Auch in Russland, dass sich in einer ähnlichen Industrialisierungs - und Modernisierungsphase befand wie Italien, orientierte man sich um die Jahrhundertwende am Stand der Kunst in Paris. In Moskau und St. Petersburg gab es in dieser Zeit eine rege und moderne Kunstszene.
Auch der Kubismus hatte in die russische Malerei Einzug gefunden, vermischte sich aber schnell mit dem italienischen Futurismus. Daher nannte man bald alle modernistische russische Kunst futuristisch. Dieser russische Futurismus, der "Kubofuturismus" brachte Modernität, Bewegung und Dynamik in die eher primitive, bodenständige Kunst. Maler wie Alexandra Exter und Natalja Gontscharowa wollten damit die Rückständigkeit Russlands überwinden.
Im Sommer 1913 veranstaltete man erstmals einen "Ersten allrussischen Futuristenkongress", auf dem unter anderem die Eröffnung eines futuristischen Theaters mit dem Namen "Zukunft" beschlossen wurde. Bei der ersten Aufführung mit dem Namen "Sieg über die Sonne", gestaltete Kasimir Malewitsch die Ausstattung. Er stellte 1915/16 in St. Petersburg, bei der "Letzten futuristischen Ausstellung < 0,10 >" Bilder aus, die er im Stil des "Suprematismus", den er inzwischen erfunden hatte und der die höchste Stufe des Realismus sein sollte, gemalt hatte. Das Markenzeichen Malewitsch`s und seiner Anhänger ist das schwarze Quadrat auf weißem Grund. Seine Definition von Suprematismus war: "Der Realismus der gegenstandslosen Welt des weißen Nichts."
Musik:
Es kam zur Auflösung der alten Syntax und Grammatik, der Formeln und Tonalität; am deutlichsten ist dieser Bruch bei Schönberg zu sehen. Die Zeit der ländlich verweilenden oder ländlich heroischen, altgeformten Musik war vorbei.
Sie wollten Alltagsgeräusche in die Musik einbinden und die Klangmittel überhaupt emanzipieren. Auch durch die Konstruktion von Geräusch - und Schlaginstrumenten, die in der europäischen Kunstmusik bis dahin relativ unberücksichtigt geblieben waren, wurde gefördert ( Geräuschkunst ). So sollten die Geräusche der Massen, der großen Industriebetriebe, der Züge, der Ozeandampfer, der Panzer, der Automobile und der Flugzeuge in der futuristischen Musik eine große Rolle spielen.
Für Russolo war jedes Geräusch Musik. So stellte er 1913 einen sog. "Geräuschetöner" vor, mit dem er alle möglichen Geräusche des Lebens erzeugen konnte und sie musikalisch gestalten wollte. Doch etwas Tradition blieb in ihm: Er schuf Arten von Kompositionen und systematisierte die Geräusche.
Dichtung:
In der Literatur hieß Futurismus für Filippo Tommaso Marinetti, der sich vor allem in der Dichtung versuchte, der Sprache ihre bisherige Logik zu nehmen. Sie sollte nur noch Klangträger und Symbol sein. Substantive wurden ohne Adjektive aneinandergereiht, Verben standen grundsätzlich im Infinitiv, Grammatik und Zeichensetzung wurden mißachtet, es gab kein "Ich", keine durch die Vergangenheit belastete Subjektivität. Es gab keine Erzählung, keinen Stillstand, nur noch Aktivität, welche in der Zerstörung endete . Nicht das Verstehen war wichtig, sondern das unmittelbare Ausdrücken der Klangeindrücke, welche sich musikalischen Werten annähern sollten.
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