2.1. Bildaufbau und Bildkomposition
Caspar David Friedrich war ein Maler, der seine Bilder im Atelier gemalt hat und oft Zeichendreiecke und Reißschienen benutzt hat. Er hatte eine Vorliebe für geometrische Bildordnungen und geplante Strukturen. Diese geometrischen Strukturen sind auf dem Bild mehrfach vertreten.
Die Berge, die auf dem Bild zu sehen sind, bilden alle Dreiecke, ebenso wie die
Felsformation auf der der Wanderer steht.
Der Wanderer steht genau in der Mittelsenkrechten des Bildes, auf der Spitze des Felsens, die ebenfalls auf der Mittelsenkrechten liegt. Auch die beiden flachen, halb zu sehenden Berge, die die Grenze vom Mittelgrund zum Hintergrund darstellen, treffen sich beide in der Mittelsenkrechten.
Der Ort, an dem sich die beiden Berge treffen, liegt verdeckt vom Oberkörper des Wanderers, an der gleichen Stelle, an dem sich auch die beiden Linien des Felsens treffen, auf dem der Wanderer steht.
An dieser Stelle, die sich - nicht zufällig - an der gleichen Stelle befindet wie das Herz des Wanderers, entsteht der Fluchtpunkt des Bildes.
Das Verhältnis von Himmel und Erdmasse ist nicht gleich, denn die Erdmasse nimmt fasst ein Drittel des Bildes ein.
2.2 Bildräumlichkeit und Bildtiefe
Der Wanderer und der Gipfel auf dem er steht sind deutlich zu erkennen und detailreich gezeichnet. Sie nehmen einen großen Teil des Bildes ein und befinden sich im Vordergrund des Bildes. Beide ergeben ein Repoussoir am unteren Bildrand.
Das Repoussoir schafft eine Steigerung des Tiefeneindrucks, so, dass die erhellte Umgebung für den Betrachter in den Hintergrund verschoben wird.
Der Mittelgrund wird durch die waagerecht verlaufenden Felsformationen und durch die beiden zur Mitte hin abfallenden Berge gebildet. Die Felsformationen im Mittelgrund des Bildes staffeln sich nach hinten weg und treffen dann auf die Berge im Hintergrund, die sich ebenfalls staffeln.
Der Himmel, der pyramidenförmige, abgerundete Berg und der rechte Felsenturm erstrecken sich im Hintergrund.
Alle Raumschichten lassen sich deutlich voneinander trennen, werden aber durch die dazwischen liegenden Nebelschwaden teilweise wieder miteinander verbunden.
Es wird versucht, den Bildraum in verschiedene Raumschichten zu teilen und diese hintereinander zu staffeln. Das sieht man an der geregelten Aufteilung in Vorder- Mittel- und Hintergrund.
Der Betrachterstandpunkt des Bildes ist eine Rückansicht, da der Blick des Betrachters über die Schultern des Wanderers hinweg in dieselbe Richtung gelenkt wird, wie die Blickrichtung des Wanderers.
Der Blick des Betrachters wird sowohl in die Bildtiefe geführt, als auch immer wieder auf den städtisch gekleideten Wanderer.
Durch den Widerspruch in dem Bildraum wird eine Scheinräumlichkeit geschaffen.
2.3 Farbe und Farbhelligkeit
Diese Scheinräumlichkeit wird durch die malerischen Mittel der Luft-, sowie Farbperspektive
zu einer Tiefenwirkung gesteigert.
Der fast einheitlich dunkel gehaltene Vordergrund wird scharflinig von der hellen Umgebung abgegrenzt. Die dunklen Lokalfarben des Fordergrundes und die warmen Brauntöne der mittleren Bergkette verlieren sich immer mehr im Hintergrund.
Hier verblassen alle Farben zu einem kalten, milchigen Blau und alle Konturen oder lineare Strukturen verschleiern bzw. werden ganz aufgehoben.
Die eintönige Gesamtfarbigkeit wird ganz vom schummrigen Morgenlicht bestimmt, das keine reinen Buntfarben zulässt und in feinen Tonabstufungen ohne erkennbare Malspuren wiedergegeben wird.
In blaugrauen bis weißlich gelben Farbtönen liegen die Nebelschwaden malerisch und locker zwischen den Felsformationen.
Hier löst sich der lineare Stil Friedrichs auf und er unterbricht und überlagert die Formen des Mittelgrundes mit deckenden und transparenten Farben, verbindet die ziehenden Nebelschwaden mit den still stehenden Wolken am Himmel.
Die Lichtquelle der Situation liegt außerhalb des Bildes, am linken Bildrand in der oberen Hälfte des Bildes. Der Himmel und der Nebel erscheinen dort weißer als sonst irgendwo auf dem Bild und die Konturen der Berge sind undeutlicher zu sehen als sonst.
Trotzdem muss es noch ein leichtes Gegenlicht in dem Bild geben, da der Felsen auf dem der Wanderer steht zu der Seite des Betrachters hin einen Schatten wirft.
Es befinden sich also mehrere Lichtquellen innerhalb des Bildes.
2.4 Analyse der Stofflichkeit und der Maltechnik
In dem Bild wird eine deutliche Trennung zwischen dem Wanderer und der Landschaft erzeugt. Dies wird durch die Art und Weide des Zeichnens geschaffen.
Das Motiv des Bildes ist düster: Nebel und Dunst als geheimnisvolle Verhüllung der Dinge.
Die Felsen und Berge in harten und betonenden Farben gemalt, mit einem festen Pinselstrich.
Die Nebelschwaden und der Dunst leicht transparent darüber gezeichnet, hell und überall gegenwärtig.
Der Wanderer und der Felsen auf dem er steht, wirken silhouettenhaft und die starken Umrisslinien entziehen sie der Wirklichkeit.
Das Bild wird sowohl durch das Malerische, als auch durch das Grafisch - Zeichnerische bestimmt, denn erst beide zusammen bilden ein Bild, das nicht die gleiche Wirkung hätte, wäre eine der beiden nicht vorhanden bzw. so ausgeprägt.
Caspar David Friedrich arbeitete an dem Bild mit Pinsel und Ölfarbe, sowie mit Zeichendreieck und Reißschiene.
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