In der frühen Gotik hatte die Kunst überwiegend sakrale Funktion. Viele Bilder waren Lernhilfen, mit denen der analphabetischen Bevölkerung die Inhalte der christlichen Botschaft greifbar vor Augen geführt werden sollte. Andere Bilder dienten wie Ikonen zur Vertiefung der Kontemplation und des Gebets. Die Meister der frühen Gotik schufen Bilder von großer spiritueller Reinheit und Eindringlichkeit und bewahrten so die Erinnerung an die Byzantinische Tradition. Neu waren die ungewöhnlichen ansprechenden Figuren, die Perspektive und allgemein die elegante Linienführung.
Der Einfluss der Gotik breitete sich in der Malerei zögernder aus als in Architektur und Bildhauerei. Im 13. Jahrhundert war die Malerei noch durch die byzantinische Kunst beeinflusst, die in Italien unter dem Namen "maniera greca" bekannt war. Erste gotische Stilelemente erschienen gegen Ende des 13. Jhs. In den brillanten Tafelbildern der Florentiner und Sienesischen Schule. Die frühgotische Malerei ist sehr viel wirklichkeitsnäher als die romanische oder die byzantinische Kunst. Offenbar übten die perspektivischen Effekte mit der Illusion von Räumlichkeit eine starke Faszination aus. In vielen Bildern sind die Figuren von geschmeidiger Eleganz gekennzeichnet und ihre Ausführung verrät Feingefühl. Deutlich erkennbar ist eine gesteigerte Erzählfreude, wesentliches Merkmal ist der Ausdruck von Spiritualität.
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