Der erste große Palast für private Zwecke, der im 15. Jahrhundert in Florenz gebaut wurde, war der Palazzo Medici, mit dessen Bau Michelozzo im Jahre 1444 begann. Den Auftrag erteilte "Cosimo der Alte".
Die Fassade wirkte durch die stufenweise Anordnung von Quadersteinen elegant und majestetisch und endet in der Höhe in einem wundervollen klassischen Gesims. Die schönen, zweibogigen Fenster wurden zum Beispiel der Baukunst der Renaissance. Der Hof ist mit den gleichen Arkaden umgeben, wie wir es schon beim Findelhaus gehört haben. Die Tatsache, daß Michelozzo eine aufwendigere Version dieses klassizistischen Innenhofs innerhalb des Palazzo Vecchio vollendete, beweist, daß die historischen Verbindungen zwischen dem Medici- Palast und dem Regierungspalast der Stadt mehr als nur ein Zufall waren. Die Form und die kunstvolle Verzierung der Innenräume diente in erster Linie dafür, daß sie als Unterkunft für Besucher der Stadt, Botschaftern und anderer Würdenträger, genutzt wurden.
Ein weiterer bekannter Palast ist der Palazzo Rucellail. Er wurde nach Plänen von Leon Battista Alberti errichtet. In seiner heutigen Form ist er wesentlich ausgedehnter als im Original. Es war hier jedoch der Bauherr selbst, der über den eigentlichen Entwurf hinaus ging. Die beiden Projekte belegen, welch unterschiedliche Ziele Architekt und Bauherr verfolgen. Die eingeengte Lage und begrenzte Weite des Grundstückes machte Alberti dadurch wett, daß er die Fassade mit sorgfältiger Beachtung für Proportionen, Harmonie und Symmetrie ausführte. Er geht von dorischen Säulen im Erdgeschoß zu ionischen und korinthischen Säulen in den oberen Stockwerken über. Die jeweiligen Ebenen werden durch einen Fries getrennt. In dieses Ordnungsschema fügt Alberti halbkreisförmige, durch Säulen geteilte Fenster in den oberen Stockwerken und viereckige Fenster im Erdgeschoß ein. Erstere trennt er von der klassischen Ordnung durch Rustikaquaderung, während er letztere mit eben dieser Ordnung verbindet, indem er Friese im klassischen Stil einfügt, die die größere Entfernung zwischen den Fenstern und Pilastern ausgleichen sollen. Die fünf Travéen der Fassadengliederung sind in einer vollkommenen Symmetrie angeordnet, in deren Mitte sich das einzige zentrale Portal befindet. Am Fuße des Gebäudes wird die gesamte Konstruktion von einem "Streifen Mauerwerk im Rautenmuster" getragen. Dieses Mauerwerk wird am unteren Ende durch die unverzichtbare Sitzbank für Rucellais Bankkunden abgeschlossen. Die Abwechslung von glattem und bossiertem Mauerwerk verhindert, daß bei dieser Fassade der Eindruck des Überladenen oder der Unübersichtlichkeit entsteht. Ähnlich wie bei seinen kirchlichen Entwürfen fand Albertis florentinischer Palast vor Ausbruch des nächsten Jahrhunderts keine Nachahmer. Die Stadt wurde zwar in den nächsten fünfzig Jahren von Palästen regelrecht überfüllt, doch immer wurde der Palazzo Medici zum Vorbild genommen.
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