Die Gesellschaft in der Zeit der Gotik orientierte sich am Leben und an den Gebräuchen der adligen Oberschicht, sowie an den hochgeachteten ritterlichen Idealen des Mittelalters. Das alltägliche Leben wurde außerdem durch tiefe Religiosität bestimmt. All diese Faktoren wirkten sich auch auf die Kunst jener Zeit, besonders aber auf die Bildhauerei aus.
Die Figuren wurden auf Säulen in besonderer Weise angeordnet, in \"Gotischer Reihung\". Hierbei band man die Statuen direkt in die Architektur der Gebäude ein (vertikale Ausrichtung an den Wänden von Kathedralen oder Kirchen). Man sah es sogar als selbstverständlich an, den Adligen bei ihrer Darstellung Schwert und Schild als Standeszeichen beizugeben. Ein weiteres Merkmal der Skulpturen war der \"gotische S-Schwung\" , der in Körperhaltung und Faltenwurf verwirklicht wurde. Er bewirkte eine Balance zwischen weltlichem Leben und Entsagung, dem Diesseits und Jenseits, zwischen Individuum und Typus. Durch diesen Kunstgriff nahm man den Figuren ihre Strenge und machte einen individuellen Charakter sichtbar.
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