Die Entdeckung des englischen Physikers Isaak Newton, dass das weiße Sonnenlicht mittels eines Primas in Spektralfarben oder Regenbogenfarben zerlegt werden kann, entschlüsselte das Phänomen der Farbwahrnehmung.
Farben sind Lichtwellen verschiedener Wellenlänge. Die Farbe eines Gegenstandes hängt davon ab, welcher Anteil an Lichtwellen von seiner Oberfläche absorbiert bzw. reflektiert wird. Eine Banane erscheint gelb, weil sie nur die gelben Lichtstrahlen reflektiert, alle anderen Farben des Lichtes, von dem sie bestrahlt wird, jedoch absorbiert.
Künstliches Licht, das Fehlen von Sonnenlicht bei Nacht oder das gebrochene Licht unter Wasser lassen Farben verändert erscheinen.
Das menschliche Auge ist mit Rezeptoren für das Farbsehen (Zäpfchen) und für das Hell- Dunkel- Sehen (Stäbchen) ausgestattet.
Farbtheorien:
1) Johann Wolfgang Goethe: er untersuchte die "sinnlich- sittliche" Wirkung der Farben auf den Menschen. Er traf damit den Geschmack seiner Zeit, der es besonders um "Empfindsamkeit" ging. Goethe stellte auch fest, dass die einzelnen Farben besondere Gemütsstimmungen geben.
In seinem Farbkreis nimmt er Gelb, Blau und Purpur als Grundfarben. Jedoch kommt es darauf an, wie man die Farben mischt;
Zum Beispiel: Die Zusammenstellung von Gelb und Grün hat immer etwas Gemein- Heiteres, Blau und Grün immer etwas Gemein- Widerliches.
2) Johannes Itten: entwarf einen Farbkreis.
In der Mitte steht ein Dreieck mit den drei Grundfarben (Primärfarben) :
Rot, Gelb und Blau, die sich nicht aus einer Mischung anderer Farben herstellen lassen. Dieses Dreieck befindet sich in einem Sechseck. In die Restdreiecke kommen die jeweiligen Mischfarben (Sekundärfarben) der Primärfarben; also Grün, Orange und Violett.
Um das Sechseck liegt ein Kreisring, der in 12 Abteilungen unterteilt ist.
In diese Sektoren kommen an den entsprechenden Stellen die Farben erster und zweiter Ordnung, wobei dazwischen immer ein Feld frei bleibt. In dieses Feld kommt die Mischfarbe (Tertiärfarbe) der Primär- und Sekundärfarbe, also:
Gelborange, Rotorange, Rotviolett, Blauviolett, Blaugrün und Gelbgrün.
Nach Itten werden diese Farben als "stumpf" oder "unrein" bezeichnet.
Die Farben folgen sich der Ordnung des Regenbogens und des Spektralfarbenbandes.
3) Philipp Otto Runge: Beim Ittenschen Farbkreis fehlen einige Farbtöne, wie zum Beispiel die Erdfarben .Daher ist ein zweites Ordnungssystem notwendig:
Runge entwickelte eine Farbkugel, eine Art Globus mit einem
· Schwarzen (Süd)und einem weißen (Nord) Pol.
· Auf dem "Äquator" befinden sich die 12 reinbunten Farben.
· Im Inneren der Kugel lässt sich eine Grauwerteskala vorstellen, die vom Nord- zum Südpol geht.
· Bei einem gedachten Horizontalschnitt in Äquatorhöhe zeigen sich stufenweise die Mischungswerte zweier Gegensatzfarben.
· Nach oben hin (weiß) werden die Farben immer heller und nach unten hin (schwarz) werden sie immer dunkler (Trübung).
· Denkt man sich eine Diagonale durch den Kreismittelpunkt, so verbindet diese jeweils zwei Komplementärfarben.
· Das Ordnungssystem der Farbkugel umfasst theoretisch alle bunten und unbunten Farbtöne.
· Die Kugel hat 7 Parallelstreifen , die durch 12 Meridianstreifen gekreuzt werden.
Viele andere Künstler beschäftigten sich ebenfalls mit den physikalischen Gesetzen und psychologischen Wirkungen von Farbe, wie zum Beispiel:
Eugene Delacroix
Vincent van Gogh
Georges Seurat
Wassily Knadinsky
Farbkontraste:
1) Farb- an- sich -kontrast:
Die grundfarben geben untereinander den stärksten Ausdruck des Farb- an -sich- Kontrastes.
2) Hell- Dunkel- k.:
Er ist ein Primärkontrast und dient zur deutlichen Unterscheidung.
3) Kalt- Warm- k.:
Dieser Kontrast beruht auf subjektiven Empfindungen.
Bsp: Rotorange gilt als warm
Grünblau gilt als kalt
4) 2 pigmentäre Farben, die zusammengemischt ein neutrales Grau ergeben werden als Komplementärfarben bezeichnet.
