In den späten sechziger Jahren erlebte der Jazz eine Krise: Das jüngere Publikum zog Soul- und Rockmusik vor, und die älteren Jazzfans wandten sich von der Abstraktheit und der emotionalen Rohheit des modernen Jazz ab. Die Jazzmusiker übernahmen Formen aus der Rockmusik, die meisten Elemente flossen jedoch aus den Tanzrhythmen und Akkordschemata von Soulmusikern wie James Brown ein. Andere Jazzbands wiederum integrierten Elemente aus der Musik anderer Kulturen. Die ersten Formen dieses neuen Stiles, des Fusion Jazz, stießen auf mäßigen Erfolg. Im Jahre 1969 jedoch veröffentlichte Miles Davis sein Album Bitches Brew, in dem er Soulrhythmen und elektronisch verstärkte Instrumente mit kompromißlosem, höchst dissonantem Jazz kombinierte. Es überrascht nicht, daß einigen von Davis' ehemaligen Schülern und Bandmitgliedern (Herbie Hancock, Wayne Shorter und dem in Österreich geborenen Pianisten Joe Zawinul, die zusammen die Gruppe "Weather Report" leiteten, sowie dem englischen Gitarristen John McLaughlin und dem brillanten Pianisten Chick Corea und seiner Band "Return to Forever") eine der erfolgreichsten Fusion-Jazz-Aufnahmen der siebziger Jahre gelang. Rockmusiker wiederum übernahmen die verschiedenen Jazzelemente in ihre Musik. Besonders die Gruppen "Chase", "Chicago" und "Blood, Sweat and Tears" bedienten sich der Vielfalt der Jazzformen.
Zur gleichen Zeit hatte der frühere Davis-Schüler Keith Jarrett größte Erfolge. Seine Konzerte mit Trio oder Quartett, bei denen er bekannte Standards und Eigenkompositionen präsentierte, ebenso wie seine Soloimprovisationen am Klavier machten ihn zu einem der größten zeitgenössischen Jazzpianisten.
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