Zunächst empfehle ich, von den Win 95/98/ME-Betriebssystemen umzusteigen auf
Windows 2000/XP, weil es die besseren, vor allem aber sicheren Betriebssysteme
sind. Als Dateisystem sollten Sie mit diesen Betriebssystemen natürlich NTFS und
nicht eine der FAT-Varianten verwenden, weil Sie nur mit NTFS die Zugriffsrechte
vernünftig reglementieren können. Als Administrator sollte man mit w2k/XP aber
wirklich nur dann arbeiten, wenn es etwas zu verwalten gibt (Benutzer einrichten,
Software installieren, Einstellungen des Betriebssystems ändern, Änderungen an der
Registry usw.). Ich habe für mich einen Benutzer mit einfachen Benutzerrechten eingerichtet
und nur unter diesem Namen gehe ich ins Internet. Ein einfacher Benutzer
darf eine Vielzahl gefährlicher Aktionen (Schreibzugriff auf die Registry, Installation
von Programmen usw.) nicht ausführen, so dass allein hierdurch bereits ein gewisser
Grundschutz verwirklicht ist. Machen Sie sich bitte klar, dass ein dreizeiliges Script,
das Sie sich auf jeder Web-Seite, die Sie ansteuern, einfangen können, ausreicht,
um Ihre gesamte Festplatte zu formatieren, und zwar ohne dass Sie gefragt werden
oder eine sonstige Möglichkeit hätten, dies zu verhindern. Sie können zwar das gesamte
aktive Scripting (s. auch unter Begriffserläuterungen ActiveX) in Ihrem Browser
abschalten (und müssen dies nach meiner Auffassung auch in jedem Fall, wenn
Sie Administrator-Rechte haben), werden dann aber nicht mehr viel Freude beim Internet-
Surfen haben. Auf die Virenscanner, die inzwischen fast alle auch einen
Script-Schutz beinhalten und heuristische Verfahren verwenden, können Sie sich
ebenfalls nicht verlassen, denn mit einer vergleichbaren Erfolgsquote wie beim Virenscannen,
bei dem es ja ,nur' darum geht, vorhandene Muster zu erkennen, können
Sie sich bei diesen Verfahren nicht verlassen. Die Hersteller der Virenscanner
schweigen sich aus gutem Grund zu diesem Thema aus, denn mit jeder Information
würden Sie gleichzeitig auch den potentiellen Angreifern wichtiges Material liefern.
Die nachfolgend beschriebenen Firewalls nützen gegen diese Gefahren überhaupt
nichts, denn die Scripte laden Sie sich zusammen mit der Web-Seite, die Sie freiwillig
ansteuern. Es hängt ausschließlich von den Einstellungen Ihres Browsers ab, ob
die mitgeladenen Scripte auch ausgeführt werden dürfen. Nach meiner ganz persönlichen
Einschätzung ist die Gefahr für einen privaten Anwender, durch ein Script geschädigt
zu werden, wesentlich größer, als eine Schädigung durch einen Virus. Ein
weiterer Gesichtspunkt: Wenn ich z.B. mit [2] mein System auf Spyware untersuche,
ist der Unterschied zwischen w98- und w2k-Rechnern gewaltig: Auf den w2k-
Rechnern findet sich so gut wie nie Spyware; auf den w98-Rechnern sieht das ganz
anders aus. Schließlich müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass bei vielen,
wenn nicht sogar bei den meisten gezielten Angriffen das sogenannte ,social engineering'
[30] eine Rolle spielt: Der Angreifer versucht, Zugangsdaten nicht über einen
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Hinweise
Computer-Angriff herauszubekommen, sondern über das Befragen Eingeweihter.
