Für den Textauszug wählten wir den Lyriker Georg Heym (1887-1912). Er war auf seine eigene Art sehr faszinierend, obwohl er nur negative Gedanken verstreute, die er in sehr gewagten Gedichten festhielt. Er rebellierte gegen den preußischen Staat sowie die Justiz. Seine Poesie ist drastisch und wuchtig, aber auch realistisch und phantastisch. Er benutzte alle Varianten schockierender Häßlichkeit.
Er verfaßte viele Berlin-Gedichte, aber auch Beschwörungen vieler menschlicher Grenzsituation, wie Krankheit, Wahnsinn, Gefangenschaft und Tod. Es wird oft eine Ahnung auf eine bevorstehende Apokalypse hingedeutet.
Später steigerte er sich weiter in abnorme Todes- und Leichengedichte hinein, die das häßliche im Menschen provozieren.
Diese Person ist unsere Meinung ein Paradebeispiel dieser Epoche des Ausdrucks.
Das Gedicht:
Der Winter
Der Sturm heult immer laut in den Kaminen,
Und jede Nacht ist blutigrot und dunkel,
Die Häuser recken sich mit leeren Mienen.
Nun wohnen wir in rings umbauter Enge
Im kargen Licht und Dunkel unsere Gruben,
Wie Seiler zerrend grauer Stunden Länge.
Die Tage zwängen sich in niedre Stuben,
Wo heisres Feuer Krächzt in großen Öfen.
Wir stehen an den ausgefrorenen Scheiben
Und starren schräge nach den leeren Höfen.
Deutung:
In dem Gedicht ,,Der Winter\" wird im Leser eine kalte und pessimistische Stimmung geweckt. Die ersten drei Zeilen des Gedichts kann man vor allem mit Einsamkeit und Todesstimmung in Verbindung bringen. In Zeile 2 z.B. wird auf das Eintreffen der Apokalypse hingedeutet. Die Apokalypse wird als Höhepunkt der zerrütteten Gesellschaft gesehen und mit dem 1.Weltkrieg in Verbindung gebracht.
In den folgenden Zeilen 4-6 wird diese pessimistische Stimmung fortgesetzt und das nähere Umfeld des Arbeiters beschrieben. Die Zeile 4 weist auf ein inhumanes Leben hin, das mit Enge und Unterdrückung beschrieben wird. Weiterhin wird das warten auf einen bevorstehenden Angriff hingewiesen.
Die 3. Strophe bezieht weitgehend auf den Alltag des Arbeiters. Man wird hier mit den unmenschlichen Arbeitsverhältnissen die damals herrschten konfrontiert (Zeilen 7-8).
Dieses Werk zählt man zu der Arbeiterdichtung.
Weiter Künstler dieser Epoche: Georg Trakl, Gottfried Benn, Franz Kafka, Alfred Döblin
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