5) Simultank.:
Ist ein optischer Komplementärkontrast. Zu einer gegebenen Farbe bildet sich im Gehirn gleichzeitig die Gegenfarbe.
6) Eine Farbfläche wirkt auf weißem Hintergrund dunkler und kleiner und auf schwarzem Hintergrund heller und größer.
7) Qualitätsk.:
Ist ein Kontrast zwischen leuchtender und getrübter Farbe.
8) Quantitätsk.:
Nach Itten bezieht sich der Quantitätskontrast auf das Größenverhältnis von zwei oder mehreren Farbflächen.
Wirkung:
Gelb : Violett - 1 : 3
Orange : Blau - 1 : 2
Rot : Grün - 1 : 1
Farbmischungen:
1) Additive Farbmischung:
Durch Addition zweier oder mehrerer farbiger Lichtquellen entsteht eine neue Lichtfarbe. Mischt man zum Beispiel Rot, Grün und Blau zusammen, ergeben sich Rosa, Hellblau und Gelb .
Die additive Mischung daraus ergibt "weißes" Licht.
2) Subtraktive Farbmischung:
Entsteht, wenn man von einer Lichtquelle durch Ausfilterung oder Absorption Strahlungsenergie wegnimmt.
Wenn man 2 Farbfilter vor eine weiße Lichtquelle schiebt, so erhält man bei zum Beispiel: Blau + Gelb = Grün
3) Optische Farbmischung:
Darunter versteht man die Mischung von kleinen und kleinsten, mosaikartigen Farbteilchen, die nebeneinander liegen und erst im Gehirn gemischt werden.
Bedingung ist jedoch die Betrachtung aus größerer Entfernung.
Anwendung:
- Industrieller Mehrfarbendruck
- Pointillistische Malerei
Die Farbe- Gegenstandsbeziehung in der Malerei:
Der Kunsttheoretiker Hans Jantzen hatte bereits 1913 zwei unterschiedliche Auffassungen der Farbgebung :
· Eigenwert (Symbolfarbe):
Die Farben werden nicht naturgetreu eingesetzt, sondern unrealistisch und dienen rein der symbolischen Wirkung ( z.Bsp: Gold ist die Verkörperung der Allmacht und ist als Lichtsymbol zu verstehen). Die Farbe selbst soll zum Ausdruck kommen; ihr Schönheitswert, ihr Buntwert, ...
Zum Beispiel fasste man die Malerei im Mittelalter nicht als eine Welt der Dinglichkeit , sondern als eine Welt geistiger Beziehungen auf. Man stellte an den Darstellungswert der Farbe die geringsten Ansprüche und sie sollte auch gar nicht das Natürliche des Dargestellten wiedergeben.
· Darstellungswert (Lokal- oder Gegenstandsfarbe):
Die Farben werden realistische eingesetzt. Man will den Gegenstand in seiner Natürlichkeit darstellen. Jedoch versuchte man nicht nur seine Färbung ,sondern auch seine Stofflichkeit, Härte, Dichte Glätte... ebenso seine Stellung im Raum und in Licht wiederzugeben.
Bei einem streng naturalistischen Seidenkleid, zum Beispiel, wird der Eindruck der Farbe nicht mehr im Vordergrundstehen, sondern der Betrachter wird nur den gemalten Stoff bewundern, mit dem Empfinden ihn betasten und anfassen zu können.
Anwendungsbereiche:
· Textilkunst, Mode
Zu allen Zeiten hat Farbe im Leben der Menschen eine wichtige Rolle gespielt:
Bei der Körperbemalung in frühchristlichen Kulturen, bei Kleidern, bei der Gestaltung unseres Umfeldes,...
Die Entwicklung spezifisch regionaler Farbtraditionen in der Textilkunst kann beispielsweise vom regionalen Bestand an Pflanzen und Mineralien, die für die Färberei benötigt werden, abhängen. Besonders teure Farben, wie die Gewinnung von Scharlachrot, ließen bestimmte Farben zur Vorliebe besser gestellten Gesellschaftsschichten werden.
· Architektur
Die Anwendung von Farbe in der Architektur kann verschiedene Gründe haben:
Durch Farbe kann die Bedeutung des Gebäudes hervorgehoben oder zurückgenommen werden oder dienen einfach nur der Dekoration.
Bsp: Hundertwasserhaus
· Werbung, Medien
Farbe ist hier vornehmlich Symbolträger und Vermittler von Empfindungen.
Mit bestimmten Farben und den durch sie erzeugten Stimmungen können bestimmte Konsumentengruppen angesprochen werden.
Farbe wird auf psychologischem Weg auch in der Photographie, in den Massenmeien und In Film und Fernsehen eingesetzt.
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