Wie schon mehrfach erwähnt sind Frauen im Netz eindeutig unterrepräsentiert. Es kann behauptet werden, je mehr der (Personal-) Computer als alltäglicher Gebrauchsgegenstand in den Haushalten bzw. in der Arbeitswelt anzutreffen ist, desto geringer werden geschlechtsspezifischen Unterschiede des Gebrauchens entsprechender Technik. Da Deutschland in den Statistiken im unteren Drittel der Industrienationen zu finden ist, wundert es nicht, daß es hierzulande so wenige Homepages von Frauen gibt. Es erübrigt sich also an dieser Stelle von Unterschieden zu sprechen, vielmehr bleibt die Besonderheiten von Frauen-Homepages darzustellen.
. Frauen an der HU Berlin.
. Zufalls-Sample
Eine der Besonderheiten mag mit dem geringen Frauenanteil im Netz zusammen hängen; das Gegenteil kann erst belegt werden, wenn sich die Verhältnisse geändert haben. Die Frauen im Netz scheinen sich viel eher zu kennen und legen Links zu den Seiten ihrer \"Netz-Freundinnen\". Von einer Clique kann nicht unbedingt die Rede sein, doch es gibt die Aussage, (s. Antwort-Mail 21) daß Frauen viel eher Netzwerke bilden und sich organisieren. Dies kann einerseits daran liegen, daß Frauen noch immer mit mehr sozialer Kompetenz sozialisiert werden, andererseits - oder vielleicht auch beides - ist der Grund das bilden einer Minderheit.
Viele der gesichteten Pages von Frauen sind ein tatsächlicher Index mit verschiedenen Verzweigungen, worunter der Link zur Selbstvorstellung, zum Lebenslauf oder auch zum Foto nur einer von mehreren ist. Auf einigen dieser Web-Sites werden richtige \"mit-mach-Möglichkeiten\" angeboten. So wird z. B. zum Einschicken von eigenen Kurzgeschichten aufgefordert, welche dann auf der Web-Site veröffentlicht werden. Eine andere Web-Autorin bittet um Benachrichtigung, falls auf ihre Seite verwiesen wird. Sie werde dann wiederum - mit einem individuellen Kommentar versehen - auf die referierende Seite zurück verweisen. Auf einer weiteren Seite war ein Link zu einem \"Guest-Book\" - Dienst integriert. Ein Gästebuch wird auf Web-Seiten relativ aufwendig realisiert, muss doch die Eintragung von einem Programm auf der Server-Seite \"entgegen genommen\" werden (CGI, Common Gateway Interface). Ohne sich aber um die Steuerung oder Programmierung der Interaktivität einer Web-Seite zu bemühen, wird die Möglichkeit der Interaktivität des Webs durch in Anspruchnahme des Dienstes doch genutzt. Es bleibt hier zu vermuten, daß Männer eher an der Funktionsweise eines o. g. GCI interessiert sind als in der erschöpfenden Anwendung dieser Interaktionstechniken:\"Technik ist niemals neutral. Sie gießt immer eine bestimmte Vorstellung vom Leben in eine Form. Diese Vorstellung ist das Resultat eines technokratischen Weltbildes. Die meisten Programme werden von 20- bis 35jährigen männlichen weißen Amerikanern geschrieben. Wahrscheinlich sähe die Technik heute ganz anders aus, wenn sie von aktiven, lebenslustigen Frauen entworfen worden wäre.\" (Tangens 1996)
Dies alles würde bedeuten, daß die Möglichkeit des Webs zu Publizieren und zu Interagieren von Frauen viel deutlicher wahrgenommen wird. Somit kann die These aufgestellt werden, daß Frauen bessere, d. h. interaktivere Web-Anwendungen entwerfen können, wenn sie sich die notwendigen Programmiertechniken (HTML, Java) angeeignet haben. Aber genau dieses wiederum erfordert über längere Zeit die (typisch männliche) Beschäftigung mit der bloßen Funktionsweise ohne grössere praktische Anwendung.
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