Das sieht dann z.B. so aus: Ein potentieller Angreifer ruft die Schreibkraft des Unternehmens
an und gibt sich als Mitarbeiter des Unternehmens aus, welches für die
Software-Wartung zuständig ist. Er fragt die Schreibkraft, ob sie mit Ihrem Computer
zufrieden ist (Welche Schreibkraft würde das schon bejahen ?). Der Anrufer zeigt
sich sehr verständnisvoll und es entwickelt sich ein angenehmes Gespräch, in dessen
Verlauf der Anrufer anbietet, die schlimmsten Unannehmlichkeiten zu beseitigen.
Er benötigt natürlich den Benutzernamen und das Passwort. Alles weitere können
Sie sich denken. Wenn in diesem Fall die Schreibkraft auch noch Administrator-
Rechte hat, können Sie einpacken.
Übrigens funktionieren fast alle Programme mit den Rechten eines einfachen Benutzers,
so dass es kaum erforderlich ist, sich als Hauptbenutzer anzumelden. Manche
Programme ,schimpfen', weil sie nicht auf die Registry zugreifen dürfen (ohnehin eine
Unart, die abgestellt gehört), funktionieren dann aber trotzdem einwandfrei. Mir
sind mittlerweile eher die Programme suspekt, die Hauptbenutzerrechte fordern, ohne
dass ich hierfür einen Grund erkennen kann. Es besteht ein gewisser Verdacht,
dass solche Programme zumindest Spyware, wenn nicht Schlimmeres enthalten (Mir
ist z.B. unbegreiflich, warum die Musicmatch Jukebox mindestens Hauptbenutzer-
Rechte fordert). Bei Programmen, die mehr als einfache Benutzerrechte fordern, ohne
dass Sie hierfür einen Grund erkennen können, würde ich mich nach einer Alternative
umsehen oder mich an den Hersteller wenden. Z.B. erforderte beim TDSLSpeedmanager
von t-online [31] bis zur Version 2.0 nicht nur die System-
Optimierung Administrator-Rechte (was natürlich richtig ist), sondern auch die bloße
Anzeige der Übertragungsrate. Ich habe mit den Technikern von t-online, die sich
übrigens sehr viel Mühe gegeben haben, mehrfach korrespondiert, ohne eine Lösung
zu finden, aber: Ab der Version 3.0 funktioniert die Anzeige auch mit einfachen Benutzerrechten.
Eine sehr gute Beschreibung, wie man Benutzer unter Windows XP (Home und Professional)
einrichten und verwalten kann, finden Sie in der ct [20]. Mir ist es im übrigen
unbegreiflich, wie MicroSoft auf der einen Seite ständig versichern kann, man sei
um mehr Sicherheit bemüht, auf der anderen Seite aber das Einrichten und Verwalten
von Benutzern in der Home-Edition erschwert. Die Benutzerverwaltung ist im
Heimbereich mindestens genauso wichtig wie beim professionellen Einsatz, denn
gerade im privaten Bereich werden auch völlig computerunerfahrene Anwender und
Anwender, denen das nötige Sicherheitsbewusstsein fehlt (Kinder), mit dem Rechner
arbeiten und im Internet surfen wollen.
Gegenüber der 1. Auflage dieser Anleitung habe ich die Warnung vor den Administrator-
Rechten nochmals verschärft, weil die - ansonsten von mir sehr geschätzte -
c't in Heft 01/2003 auf Seite 82, empfohlen hat, alle aktiven Nutzer mit Administrator-
Rechten zu versehen, ,damit auch alle Programme reibungslos funktionieren'. Insbesondere
Personal Firewalls und Antiviren-Software müssten nicht nur mit Administrator-
Rechten installiert werden, sondern auch mit diesen laufen. Das stimmt nicht, widerspricht
allen sonstigen Ratschlägen (auch in der c't, vgl. [20]) und ist einfach unverantwortlich
(in den Folgeheften sind auch entsprechende Leserbriefe erschienen).
