1.1. Die Anfänge
Die Geschichte von Linux beginnt im Herbst 1990. Linus Torvalds, ein Student der Informatik an der finnischen Universität Helsinki, wollte sich partout nicht damit abfinden, daß er regelmäßig Schlange stehen mußte, um an einem der damals 16 Rechner-Terminals seine Unix-Programmierübungen zu absolvieren. Es mußte doch möglich sein, ein System zu schaffen, mit dem er sich von seinem Heim-PC über Modem in das Rechnersystem der Universität anmelden konnte. Das damals weit verbreitete und übliche Betriebsystem MS-DOS (das erste Betriebsystem von Microsoft) schien ihm dafür aber denkbar ungeeignet. Als einzige Alternative kam eine Art "Mini-Unix" namens Minix in Frage - ein Vorschlag des US-Programmierers Andrew Tanenbaum. Seit seiner Veröffentlichung im Jahre 1987 hatte sich eine große Internetgemeinde von mehr als 50.000 Benutzern gebildet, die rege und produktiv dieses Betriebsystem mitgestalteten.
Linus Torvalds optimierte sein Minix-System in mehrmonatiger Programmierarbeit und reicherte es mit attraktiven Eigenschaften an, wie z.B. einen Festplattentreiber und einen verbesserten Kernel (das Herzstück eines jeden Betriebsystems).
1.2. Eine brillante Idee
An der Versionsnummer 0.02 angelangt, gab Linus dem Kind einen Namen: Linux (Eine Mischung aus seinem Vornamen und dem kommerziellen "Unix"). Anstatt es nur für den Heimgebrauch zu benutzen, stellte er es öffentlich und weltweit im Internet zur Verfügung - so konnte jeder Programmierer die Quellen dazu nutzen, Linux zu erweitern und eigene Programme dafür zu schreiben. Die zu dieser Zeit einsetzende Revolution via Internet trug den Linux Code zu den zahlreichen Programmierern in der Welt und ihren Feedback zurück zu Linux Torvalds. So entstand eine riesige Linux-Programmiergemeinde, wie sie von heutigen Softwarefirmen nur erträumt werden kann.
Rasch wurde aus dem Linux Minikernel ein stabiles, Unix ähnliches Betriebsystem.
1.3. Der Weg zu den Anwendern
Im Jahre 1994 wurde die Version 1.0 von Linux im Internet veröffentlicht. Bis dahin nutzten hauptsächlich nur Programmierer und spezielle Unternehmen das Betriebsystem, z.B. als schnellen Internet-Server. Doch mit der Schaffung einer grafischen Benutzeroberfläche, ermöglicht durch das freie "XFree86-Projekt", erreichte das Betriebsystem auch immer mehr private Anwender.
Ursprünglich wurde Linux im Internet oder von privaten Computerclubs weltweit verteil, doch mit zunehmender Größe der einzelnen Programme stiegen auch die Kosten. So bekamen Firmen die Genehmigung, eigene sogenannte Linux-Distributionen an die Anwender zu verkaufen. Diese bestanden zum Teil aus selbstprogrammierten Installations- und Administrationsprogrammen , hauptsächlich jedoch aus freier Software. Bekannte Distributoren sind heute z.B. die amerikanische Firma Redhat, SuSE aus Deutschland, Caldera, Debian und viele mehr.
1995 begann eine kleine Gruppe Programmierer, an einer einfachen, Windows-ähnlichen Oberfläche für Unix-Betriebsysteme zu programmieren - mit großem Erfolg. Heute zählt der KDE-Desktop zu den erfolgreichsten Benutzeroberflächen für Linux, mit dem sich auch Anwender von Microsoft Windows problemlos zurechtfinden. Zahlreiche Anwendungsprogramme aus allen Bereichen wurden bereits an die Oberfläche angepaßt oder neu entwickelt.
1.4. Konkurrenz für Microsoft ?
Das rasche Wachstum des Linux-Betriebsystems blieb natürlich nicht unbemerkt - auch nicht bei Microsoft. Dessen Betriebsystem Windows sollte schließlich keinerlei Marktanteile verlieren. Doch es gibt zahlreiche Vorteile des freien Linux, die auch der Softwaregigant nicht leugnen kann:
- Sehr stabiler Betriebsystemkern, kaum Abstürze
- Speziell entwickelt für Internet und Netzwerke
- Hohe Ausführgeschwindigkeit
- Weitgehend fehlerfrei
- Kostenlos
- Gesamter Quellcode verfügbar
- Viele Hilfen für Einsteiger in Diskussionsforen und speziell eingerichteten Homepages
- Sehr schnelle Fehlerbeseitigung und rasche Entwicklung aufgrund des großen Anteils an Programmierern
- Große Auswahl an Programmen
In zahlreichen Studien (z.B. die berüchtigte "Mindcraft Studie") die Microsoft auf seiner Homepage veröffentlicht, wird die Leistungsfähigkeit von Linux angezweifelt und Windows hervorgehoben - zahlreiche Kritiker der Linuxgemeinde veröffentlichen aber kurz darauf im Internet den Gegenbeweis.
(Bild: Geschwindigkeitstest von Microsoft, https://www.microsoft.com/ntserver/nts/exec/compares/ntlinux.asp)
1.5. Linux Heute
Zahlreiche Linuxgemeinden, sogenannte Usergroups, finden sich heute weltweit. Auf den größten und bekanntesten Messen (wie z.B. Cebit oder Systems) präsentieren sich die Linux-Distributoren und Firmen, die ihre Programme für dieses Betriebsystem umgesetzt haben - darunter auch sehr namhafte wie z.B. IBM, Intel, Corel und viele mehr. Mittlerweile werden auch ganze Hallen dafür zur Verfügung gestellt.
Durch das große Interesse in der Öffentlichkeit, dem Wunsch nach einem stabilen und zuverlässigen Betriebsystem und der immer einfacheren Bedienbarkeit verdoppelt sich die Zahl der Anwender jedes Jahr.
2. Schluß
Linux hat sich in 8 Jahren weiter entwickelt, als Microsoft in fast 20 Jahren. Es nutzte schon immer das Medium, daß unsere Zukunft im nächsten Jahrtausend entscheidend verändern wird - das Internet. Noch ist es ein abenteuerliches und nicht gerade einfaches Unterfangen, dieses Betriebsystem zu installieren und zu konfigurieren, doch wenn die Entwicklung weiterhin so rasch voranschreitet, könnte es vielleicht eine lohnende Alternative zu herkömmlichen Systemen werden und noch mehr private Anwender erreichen. Und vielleicht wird auch der ein oder andere Benutzer nach der nächsten "Windows-Schutzverletzung" oder einem "Schwereren Ausnahmefehler" neugierig nach Linux - und das ohne einen Pfennig dafür zu zahlen.
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