Das Präsidialkabinett Hitler wurde mit Hilfe scheinlegaler Maßnahmen und offener Rechtsbrüche in 3 Stufen zur Einparteien- und Führerdiktatur: 1. enorme Machtsteigerung der Exekutive mit Mitteln des Präsidialregimes: u. a. erneute Auflösung des Reichstags; Einschränkung der Pressefreiheit; endgültige Gleichschaltung Preußens; Ausnahmezustand und Aufhebung der Grundrechte nach dem Reichstagsbrand; Ermächtigungsgesetz vom März 1933 als Legalitätsfassade. 2. Liquidierung des Rechtsstaats: u. a. \"Säuberung\" des Beamtenapparats und der Justiz von Demokraten und Deutschen jüd. Abstammung; Zerschlagung der Gewerkschaften, demokrat. Berufsverbände und aller nicht nat.- soz. Parteien. 3. Aufbau des totalitären Staats. Der Reichswehr gelang es zwar, ihr Monopol als Waffenträger gegen die SA durchzusetzen, doch mit dem von ihr gedeckten Vorgehen beim Röhm-Putsch (30. 6. 1934) und mit ihrer Vereidigung auf Hitler verlor sie ihre bisherige polit. Kontroll- und Garantiefunktion. Im Zuge der Krise um Reichswehrmin. Blomberg und den Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Fritsch, erfolgte 1938 die endgültige Gleichschaltung der aus der Reichswehr hervorgegangenen Wehrmacht.
Von Anfang an war die Herrschaft der Nationalsozialisten mit der Verfolgung der Juden verbunden. Diskriminierende Gesetze, die im April 1933 mit dem \"Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums\" begannen, steigerten sich 1935 zu den Nürnberger Gesetzen. Mit der \"Arisierung\" der Wirtschaft schloß Hitler die Juden aus dem Wirtschaftsleben aus und beraubte viele von ihnen ihres Eigentums. Der schon 1933/34 einsetzende Straßenterror der SA gegen Juden erreichte in der Kristallnacht (9./10. 11. 1938) einen vorläufigen Höhepunkt. Die terrorist. Züge des nat.-soz. Regierungssystems steigerten sich im Verlauf des Krieges. Die auf der Wannseekonferenz (1942) beschlossene \"Endlösung der Judenfrage\" führte zur Ermordung großer Teile des europ. Judentums im gesamten von Deutschland beherrschten Bereich in den Vernichtungslagern in Polen. Die Unterdrückungsmethoden gegen die Widerstandsbewegungen in den besetzten Gebieten sowie die Zwangsdeportation von \"Fremdarbeitern\" ins Dt. Reich verschärften die Grausamkeit des Kriegs. Unter den Eindrücken des Krieges verstärkten sich auch in Deutschland die Proteste gegen den nat.-soz. Totalitarismus (Widerstandsbewegung). 1938 und seit 1942/43 standen Militärs im Zentrum konspirativer Planungen zur Beseitigung des Systems (Attentat vom 20. 7. 1944).
Die Rückgewinnung des Saargebietes (1935), die Besetzung der entmilitarisierten Rheinlande (1936) und die Schaffung der Achse Berlin-Rom (1936; förml. Bündnis im Stahlpakt [1939]; Antikominternpakt [1936] mit Japan, 1937 durch Italiens Beitritt erweitert) täuschten im Innern eine erfolgreiche Außenpolitik des Hitlerstaates vor, die (eingeleitet vom Austritt aus dem Völkerbund 1933) im wesentl. Kriegspolitik war und seit 1935 in unverhüllt aggressive Politik überleitete. Die Einführung der Wehrpflicht (16. 3. 1935), der Anschluß Österreichs (Einmarsch 12. 3. 1938) und die Einverleibung des Sudetenlands, gedeckt durch das Münchner Abkommen vom 29. 9. 1938, gehörten bereits zur unmittelbaren Kriegsvorbereitung (Annexion der Tschechoslowakei 16. 3. 1939). Mit dem trotz brit. Garantieerklärung (31. 3. 1939), aber mit Rückendeckung durch den Deutsch- Sowjetischen Nichtangriffspakt (23. 8. 1939) unternommenen Angriff auf Polen entfesselte Hitler den 2. Weltkrieg.
Der Kriegsausgang (Gesamtkapitulation der dt. Wehrmacht am 7./8. 5. 1945) besiegelte das Ende des dt. Nationalstaats in der Form, die er 1867/71 erhalten hatte. Die Ermordung von mindestens 5,5 Mio. Juden, mehr als 20 Mio. Tote in der UdSSR, 4,5 Mio. in Polen, 1,7 Mio. in Jugoslawien, 800 000 in Frankreich, 400 000 in Großbrit., 7,6 Mio. Tote in Deutschland, mehr als doppelt so viele Flüchtlinge, Verstümmelung und Teilung des Landes waren die Bilanz des NS-Staates.
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