Am 15. Juli 1606 wurde Rembrandt Harmenszoon van Rijn in Leiden geboren.
Er besuchte 1613, nachdem seine Brüder die Mühle des Vaters und die Bäckerei der mütterlichen Familie übernommen hatten die streng calvinistische Lateinschule in Leiden.
Am 20. Mai 1620 ließ er sich pro forma an der philosophischen Fakultät der Leidener Universität einschreiben.
Ausgebildet wurde er 1621 bis 1624 bei den angesehenen Malern Jakob van Swanenburch und Pieter Lastmann in Leiden und Amsterdam. Nach einer ersten eigenständigen Tätigkeit in seiner Heimatstadt ließ sich Rembrandt 1631 in Amsterdam nieder. Die Heirat mit der wohlhabenden Saskia van Uylenburch 1634 begünstigte seinen beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg. Der Künstler schuf mehrere Porträts seiner Gattin, die ihm 1641 den Sohn Titus gebar. Nach ihrem Tod 1642 lebte er mit seiner Haushälterin Hendrickje Stoffels zusammen, dem Modell zahlreicher Bildnisse. Der erfolgreiche Künstler, Lehrmeister und Kunsthändler wurde ein prominenter Amsterdamer Bürger. In seinem Atelier verkehrten viele seiner Schüler, die sich bereits selbst einen Namen gemacht hatten.
Mangelhafte Geschäftsführung und aufwendiger Lebensstil, vor allem seine Sammelleidenschaft, führten 1656 dennoch zum wirtschaftlichen Ruin. Sein gesamter Besitz wurde in einem Konkursverfahren versteigert. Obwohl gute Freunde über das Schlimmste hinweghalfen, verbrachte Rembrandt die restlichen Lebensjahre zurückgezogen in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen. Trotz weiterer Schicksalsschläge, wie der Tod seines Sohnes 1668 und seiner Lebensgefährtin 1663, blieb seine Schaffenskraft ungebrochen. Es entstanden noch zahlreiche Meisterwerke, sowie mehrere Selbstbildnisse. Rembrandt starb am 4.Oktober 1669 in Amsterdam.
Die meisten seiner Werke beinhalten biblische Themen, seltener sind historische und mythologische Szenen. Seine über 100 Selbstbildnisse, durch die sein Leben und sein Altern fast lückenlos dokumentiert ist, verdeutlichen Rembrandts Hang zur Individualität. Eine völlige Neuerung stellen außerdem seine sog. "Gruppenbilder" dar. Rembrandts erste Schaffensphase begann mit seiner Lehrzeit in Leiden, er wusste hier bereits die Szenen räumlich und seelisch zu vertiefen. Ausgangspunkt für diese erste Phase waren die Modellierungen und die bunte Farbigkeit seines Lehrers Lastmann.
Die eingehende Wiedergabe des Stofflichen und die Gegensätze von Licht und Schatten steigern sich ins Dramatische. Rembrandt hatte die Fähigkeit, das Helldunkel in den Dienst sachlicher Gegebenheit zu stellen. Des weiteren nahm er eine radikale Reduzierung der bislang üblichen themenverdeutlichenden Bildelemente vor.
"Selbstbildnis als Paulus"
Man sieht einen alten Mann, Rembrandt im Alter von 55 oder 56 Jahren. Die Betonung liegt sehr stark auf dem Kopf, weil das von links oben herab fallende Licht ihn aus dem Schatten hervorlockt, es erschafft ihn geradezu. Seine Augenbrauen gehen unwillkürlich hoch , die Stirn legt sich in Falten, was dem Gesichtsausdruck etwas seltsam Fragendes verleiht.
Das Haar kommt in struppigem Grau unter einer Art Turban hervor und sein unebenes, von Falten durchzogenes wie alterndes Gesicht ist teilweise von einem Dreitages Bart bedeckt.
Die Augen sind in einer unerkennbaren Farbe, im Gegensatz zu dem oberen und dem unteren Augenbild, auf die das Licht fällt, sehr dunkel gezeichnet.
Die Augen bilden das Zentrum und den lebhaftesten Akzent des gesamten Bildes.
Sie sind Teil eines Gesichtes, das mit seiner ganzen fragenden Offenheit auf ungewöhnlich intensive Weise das Sehen, das Suchen ausdrückt: nicht nur das physische Sehen, sondern auch das denkende Schauen mit Herz und Seele.
In seinen Händen hält er ein mit hebräischen Buchstaben beschriebenes, geöffnetes Buch.
Dies und der Griff eines Schwertes oder Dolches, zwischen seinem Kopf und den gebogenen Blättern des Buches, weisen auf seine Rolle als Paulus hin, wobei der Griff als Zeichen, dass der Apostel und Märtyrer Paulus, von den Römern durch ein Schwert hingerichtet wurde, steht.
Die Züge sind jedoch ganz unfehlbar, die des Künstlers: REMBRANDT.
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