Schon lange vor den Impressionisten haben einige die Farbe mit einer
ähnlichen Freiheit gehandhabt, so daß man sie als Vorgänger betrachten
könnte. Beschränkt man sich auf diejenigen, bei denen diese
Farbbehandlung am deutlichsten erkennbar wird, so muß man an erster
Stelle Frans Hals erwähnen. Während eines Aufenthaltes in Holland im
Jahre 1872 studierte Manet mit großer Aufmerksamkeit im Museum in
Haarlem die Werke von Frans Hals. Ihn beeindruckte die Ausdruckskraft
der Farbe und das Eigenleben der Pinselstriche in manchen Porträts so
sehr, daß sie seiner Malerei neue Impulse gaben.
Neben Frans Hals gingen ihnen andere zeitlich weniger entfernte Künstler
in der ersten Hälfte der 19. Jahrhunderts mit ihren mutigen und kühnen
Bildschöpfungen beispielhaft voran: die englischen Landschaftsmaler,
hauptsächlich John Costable und J.M. William Turner.
Es ist bemerkenswert, daß Constable - ungeachtet des zeitlichen Abstands
von einem halben Jahrhundert - einen ebenso großen Eindruck auf
Delacroix wie auf Monet machte. Beide bewunderten seine Fähigkeit, das
Gefühl von Luft und Farbe zu vermitteln. Durch das Studium von
Constables Werken wurde Delacroix zu einer freieren Malweise ermutigt:
Er mischte seine Farben nicht mehr auf der Palette, sonderst erst auf
der Leinwand. Auf dieses später als \"flochetage\" bezeichnete Verfahren
beriefen sich die Impressionisten.
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[Bild 3 zeigen, Turner - Norham Castle und Schneesturm] Der stärkste aus
England kommende Einfluß aber ging von Turner aus, genauer gesagt, von
seinen späten Werken (nach 1830), in denen Farbe und Licht die Zeichnung
völlig aufzusaugen und jeden Gegenstand in der Atmosphäre aufzulösen
scheinen. Der englische Maler erwies sich besonders richtungsweisend für
die Stilentwicklung des Impressionismus. In Frankreich gehörten zu den
Vorläufern des Impressionismus unter anderen Delacroix und Corots sowie
Boudin und deren Zeitgenossen. Zu letzteren gehört auch Jongkind, der
sich an mit immer wechselnden Lichtverhältnissen versuchte, zum Beispiel
an einem Wolkenhimmel. Er freundete sich mit Monet an und arbeitete
mehrfach mit ihm zusammen.
Alle Maler dieser Zeit hatten das Problem, daß sie nicht wußten, wie sie
flüchtigen optische Momente festhalten konnten. [Bild 4 zeigen. Monet -
Frühling] Monet entwickelte eine wirklich revolutionäre Technik: Er
bedeckte die weiße Leinwand mit einem lockerem Gefüge von Pinselstrichen
in reinen, ungemischten Tönen, wobei das Weiß die Leuchtkraft des
Bildträgers noch steigerte. Die Impressionisten hatten, wie gesagt, eine
Vorliebe für helle Farben und ihre Bilder waren von einem Licht erfüllt,
was dem zeitgenössischem Betrachter unerträglich erschien.
[Bild 5 zeigen. Renoir - Akt im Sonnenlicht] Einer der wenigen
impression-istischen Maler, die sich mit der Portraitmalerei
beschäftigten war Auguste Renoir. In dem gezeigten Bild mit dem Titel
\"Akt im Sonnenlicht\", sieht man genau wir sich der Maler mit dem Einfall
des Lichtes beschäftigt hat. Der Körper der gemalte Dame selber wirkt
wie eine Plastik. Der Rest des Bildes bestimmen jedoch Stilmerkmale des
Impressionismus.
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