Im Machtkampf um die Partei- und Staatsführung nach Lenins Tod bildete Stalin zunächst mit Sinowjew[16] und Kamenew[17] eine Troika[18] gegen Trotzkij[19], den Lenin als Nachfolger favorisiert hatte. Es gelang Stalin, nach und nach alle seine Gegner auszuschalten. Zunächst Trotzkij, danach Sinowjew und Kamenew, die sich der Opposition um Trotzkij angeschlossen hatten, und schließlich Bucharin[20] und Rykow[21]. Bis etwa 1929 hatte er alle Gegner und oppositionellen Strömungen unterdrückt, die eigene Machtposition gefestigt und ein diktatorisches, autokratisches Regime errichtet.
1929 erließ Stalin den ersten Fünfjahresplan[22], mit dessen Hilfe durch eine "Revolution von oben" die Produktion in Industrie und Landwirtschaft massiv gesteigert werden sollte. Begleitet wurde dieser Fünfjahresplan von umfangreichen, zum Teil brutal durchgeführten Zwangskollektivierungen in der Landwirtschaft und der Landbevölkerung. Das ungeheuer ehrgeizige Industrialisierungsprogramm, vor allem im Bereich Bergbau und Schwerindustrie, verhalf der bislang industriell rückständigen UdSSR zum Ausstieg in den Kreis der Industriemächte. Die Ermordung des Parteisekretärs von Leningrad (heute St. Petersburg) und Stalinvertrauten Sergej Kirow[23] im Dezember 1934 nahm Stalin zum Anlass für die großen "Säuberungen" der dreißiger Jahre. Im Zuge dieser Tschistka[24] wurden alle echten oder vermeintlichen Stalingegner in Partei, Verwaltung, Armee und Industrie rücksichtslos verfolgt und ausgeschaltet. Prominente wie Sinowjew, Kamenew und Bucharin wurden in Schauprozessen zu falschen Geständnissen gezwungen, zum Tod verurteilt und hingerichtet.
Außenpolitisch verfolgte Stalin in den dreißiger Jahren unter der Prämisse der kollektiven Sicherheit einen defensiven Kurs und konzentrierte sich auf den "Aufbau des Sozialismus[25] in einem Lande", das heißt in der Sowjetunion.
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