Als abschließendes Beispiel für die Solistin/Pianistin möchte ich den Weg von Clara Schumann, geb. Wieck, der großen Pianistin und Komponistin aufzeigen.
Clara Schumann war das zweite Kind des Musikpädagogen und Klavierhändlers Friedrich Wieck (1785 - 1873) und dessen erster Frau Marianne (1797 - 1872). Schon im Alter von fünf Jahren erhielt Clara von ihrem Vater Klavierunterricht nach einer von ihm selbst entwickelten Lehrmethode. In dem Können seiner Tochter wollte Wieck gewissermaßen eine Beglaubigung seiner Methode und seiner Befähigung für höchste Kunstausbildung erkannt wissen und verfolgte dieses Ziel mit Härte.
Am 20. Oktober 1828 debütierte Clara Schumann als Klavier-Virtuosin im Leipziger Gewandhaus. In den folgenden Jahren erwarb sie sich spielend die Anerkennung als bedeutendste Pianistin in ganz Europa. Der österreichische Kaiser ernannte die Künstlerin am 15. März 1838 zur k.k. Kammervirtuosin, eine Auszeichnung, die vorher kaum einer Ausländerin zugekommen war. Die Gesellschaft der Musikfreunde wählte sie zum Mitglied.
Clara Schumann lernte auf ihren ausgedehnten Konzertreisen berühmte Zeitgenossen kennen: mit Mendelssohn und Liszt konzertierte sie, Grillparzer widmete der berühmten Künstlerin ein Gedicht ("Clara Wieck und Beethoven\"), der 82-jährige Goethe hörte sie in Weimar spielen, in einer Privataudienz spielte die Pianistin der Königin von Dänemark vor. Bekanntschaften schloß sie auch mit Chopin, Paganini, Berlioz, Meyerbeer.
Robert Schumann kam 1830 ins Haus Wieck, um Klavierunterricht zu nehmen. Wieck untersagte jeglichen Kontakt zwischen den jungen Leuten, nachdem Schumann 1837 um die Hand der Tochter angehalten hatte, konnte jedoch die Liebe nicht unterbinden. Nach dreijährigem, zähen Ringen heiraten Clara und Robert Schumann am 12. September 1840, entgegen den Willen Wiecks. Es fehlte ihr, im Vergleich zu ihrem Mann, ein ganzes Stück Anerkennung, obwohl sie ein gleichberechtigtes Paar waren. Allein Robert vergötterte sie früher. \"Du allein bist mein Trost, zu Dir seh ich auf wie zu einer Maria, bei Dir will ich mir wieder Muth und Stärke holen...\". Dieses Zitat von Robert Schumann war für diese Zeit sehr ungewöhnlich, denn normalerweise hob ein Mann eine Frau nicht derart in den Himmel, dass seine eigene Erscheinung völlig in den Hintergrund geriet. Trotzdem ihr Beruf zugunsten des Gatten in den Hintergrund rückte, trat Clara Schumann weiterhin auf. Ihr erfolgreiches Gastspiel im Frühjahr 1844 in St. Petersburg gipfelte in der Ernennung zum Ehrenmitglied der Philharmonische Gesellschaft. Parallel dazu unterrichtete sie am Leipziger Konservatorium.
Allerdings wurde sie durch die maßgebende Gesellschaft im Bereich ihrer eigenen Kompositionen völlig verunsichert, so dass sie einmal etwas sagte, was gar nicht ihrer Natur entsprach: \"Ein Frauenzimmer muß nicht componieren wollen - es konnte noch keine, sollte ich dazu bestimmt sein?\"
Aus Rücksicht auf Schumanns Gesundheit (er litt an einer Nervenkrankheit) übersiedelte das Paar im Herbst 1844 nach Dresden. Ein weiterer Umzug war nötig, nachdem Schumann zum Städtischen Musikdirektor in Düsseldorf ernannt worden war. Im September 1850 machte der 20-jährige Johannes Brahms dort seine Aufwartung, von dessen noch unbekannten Kompositionen die Schumanns sofort eingenommen waren. Dies war der Beginn einer intensiven Freundschaft.
Nach Schumanns Tod (29. Juli 1856) war Clara gezwungen, für den Unterhalt ihrer sieben Kinder alleine aufzukommen. 1857 zog sie zu ihrer Mutter nach Berlin, die seit 1825 von Wieck geschieden war, und lebte dort - mit Unterbrechung 1863-73 in Lichtenthal bei Baden-Baden. Die Pianistin unternahm weiterhin erfolgreiche Konzertreisen im In- und Ausland.
1878 nahm Clara Schumann die Stellung einer ersten Klavierlehrerin am neugegr. Hochschen Konservatorium in Frankfurt/Main an. Zu dieser Zeit ging sie daran, das Gesamtwerk ihres Mannes herauszugeben (1881-93 erschienen).
1891 stellte sich ein Gehörleiden ein, weshalb sie ein Jahr später ihre Lehrtätigkeit einstellte. Bis zu ihrem Tod gab sie nur noch privaten Unterricht und spielte im Kreise ihrer Freunde. 1896 starb Clara Schumann und wurde auf dem Bonner Friedhof im Grab ihres Mannes beigesetzt.
Clara Schumann war in frühen Jahren bereits eine anerkannte Interpretin der Werke Beethovens, dann Mendelssohns und Chopins geworden. Chopins Werke spielte sie zum erstenmal in Deutschland und trug damit wesentlich zu ihrer Verbreitung bei. Später galt ihr Interesse vor allem (Ur-)Aufführungen der Werke von Schumann und Brahms.
Clara Schumann ging in die Geschichte als \"bedeutendste Pianistin des 19. Jahrhunderts\" und als \"Bildvollendeter Weiblichkeit, schönster Mütterlichkeit und hoher Menschlichkeit\" ein.
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