Die Arbeit im Freien bietet die Möglichkeit, unterschiedlichste Umgebungen und Hintergründe in seine Motive mit einzubeziehen; eine Erweiterung der gestalterischen Palette, die man früher oder später nutzten sollte. Je nach Wetterlage und Tageszeit läßt sich das natürliche Licht für unterschiedliche Stimmungen nutzen, ohne einen aufwendigen Lichtaufbau zu betreiben. Das beste Licht für Außenaufnahmen ist eine geschlossene, nicht zu dichte Wolkendecke.1 Man erhält weiches, gestreutes Licht, das wie ein riesiger Weichstrahler wirkt, der nicht blendet und dadurch vor verzerrten Gesichtsausdrücken schützt. Außerdem bewirkt der schräge Lichteinfall eine vorteilhafte Modulation der Tiefenwirkung. Auch direktes Sonnenlicht läßt sich vor allem morgens und nachmittags, wenn die Sonne einen tiefen Stand hat, für eindrucksvolle Beleuchtung einsetzen. Das harte Sonnenlicht bevorzugt man vor allem bei Charakterköpfen, bei denen Unebenheiten und Hautstrukturen zur Akzentuierung des Ausdrucks gehören.2 Eindrucksvolle Gegenlichtaufnahmen, wo das Modell mit einem regelrechten Lichtsaum umgeben ist, lassen sich damit ebenfalls gestalten.
Eines muß man allerdings bedenken, wenn man im Freien arbeiten will, daß das Licht draußen sich nicht wie Studiolicht nach Wunsch und Bedarf "umstellen" läßt. Das Modell wird so plaziert, wie es der Sonnenstand verlangt. Das heißt, wenn ein bestimmter Hintergrund festgelegt wurde, wird abgewartet, bis Lichteinfallswinkel, Position des Modells und dessen Beleuchtung zusammen stimmen. Will man nicht stundenlang warten, bis der richtige Moment gekommen ist, muß ein Erkundungsgang 1 schon vor dem eigentlichen Aufnahmetermin stattfinden, um Ort und Zeit genau festzulegen. 2
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