1909 wagte Schiele den Schritt in eine unsichere Existenz, er wurde Kunstmaler. Mit einigen gleichgesinnten Klassenkameraden verließ er aus Protest gegen Professor Griepenkerl und die traditionelle Ausbildung die Akademie und sie gründeten die "Neukunstgruppe". Ihren Ausstellungen war allerdings kein finanzieller und nur geringer publizistischer Erfolg beschieden. Schiele zieht jedoch das Interesse einiger einflussreicher Persönlichkeiten auf sich. Er lernte den Kunstschriftsteller Arthur Roessler kennen, der ihn an wichtige Sammler weiter empfiehlt.
Stilistisch hatte sich Schiele vom Einfluss Klimts emanzipiert:
Die flächige Gliederung des Bildes tritt zugunsten eckiger Linien und Umrisse zurück, die zum charakteristischen Merkmal der Formgebung Schieles werden sollte.
Der überfeinerten Jugendstilerotik setzt er ein anderes Bild entgegen: die Sexualität als existenzieller menschlicher Trieb.
Die Ausstellung im Salon Pisko wurde sogar ein Publikumserfolg, sogar der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand besuchte die Ausstellung. Jedoch waren die Bilder nicht nach seinem Geschmack:" Niemand darf erfahren, dass ich mir diese Schweinerei angesehen habe", so seine unverbürgte Aussage.
Einige Galeristen lösten ihre Verträge mit dem Maler, da sie wenig Hoffnung für seine Zukunft sahen. Oft scheiterten Ausstellungen allerdings auch an Schieles überzogenen Forderungen und Bedingungen, welche z. B. den Besitzer der Galerie Arnot zu folgender Bemerkung reizte: "Von der bloßen Ehre, die ein Herr Egon Schiele der Galerie Arnot gewährt, indem er seine Werke daselbst ausstellt, kann dieselbe nicht existieren."
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