Auch Mozarts Loge "Zur neugekrönten Hoffnung" blieb von den Auflösungserscheinungen nicht verschont. Sie war im Januar 1786 mit 116 Mitgliedern gegründet worden. Doch offensichtlich hat diese Loge es verstanden, nach einer Reorganisationsphase sich auf ihre freimauererischen Ziele zu besinnen und ein neues Selbstverständnis zu finden, sowie die Wohltätigkeit wieder zum Ziele ihrer Arbeit gemacht. Andererseits blieb das Faktum bestehen, daß es sich um eine Geheimgesellschaft handelte. Die Loge hielt sich an das Freimaurerpatent, doch hielt sie ihre Briefwechsel, Logenprotokolle usw. so gut verborgen, daß selbst später der Geheimpolizei so gut wie nichts in die Hände kam - und wir über die Einzelheiten ihrer Arbeiten wenig wissen. Ihre Schwesterloge "Zur Wahrheit" hingegen scheint keinerlei Vorsichtsmaßnahmen getroffen zu haben, so daß ihr ganzes Archiv sich in den "Vertraulichen Akten" des Staatsarchivs wiederfindet.
Die Mitgliederstruktur der überlebenden Loge scheint sich stark verändert zu haben. Der Adel zog sich mehr und mehr aus der Loge zurück: die Loge hatte sich verbürgerlicht. Im gleichen Maße war der Anteil der einflußreichen politischen Amtsinhaber zurückgegangen; diese hielten es für mehr opportun9, einer Loge anzugehören. Doch Mozart bekannte sich - obwohl von der Gunst der Kaisers abhängig - zur Freimaurerei. Er war sich entweder des Risikos der kaiserlichen Ungnade bewußt, und bereit es auf sich zu nehmen, oder er schätzte seinen Ruhm und das prinzipielle Wohlwollen Joseph II. ihm gegenüber so hoch ein, daß er glaubte, diese Belastungen bestehen zu können.
Mozart, der nie ein entscheidendes Amt seiner Loge bekleidet hat, war neben dem Buchdrucker Christian Friedrich Wappler der einzige, der der Loge von 1784 - 1791 angehörte. Er scheute sich nicht einmal, selbst den Plan einer Geheimgesellschaft zu entwickeln und niederzuschreiben.
Auch in den Erbländern war durch das Freimaurerpatent die Logenarbeit reorganisiert worden, aber keineswegs eingestellt. So besuchte Mozart z.B. die Loge in Prag. Über Kontakte zu anderen Freimaurern sind so gut wie keine Dokumente vorhanden, doch das Zugehörigkeitsgefühl war für Mozart ungebrochen. Dabei kamen neue Belastungen auf das Freimaurerwesen zu. Der Ausbruch der Französischen Revolution wurde alsbald als große Verschwörung der Freimaurer dargestellt, teils weil man es wirklich glaubte, teils weil es eine bequeme Begründung war für eine Propaganda gegen die, die Menschenliebe und Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit, Aufklärung und Freigeist zum Programm ihrer (geheimen) Zusammenkünfte gemacht hatten. In dieser Situation konnten die Gegner der Freimaurer gut ihr Denunziationsgeschäft betreiben. Auf diese Gefahren hin reagierten die Freimaurer mit einem offenen Rückzug und vermieden alles, was als Opposition gegen den Staat hätte aufgefaßt werden können.
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