a) Organisation der Bildfläche:br />
-"Gedachte" Linien:
Als erstes fällt der Blick auf das Zentrum des Bildes, wo die Sonne, durch den Spalt im Blätterdach, auf den Boden scheint.Von dort aus wird er zum Tisch gelenkt, zu der Bank, zu den Frauen und zuletzt zum Kind, also im Kreis gegen den Uhrzeigersinn.
Auffallend ist das Dreieck im linken oberen Bereich des Bildes. Das schwarze Band, das vom Hut herabhängt bildet eine Vertikale. Der obere Rand des Busches stellt die dazu im rechten Winkel liegende Horizontale. Der kleine im Bild sichtbare Abnschnitt des Baumes, an dem der Hut hängt, bildet eine Diagonale, die die beiden anderen Linien miteinander verbindet, und somit ein Dreieck bildet. In diesem Dreieck befinden sich die beiden Frauen, deren Blickrichtung den Mittelpunkt des Bildes anstrebt. Die Gehrichtung der Damen ist ebenfalls auf den hellen Fleck in der Mitte ausgerichtet. Auch die Körper der beiden Damen können jeweils die vertikale Linie in dem Dreieck darstellen. In diesem Fall verkleinert sich das Dreieck. Die Blickrichtung des Betrachters spielt ebensfalls eine Rolle, denn auch er schenkt seine meiste Aufmerksamkeit der hellen Fläche im Bildzentrum.
-"Ausgesprochene" Linien:
Besonders auffallend sind die vielen Linien, die vom Zentrum, das in gewisserweise die Sonne wiederspiegelt, ausgehen. Sie schießen wie Sonnenstrahlen in alle Himmelsrichtungenichtungen, was den hellen Fleck im Zentrum des Bildes an die - im Bild nicht sichtbare - Sonne erinnern lässt. Würde man sie verbinden, so würden sie sich im Bildmittelpunkt schneiden. Die vielen schrägen Linien der Umrisse der Büsche, die vertikalen Linien des Fensters am Haus im oberen Bereich des Bildes, sowie die des Tabletts und die der Falten der Tischdecke im unteren Bereich führen alle zum hellen Zentrum. Auch die Linien der Holzbalken der Bank führen dort hin. In ihrer Vielzahl erinnern sie in noch größerem Ausmaß an Sonnenstrahlen, als die anderen Linien. Sie vermitteln in ihrer strahlenförmigkeit Ruhe, Gelassenheit und Frieden. Die Linien der Äste des Baumes im linken oberen Bereich bilden die wenigen Linien, die nicht zum Zentrum des Bildes führen.
-Für den Bildaufbau bestimmende Flächen:
Die hellste Fläche im Bild bildet der helle Fleck im Zentrum. Im Kontrast dazusteht die dunkelste Fläche, die das schwarze Band des Strohhuts, der an dem Baum hängt, darstellt. Die helle, leere, große Fläche steht ausßerdem im Kontrast zu den vielen kleinen Flächen in den Blumenbüschen, die aus vielen kleinen Tupfern bestehen. Die helle Fläche ist die einzige, die vollkommen leer ist. Besonders dunkle große Flächen sind der angeschnittene Baum links oben im Bild und die Bank unter dem Baum auf der rechten Seite. Besonders dunkel sind außerdem der Untersetzer der Glaskanne auf dem Tisch und der Oberrand der Handtasche, die auf der Bank steht.
-Bildoberfläche, Malweise:
Im linken unteren Bereich des Bildes sind grobe Pinselstriche zu erkennen. Hauptsächlich wirkt jedoch im hinteren Teil des Bildes alles viel flüchtiger gemalt, als im Vordergrund. Während das Gesicht des Kindes ziemlich präzise gemalt wurde, ist seine Kleidung ein wenig gröber gemalt. Das Kind wirkt allerdings sehr plastisch. Die Gesichter der Damen hingegen sind nur leicht angedeutet und ihre Körper wirken nicht besonders plastisch. An der Hauswand sind flüchtige Pinselstriche vernehmbar, welche die Hauswand etwas mitgenommen und zerkratzt wirken lassen.
