Während des gesamten 13. Jahrhunderts war das französische Kunsthandwerk von den Vorstellungen der gotischen Architektur beherrscht. So ahmen etwa die Miniaturen, die die Bibles moralisées (Bibelbilderbücher) illustrieren, bewusst die Malereien der Kirchenfenster nach. Auch im Psalter Ludwigs IX. (nach 1255) wurden Ornamente nach den Ziergiebeln der Sainte-Chapelle gestaltet. Ab etwa 1250 wurden Monumentalstatuen und Elfenbeinfiguren in diesem gotischen Stil geschaffen, so etwa die Elfenbeinstatuette der Madonna mit Kind (um 1265) aus der Sainte-Chapelle. Die großen metallenen Reliquienschreine der Zeit nach 1260 haben die Form kleiner Kirchen im Rayonnantstil und sind mit Querschiff, Fensterrose und Giebelfassaden ausgestattet. In der Hochgotik entstanden einige besonders kostbare Goldschmiedearbeiten, ebenso Kleinkunst aus Bergkristall, Bronze, Messing, Kupfer und Holz. Dabei handelte es sich zumeist um Geräte für den liturgischen Gebrauch (Kelche, Kreuze, Reliquiare etc.). Künstlerische Zentren waren Paris, Limoges, London, Köln, Florenz, Siena, Genua und Venedig.
Um 1300 begann sich das Kunsthandwerk zu emanzipieren. Die Buchmalerei erhielt durch Jean Pucelle in Paris neues Gewicht. In seinem Brevier von Belleville (um 1325) fügen sich Schrift, Illustration und Ornamentierung zu einer einheitlichen Komposition, die zum Vorbild späterer Künstler wurde. Noch wichtiger war, dass Pucelle die bisher flächige Darstellung überwand und stattdessen die Illusion von Dreidimensionalität vermitteln konnte.
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