Die nachfolgend vorgestellte Kerio Personal Firewall funktioniert nicht nur mit eingeschränkten
Benutzerrechten und kann mit diesen eingestellt werden, sondern die
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Hinweise
Sicherheit dieser Firewall können Sie mit eingeschränkten Benutzerrechten sogar um
mindestens eine Klasse erhöhen (s. unter VII.).
Norton Antivirus 2002/2003 funktionierte bei mir unter w2k mit eingeschränkten Benutzerrechten
mit folgenden Einschränkungen einwandfrei:
- eine vollständige Systemprüfung erfordert Administrator-Rechte,
- Auto-Protect lässt sich nicht deaktivieren,
- Liveupdate ist nicht möglich.
Der erste Punkt ist völlig klar: Wenn ich das System vollständig prüfen will, muss ich
uneingeschränkten Zugriff, also Administrator-Rechte, haben.
Der zweite Punkt ist eigentlich folgerichtig: Es darf nicht sein, dass ein eingeschränkter
Benutzer einfach per Mausklick den Virenschutz deaktiviert. Gleichwohl würde ich
mir eine Option in NAV wünschen, mit der ein einfacher Benutzer jedenfalls dann
den Virenschutz vorübergehend deaktivieren kann, wenn er das Administrator-
Passwort kennt. Manche Programme empfehlen das Abschalten des Virenschutzes.
Meist sind dies Installations-Programme, für die ohnehin Administrator-Rechte erforderlich
sind. Im übrigen habe ich noch keine praktischen Schwierigkeiten feststellen
können, weil der Virenschutz nicht abzustellen war.
Der dritte Punkt ist ein schwerer Mangel von NAV, der eigentlich zur Abwertung des
Programms in allen Tests führen müsste. Es ist mir ein Rätsel, dass NAV ständig
gute Testergebnisse einfährt oder sogar Vergleichstests gewinnt. Es darf eigentlich
nicht sein, dass ein einfacher Benutzer mit veralteten Virensignaturen arbeiten oder
den Administrator bemühen muss. Symantec selbst betont die Bedeutung, die die
aktuellen Virensignaturen für einen wirksamen Schutz haben. Dann müssen diese
Signaturen aber auch möglichst verzögerungsfrei auf den Rechner kommen. Welche
Entscheidungs-Alternativen soll ein Administrator denn haben, wenn Symantec neue
Signaturen zur Verfügung stellt ? Er wird es kaum besser wissen, als Symantec.
Wenn Symantec meint, die neuen Signaturen seien besser, wird sie auch der Administrator
annehmen müssen. Praktisch habe ich mir dadurch beholfen, dass ich das
Lifeupdate abgeschaltet habe, um mich zweimal in der Woche als Administrator anzumelden
und Lifeupdate von hand auszuführen.
I
n Heft 03/2003, S. 177, hat die c't auf eine Leseranfrage mitgeteilt, NAV vertrage
sich mit wXP nur dann, wenn man die regelmäßigen Virenchecks abschalte oder
ständig mit Administrator-Rechten arbeite. Sollte dies zutreffen, so wäre NAV nicht
nur mit ,ungenügend' zu bewerten, sondern schlichtweg unbrauchbar. Ich würde das
Programm meiden und erforderlichenfalls zurückgeben und mir das Geld erstatten
lassen. Für mich sind die eingeschränkten Benutzerrechte die zweitwichtigste Sicherheitseinrichtung
(nach dem Virenscanner) und es kann nicht sein, dass die wichtigste
Sicherheitseinrichtung mich zwingt, die zweitwichtigste abzuschalten. Ich darf
aber nochmals betonen, dass ich die geschilderten Schwierigkeiten mit w2k und eingeschränkten
Benutzerrechten nicht hatte. Das Liveupdate muss aber abgeschaltet
werden, denn NAV reagiert sehr ,zickig', wenn es versucht, ein Liveupdate durchzuführen
und dies nicht gelingt.