Der am Baum hängende Hut ist sehr präzise gemalt. Dasselbe gilt für den Tisch und für das Tablett davor, auch wenn im unteren Teil der Tischdecke wieder Pinselstriche deutlich werden. Die Blumenbüsche wirken sehr fein getupft. Monet muss einen sehr dünnen Pinsel benutzt haben, um sie so fein darzusetllen. Je weiter hinten im Bild sie sich jedoch befinden, desto undeutlicher werden sie. Die Bank und die daraufstehende Handtasche sind wieder sehr grob dargestellt. Der auf der Bank liegende Sonnenschirm ganz vorn im Bild wiederum ist ziemlich genau gemalt. In seinem Stoff sind keine groben Pinselstriche vernehmbar.
b) Organisation des Bildraumes
Monets Bild wirkt sehr räumlich. Die Räumlichkeit wird erzeugt durch:
-Verkleinerung:
Die im sich im Vordergrund befindlichen Bildelemente sind im Kontrast zu den sich im Hintergrund befindlichen sehr groß dargestellt. Sie sind dem Betrachter sehr nahe.
-Überschneidung:
Viel Räumlichkeit wird durch Überschneidungen erzeugt. Auffällige Beispiele hierfür sind:
-das Tablett, welches den Tisch und die Bank überschneidet
-die Gegenstände auf dem Tisch, die die Tischkante überschneiden
-die Tischdecke, welche die Bauklötze, mit denen das Kind spielt, überschneidet
-die Handtasche, welche den Busch hinter der Bank überschneidet
-der Hut, der das Haus und die Blumen im Hintergrund überschneidet
-rechts der Blumenbusch und der Baum, welche die Frauen überschneiden
-das Bäumchen in dem Blumenkasten links, das die Hauswand und die Blumen vor dem Haus überschneidet
-die Aste der Bäume, die die Hauswand überschneiden
-Diagonale Linien:
Sehr auffälling ist die Bank, dessen Linien schräg von rechts "unten" nach links "oben" verlaufen. Die Gegenstände, die auf der Bank stehen, sind in die gleiche Richtung ausgerichtet. Die Gegenrichtung bildet das Tablett, welches schräg von links "unten" nach rechts "oben" im Bild ausgerichtet ist.
-Darstellung von Bewegung:
In dem Bild ist nicht viel Bewegung zu erkennen. Es wirkt sehr still. Ein bisschen Bewegung ist jedoch vorhanden, wenn auch nicht auffällig. Das spielende Kind, die langsam vorran schreitenden Damen und das eventuel sanft im Wind schwingende Band des Hutes brigen ein kleines bisschen Bewegung in das ansonsten ruhige Bild.
Farbe als raumschaffendes Element:
Durch Verblassen der Farben im Hintergrund wurde kaum Räumlichkeit geschaffen. Das Einzige auffällige Beispiel hierfür ist der Schatten. Die sich im Schatten befindenden Flächen sind im Vordergrund viel kräftiger, als im Hintergrund, wenn man z.B. den Schatten in dem das Kind spielt, mit dem vor dem Haus vergleicht. Ein wenig Räumlichkeit wird durch den kalt-warm-Kontrast zwischen das ganz vorne stehenden, ockerfarbenen Tablett, und dem dahinter stehenden, etwas bläulichen Tisch geschaffen. Von einem verblauen in der Ferne kann jedoch nicht die Rede sein.
-Luftperspektive:
Ein deutliches Verschwimmen der Konturen sowie Aufhellung sind im Hintergrund nicht vernehmbar. Es ist vielmehr die Malweise, die hier den Kontrast zwischen Vorder-und Hintergrund setzt. Die Farben im Hintergrund sind kaum schwächer, als die im Vordergrund. Dasselbe gilt für die Konturen. Man nimmt keinen ausschlaggebenden Unterschied war.
-Linearperspektive:
Der Fluchtpunkt des Bildes liegt eindeutig in der Mitte des hellen Lichtflecks im Zentrum des Bildes. Nahezu alle Linien führen dorthin. Der Betrachter hat eine Aufsicht auf das Bild.
