In einem Mehrbenutzer-System ist nicht nur der Zugang zum System zu schützen, da auch der Benutzer erwartet, daß seine Dateien vor Zugriffen durch andere legitimer Benutzer geschützt werden. Er erwartet auch Ausnahmen, wie zum Beispiel das gemeinsame Benutzen von bestimmten Dateien mehrerer User. Die möglichen Beziehungen der Benutzer zueinander bilden den Ausgangspunkt für den Wunsch nach entsprechend anpaßbaren Zugriffsrechten, die auch nach der Art der Verwendung abgestuft sein sollen. Typische Konstellationen dabei sind etwa das Programmierer-Team oder die Lehrer-Schüler-Gruppe.
1.1. Zugriffs-Kategorien und Losungswörter
Ein einfaches Verfahren des Zugriffschutzes besteht darin, daß der Benutzer Dateien entweder als \"privat\" oder als \"öffentlich\" klassifizieren kann. Bei einer Verfeinerung des Verfahrens kann bei privaten Dateien gewissen Benutzern explizit der Zugang zu Dateien gestattet werden und bei öffentlichen Dateien einzelne Benutzer gezielt vom Zugriff ausgeschlossen werden. Dieses System ist viel zu umständlich und reicht in der Praxis nicht aus.
Eine andere Technik besteht in der Vergabe von Losungswörtern für einzelne Dateien. Vorteilhaft wäre es, wenn vom System her noch je nach Art des Zugriffes (Lesen, Schreiben, Hinzufügen, Löschen) ein eigenes Losungswort eingegeben werden kann.
Durch eine Losungswortvergabe entstehen jedoch auch einige Nachteile:
. Der Benutzer muß sich eine Reihe von Losungswörtern merken
. Ein Lösungswort kann schnell weitergesagt werden
. Soll ein Benutzer von einer Datei ausgeschlossen werden, so muß das Losungswort geändert werden und den anderen Benutzern das neue Losungswort mitgeteilt werden.
. Das Losungswort kann auch meist in einem Programm auftreten das auf die geschützte Datei zugreifen kann. Gibt es von diesem Programm Listen, so ist es leicht möglich das Losungswort herauszufinden.
1.2. Verschlüsseln
Ein ganz anders geartetes Verfahren, das zusätzlich zu allen übrigen Methoden angewendet werden kann, ist das Verschlüsseln der gespeicherten Daten. Selbst wenn ein Unbefugter sich der Daten bemächtigen kann, bleibt noch immer das Problem, den Code zu knacken. Moderne Verschlüsselungstechniken machen dieses Problem für Amateure unlösbar und selbst für Spezialisten mit allen Hilfsmitteln nahezu aussichtslos. Zugriffe zu den Daten erfordern allerdings zusätzliche Codierungs- und Decodierungsschritte.
1.3. Schutzcodes
In Betriebssystemen, die Benutzer in Benutzer-Gruppen zusammenfassen (z.B. VAX/VMS oder UNIX), lassen sich Files einfach und effektiv mit Schutzcodes (File permission, Protection code) absichern. Solche Schutzcodes berücksichtigen zwei Kriterien:
das Verhältnis des Eigentümers der Datei zum zugreifenden Benutzer
die gewünschte Zugriffsart
Ein Benutzer, der auf eine Datei zugreifen möchte, kann zum Eigentümer in einem der vier folgenden Verhältnisse stehen:
1. System:
Der Benutzer gehört einer besonders privilegierten Gruppe von Benutzern an.
2. Owner:
Der Benutzer ist gleichzeitig der Eigentümer.
3. Group:
Der Benutzer ist ein Mitglied der Gruppe des Besitzers, aber nicht der Besitzer selbst.
4. World:
Der Benutzer gehört keiner der zuvor genannten Gruppen an.
Bei der Zugriffsart werden (in VAX/VMS) folgende Möglichkeiten unterschieden:
1. Execute: Ausführen einer Programmdatei
2. Read: Lesen
3. Write: Schreiben
4. Delete: Löschen
Dem Besitzer einer Datei wird in bezug auf seine eigenen Dateien noch ein weiteres Recht eingeräumt, nämlich das Recht zum Setzen der Schutzcodes (Control). Ein Eigentümer kann sich den Zugang zu seinen eigenen Daten also nicht entgültig sperren, da er sich die fehlenden Berechtigungen immer wieder zurückholen kann.
Schutzcodes können auch für Dateiverzeichnisse verwendet werden. Da die Berechtigung \"Ausführen\" sinnlos ist, erhält die Execute-Berechtigung eine andere Bedeutung (Der Benutzer kann nur auf die Dateien zugreifen, die er genau kennt).
In VMS gibt es keine Unterscheidung, ob die Datei gelesen wird oder als Programm ausgeführt werden kann. Unter UNIX sind beide Zustände unabhängig. Weiters gibt es unter UNIX keine eigene
Delete-Berechtigung, da mit der Write-Berechtigung ein Link in einem Verzeichnis gelöscht werden kann. Es gibt jedoch eine Lücke in der Absicherung der Datei, denn wenn ein Benutzer in einem Verzeichnis die Read- und Write-Berechtigung hat, so kann er die Datei einfach umbenennen.
Sinnvoll ist es, daß der Eigentümer sich selbst das Löschen oder Überschreiben verbieten kann, damit er nicht irrtümlich seine Daten zerstört.
Schutzcodes haben zweifellos den Vorteil, mit geringem Aufwand umfassenden Schutz bieten zu können.
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