Die attische Komödie hat ein eigentümliches Verhältnis von Nähe und Distanz zur Tragödie. Sie entstand aus volkstümlichen Festen und so sind bei der Erfindung der Handlung fast keine Grenzen gesetzt. Größtenteils besteht sie aus der Karikatur des gegenwärtigen Lebens. Auch werden Personen wie Politiker, Philosophen und Dichter hemmungslos verspottet. Der Aufbau ähnelt stark dem der Komödie. Ein grundsätzlicher Unterschied ist, dass irgendwann die dramatische Illusion durchbrochen wird und sich dann der Chor direkt ans Publikum wendet. Im 4.Jahrhundert ist in der Komödie ein Wandel eingetreten. Das hatte zwei Gründe:
- der Rückzug der gebildeten Gesellschaft Athens aus der Politik in deren Privatleben
- energische Moralisierung der athenischen Gesellschaft
Während im 5.Jahrhundert noch sämtliche Sexualprobleme auf der Bühne diskutiert wurden oder nackte Hetären auftraten, wurde das im 4.Jahrhundert unmöglich. Es wurde auf Anständigkeit geachtet und sexuelle Dinge durften, wenn überhaupt, nur mit dezenten Anspielungen gezeigt werden. Zeitlose und unpolitische Themen waren aktuell, wie z.B. der dumme Herr und der schlaue Sklave, der unglücklich Verliebte usw.
Daraus entstand die Gesellschaftskomödie. Die Komödie sollte ähnlich lang wie die Tragödie sein. Doch da ihre Handlungen meistens nur aus einer einzigen Idee aufgebaut waren, war das nicht so einfach. Der Dichter musste die Aufführung verlängern, indem er z.B. Szenen einlegte, die mit der Handlung nur lose verbunden waren.
Das, was der Dichter mit seinen Stücken ausdrücken wollte, spiegelte nicht seine persönliche Meinung wieder.
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