-Plastizität durch Hell-Dunkel:
Das Licht kommt ausschließlich von der Sonne, und diese steht über dem Betrachter, kommt also von vorne. Auffallende Beispiele dafür sind der Tisch und das kleine Bäumchen im Hintergrund. Sie sind eindeutig von vorn beleuchtet. Das meiste Licht fällt in die Mitte des Bildes, weil diese von keinem Schatten überdeckt ist. Da die meisten Abschnitte des Bildes jedoch im Schatten liegen, kann man hier und da nur von kleinen Lichteinfällen sprechen. Diese sind z.B. auf dem Tisch zu sehen, auf dem Kind, und in dem Schatten, in dem es spielt. Auch auf die Bank fällt hier und da ein wenig Licht.
Die Farbe als Grundelement der Komposition:
-Farbige Gesamtkonzeption:
Das Bild hat eine valeuristische Anlage. Gelb in den verschiedensten Abstufungen dominiert. Am auffälligsten ist die gelbe Fläche im Bildzentrum. Abstuffungen des Gelbes finden sich in den Blättern der Bäume, in dem ockerfarbenen Tablett, dem Kleid der hinteren Dame, den Pfirsichen, den Hüten, den Bauklötzen, der Handtasche dem Weißbrot und teilweise in der braunen Bank wieder. Mehrere Weißtöne sind außerdem in dem Bild zu finden. Am auffälligsten ist hier die Tischdecke. Der gleiche Weißton findet sich in dem Kleid, welches die erste Dame trägt, wieder. Das Geschirr, das Tuch, ein paar Lichteinfälle auf der Bank und Lichtreflexe auf dem Tablett spiegeln ebenfalls das Weiß wieder. Es findet sich außerdem in einer dunkleren Abstufung in der Kleidung des Kindes, im Regenschirm und in den Fenstern des Hauses wieder. Hier und da findet man auch in den Blüten ein paar Weißtöne. Das Rot der Hauswand ist in den vielen roten Blüten, dem Hut des Kindes und dem der vorderen Frau, in der Handtasche und dem fast leeren Weinglas auf dem Tisch wiederzufinden. Das Braun der Bank taucht in den Ästen der Bäume und in den schattigen Bereichen wieder auf.
-Funktion der Farbe:
Hauptsächlich hat die Farbe einen darstellenden Wert. Allerdings muss man beachten, dass Monet Zusammenhänge unter Dingen, die zusammengehören, sicher nicht ganz außer Acht gelassen hat (siehe Interprätation).
-Farbverteilung innerhalb der Bildfläche:
In der Mitte ist eine große freie gelbe Fläche. Rings um diese Fläche befinden sich kleinere Flächen, wobei die im Vordergrund größer sind, als die im Hintergrund. Die vielen Blumenbüsche im Hintergrund bilden viele kleine Flächen, wobei die Hauswand wieder eine etwas größere Fläche bildet. Der Tisch und die Bank im Vordergrund bilden größere Flächen, die allerdings mit Gegenständen bestellt sind, welche die Flächen "brechen". Die dominierenden Farben markieren die größeren Flächen (gelb, weiß, braun). Die anderen Farben sind in kleinern Farbfelden wiederzufinden (rot, grün, blau, schwarz).
-Farbkontraste:
Ein Kalt-Warm Kontrast besteht zwischen den warmen Gelb-, Braun und Rottönen und den leicht bläulichen Weißtönen. Die Gelb- und Blautöne sowie die Grün- und Rottöne bilden zusätzlich Komplementärkontraste. Helldunkel-Kontraste bestehen zwischen der hellsten Fläche im Zentrum und der dunkelsten Fläche, dem schwarzen Band des harrabhängenden Hutes. Weitere Helldunkel-Kontraste gibt es zwischen dem Untersetzer der Glaskanne und der weißen Tischdecke, der dunklen Bank und dem Tisch, dem hellen Kleid der vorderen Dame, dem schwarzen Band des Hutes, und der dunklen Fläche im linken oberen Bereich des Bildes und dem hellgrünen Busch darunter.
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