jahren in Paris.
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