Sollten Sie ein Programm unbedingt benötigen, welches Administrator-Rechte erfordert,
und es wirklich gar keine Alternative in Form eines Updates oder eines andern
Programms geben, dann könnten Ihnen vielleicht die folgenden Tipps helfen:
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Hinweise
Zunächst kann man jedes Programm mit systeminternen Mitteln mit anderen Rechten
ausführen: Lassen Sie sich die auszuführende Datei z.B. im Windows-Explorer
anzeigen, drücken Sie dann die Shift-Taste und klicken Sie danach die Datei mit der
rechten Maustaste an (Reihenfolge beachten !). Es erscheint der Menupunkt ,Ausführen
als ...'. Hier können Sie den Benutzernamen und das Passwort des Benutzers
angeben, mit dessen Rechten das Programm ausgeführt werden soll. Wenn Sie die
Eigenschaften eines vom aktuellen Benutzer angelegten Links aufrufen, können Sie
dort ein Kästchen ankreuzen mit der Bezeichnung ,Unter anderem Benutzernamen
ausführen'. Schließlich kann man sich auch mit dem Programm ,runas' einen entsprechenden
Link anlegen. Alle Optionen des Programms ,runas' werden angezeigt,
wenn Sie mit StartAusführencmd ins DOS-Fenster wechseln und dort ,runas'
eingeben (zurück mit ,exit'). Der Nachteil dieser Verfahren besteht darin, dass Sie
das Passwort stets von Hand eingeben müssen. Dies ist besonders lästig bei Programmen,
die bereits beim Windows-Start gestartet werden sollen.
Deshalb gibt es die Möglichkeit, ein Programm als Service zu starten. Hierzu benötigen
Sie z.B. das Programm ,Apptoservice' [32] oder die Programme srvany.exe und
instsrv.exe aus dem NT Resource Kit und eine passende Anleitung [33].
Klappt auch das nicht, hilft in jedem Fall das Programm ,runasPWD.exe' [34] von Richard
MacDonald. Ich habe allerdings lange gezögert, den Hinweis in diese Anleitung
aufzunehmen, denn der entscheidende Vorteil dieses Programms ist zugleich
ein sicherheitstechnisch schwerer Nachteil: Das Programm arbeitet ähnlich wie ,runas',
kann aber außerdem das Passwort in der Befehlszeile mit verarbeiten, wodurch
ein vollautomatischer Start möglich ist. Wenn Sie das Programm über einen entsprechenden
Link z.B. in den Autostart-Ordner einbinden, haben Sie dieses Passwort
(z.B. des Administrators) im Klartext auf der Festplatte, was eigentlich unverantwortlich
ist. Dies dürfte in keinem Fall in einer ,echten' Mehrbenutzerumgebung in Frage
kommen, in der wirklich mehrere Menschen an demselben Rechner arbeiten und in
der unbedingt verhindert werden muss, dass einzelne dieser Benutzer sich Administrator-
Rechte aneignen. Wenn allerdings nur ein Mensch mit mehreren Benutzerkonten
an dem Computer arbeitet oder alle Benutzer ohnehin das Administrator-
Passwort kennen, kann man sicher auf die vertretbare Idee kommen, es sei jedenfalls
sicherer, das Administrator-Passwort auf der Festplatte zu speichern als sich
ständig mit Administrator-Rechten im Internet zu bewegen (gut ist beides nicht).
Bei XP erzeugt Windows bei der Installation selbst eine Sicherheitslücke, indem es
für den abgesicherten Modus ein kennwortloses Administrator-Konto anlegt. Um diese
Lücke zu schließen, müssen Sie den Rechner einmal im abgesicherten Modus
starten (,F8'-Taste während des Start-Vorgangs gedrückt halten und ,abgesicherter
Modus' in dem dann erscheinenden Menu auswählen). Melden Sie sich dann als
,Administrator' an. Unter Start Systemsteuerung Benutzerkonten können Sie das
Administrator-Konto anwählen und über Kennwort erstellen ein Kennwort vergeben.
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