Im April 1933 erließ Hitler das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums". Das Gesetz bezweckte eigentlich nur, daß Schaffen von Karriereposten für Hitler treue Gefolgsleute und um unliebsame politische Gegner und besonders Juden aus allen politischen Ämtern entfernen konnte. Ebenfalls im April 1933 wurde mit einem "Gesetz gegen die Überfüllung der deutschen Schulen und Hochschulen" der jüdische Anteil in den Schulen extrem stark begrenzt, und das war die Vorstufe der Ausschaltung. Im Oktober 1933 wurde mit Hilfe des "Schriftleitergesetzes" alle Juden aus den Presseberufen entfernt. Im Mai 1935 wurden alle Juden vom Wehrdienst ausgeschlossen und im September 1935 wurden die "Nürnberger Gesetze" erlassen. Darin enthalten waren eigentlich zwei Gesetzesteile, das erste war das "Reichsbürgergesetz" welches Juden zu Bürgern zweiter Klasse machte, und das zweite das "Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" verbot u.
a. die Eheschließung zwischen Juden und Nichtjuden. Außereheliche oder voreheliche Beziehungen wurden von nun an als Rassenschande geächtet und drakonisch bestraft. Ab März 1936 gab es für jüdische Familien keine Beihilfen mehr, im Oktober 1936 wurde es jüdischen Lehrern verboten Privatunterricht an Nichtjuden zu erteilen. Damit verloren die Betroffenen meist die letzte Einnahmequelle die sie nach dem Berufsverbot im Staatsdienst noch gehabt hatten. Ab April 1937 durften Juden an Universitäten nicht mehr den Doktortitel erwerben, im September verloren alle jüdischen Ärzte die Krankenkassenzulassung, im Juli 1938 auch die Approbation.
(Erlaubnis zur Berufsausübung). Das gleiche Schicksal traf wenig später die Rechtsanwälte und große Teile anderer Berufsgruppen. Ab April 1938 wurden die Juden gezwungen ihre Vermögen zu deklarieren im Mai wurden jüdische Betriebe von der Vergabe öffentlicher Aufträge ausgeschlossen, im Juli wurde eine besondere Kennkarte für Juden eingeführt im August erging eine Verordnung zur Führung der zusätzlichen Zwangsvornamen Sara bzw. Israel. Damit konnte jeder bei einem Blick in den Paß erkennen, ob der Kontrollierte ein Jude war oder nicht. Als weitere Brandmarke wurde Anfang Oktober ein großes rotes "J" in den Paß gestempelt, ab Mitte November war jüdischen Kindern verboten in deutsche Schulen zu gehen.
Das alles waren nur die größten Schikanen die sich die Nazis ausdachten. Hinzu kamen die lokalen Schikanen wie zum Beispiel die Tafeln am Ortseingang daß Juden unerwünscht wären, Parkbänke mit der Aufschrift "Nur für Arier" die Verbote städtische Badeanstalten zu besuchen und vieles weitere mehr. Im Herbst 1938 nach fünfeinhalb Jahren nationalsozialistischer Herrschaft, hatten sich für die Deutschen Juden aufgrund staatlich geplanter und verordneter Diskriminierungen die Existenzbedingungen drastisch verschlechtert. Keiner glaubte, daß es noch schlechter kommen könnte. Eher, daß der Spuk bald vorbei sein müßte Aber am 7.11.
1938 schoß Herschel Grynszpan den Legationssekretär der deutschen Botschaft in Paris Ernst von Rath an, er wollte damit protestieren gegen die gnadenlose Ausweisung von polnischen Juden aus Deutschland. Das war der Augenblick, wo der Nationalsozialismus zeigte, das er noch nicht einmal auf den Schein der Rechtsstaatlichkeit Wert legte. Antisemitismus und Judenfeindschaft , wie sie als Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie schon immer propagiert worden waren, schlugen jetzt um in die primitiven Formen physischer Gewalt und Verfolgung. Die Reichskristallnacht bildete den Scheidepunkt des Wegs zur "Endlösung", zum millionenfachen Mord an Juden aus ganz Europa. Der Novemberpogrom am 9/10.11.
1938 war alles andere als eine spontane vom Volk ausgehende Empörung, wie es in den Medien verklärt wurde, er war inszeniert, und zwar von höchster staatlicher Ebene von Joseph Goebbels. Den Nationalsozialisten war die Tat hochwillkommen, sie wurde zur Verschwörung des "Weltjudentums" gegen das Deutsche Reich hochstilisiert und diente als Einleitung zur endgültigen Ausgrenzung der deutschen Juden aus allen sozialen und ökonomischen Zusammenhängen. Insgesamt sind 7.500 zerstörte jüdische Geschäfte gemeldet worden. Schaufensterscheiben und Glasfenster im Werte von mehreren Millionen Reichsmark wurden zerstört. Die Hälfte der Jahresproduktion des damaligen größten Glasherstellers Hollands wurde in einer Nacht zerstört.
Im Zusammenhang mit der Reichskristallnacht brannten fast alle Synagogen und ca. 100 Juden wurden getötet. In den darauffolgenden Tagen wurden ungefähr 30.000 Juden verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen eingeliefert. Außerdem wurde dem deutschen Judentum eine Strafe von 1 Milliarde Reichsmark auferlegt, was aber schließlich eine Höhe von 1,12 Milliarden Reichsmark erreichte. Am 12.
November wurde entschieden, daß alle jüdischen Betriebs oder Geschäftsinhaber enteignet werden, und das eine Arisierung der Geschäfte einsetzen sollte. Der Erlös der Enteignungen sollte nicht an die Juden gegeben werden , sondern dem Staat zugute kommen. Die vollständige Entrechtung der Juden wurde kurz nach dem Pogrom beschlossen, die durch eine Vielzahl von Anordnungen, Erlassen, Befehlen und Verboten eingeleitet worden war. Sie war bis 1941 in sehr kurzen Schritten endgültig vollzogen. Die physische Vernichtung bildete dann nur noch die letzte Station des Weges, der im November 1938 bewußt und öffentlich eingeschlagen worden war.
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