Im 19. Jahrhundert veränderten sich althergebrachte soziale Strukturen und
Beziehungen grundlegend. Die Menschen wurden nicht mehr in einen
gesellschaftlichen Stand hineingeboren, in dem alle Lebensformen vorgegeben
waren. Der mündige Bürger war für seine individuelle Entfaltung selbst
verantwortlich, er wählte sein Gewerbe, verfügte frei über seinen Besitz, war
nicht an einen Geburtsort oder Grundherren gebunden und gehörte nicht automatisch
zu einer Zunft oder Korporation, sondern schloß sich freiwillig einem Verein oder
Partei an, um seine Interessen durchzusetzen.
Vor allem aber gab die Stellung des Einzelnen im Produktionsprozeß und auf dem
Markt de Ausschlag über seine Klassenzugehörigkeit. Dabei spaltete sich die
Gesellschaft in zwei Hauptklassen: die Bourgeoisie, die über Kapital und
Produktionsmittel verfügte, und das Proletariat, das nichts außer seiner
Arbeitskraft anzubieten hatte. Der Konflikt zwischen diesen Klassen spitzte sich
zu, je größer die Gegensätze zwischen ihnen wurden.
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