Im Gesamtschaffen Schostakowitschs nimmt die Oper[54] einen kleinen Platz ein. Schostakowitsch waren die einzelnen Genres gleich wichtig, da sie ihm verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten gaben. In seinen Opern protestierte Schostakowitsch gegen Vernichtung und Tod, dabei fühlte er sich von "marionettenhaft-agierenden" Menschen betroffen. Satire und Tragödie gehen in seinen Opern eine unauflösliche Verbindung ein. Schostakowitsch stellt den Menschen auf der Suche nach dem anderen in seinen Opern da. Der Major Kowaljow (Die Nase) sucht seine Nase als vermeintlich besseres Ich sowie die Katerina (Lady Macbeth) den ihr gemäßen Mann, einen Liebhaber. Jede Hauptfigur findet in der Oper was sie sucht. Der Major entdeckt seine Nase als hochgestellte Person auf der Straße und hat sie später wieder unverändert im Gesicht. Die Kaufmannsfrau Katerina bekommt den ihr Vermögen liebenden Knecht. Jeder ist Macher und Opfer der Verhältnisse.
Die neue Epoche hatte 1917 mit einer großen Massenbewegung begonnen. Doch die Revolution hatte sich im Alltag zu bewähren. Es stellte sich die Frage, wie das Individuum beschaffen ist, das die Masse ausmacht, den Alltag bestimmt und vom Alltag bestimmt wird. Schostakowitsch spielt in exemplarischen und abwegigen Situationen durch, wie Individualität beansprucht wird.
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