Ich habe jetzt schon einiges über Rassismus und die damit involvierte Fremdenfeindlichkeit berichtete. Doch die wichtigste Frage steht bis jetzt noch unbeantwortet im Raum. Wie entsteht diese Geisteshaltung und warum sind gerade Jugendliche begeisterte Anhänger davon. Es gibt verschiedene Gründe für Rassismus, dennoch lässt sich allgemein sagen, dass er heutzutage immer entsteht, wenn das System Staat in irgend einer Weise instabil ist. Doch bevor ich darauf zu sprechen komme möchte ich gerne erörtern welche Wirkung das Fremde schon in der Kindheit auf uns Menschen hat. Für ein kleines Kind stellt die Familie die vertraute Umgebung dar und alles, was über diesen Rahmen hinausgeht wird als das Fremde bezeichnet, das Angst macht.
Diesem unbekannten Fremden werden eigene schlechte Eigenschaften zugeschrieben und für alles "Böse" verantwortlich gemacht. Durch das "Reinhalten der eigenen Seele" (Psychohygiene) und das Ausfindigmachen und Ausgrenzen des vermeintlichen Schuldigen kommt es zu einer eigene Sicherheit, man spricht auch von einer inneren Stabilität. Wenn das Kind heranwächst und in die letzte Phase der Pubertät kommt, man nennt sie Adoleszenz, beginnt das Kind selbstkritisch zu werden, es sieht seine eigenen Fehler ein und schiebt sie nicht dem Fremden zu, im Gegenteil es beginnt sich sogar für seine Umgebung außerhalb der Familie zu interessieren und sich damit auseinanderzusetzen. Die Adoleszenz ist meiner Meinung nach die wichtigste Phase im Leben eines Menschen, denn sie sichert den Fortbestand der Menschheit und das entwickeln einer Kultur. Darüber hinaus bewirkt die Faszination des Fremden eine Weiterentwicklung einer Kultur, wenn sie durch eine andere beeinflusst wird. Jetzt lautet wiederum meine Frage, warum es gerade in der Adoleszenz zu rassistischen Haltungen kommt.
Jetzt muss ich bei jenem Satz ansetzen, den ich als Einleitung für mein Referat verwendet habe. Wir leben in einer multikulturellen Gesellschaft, die fremde Kultur beginnt, jetzt leicht übertrieben ausgedrückt, an der Haustüre des Nachbarn. Der heranwachsende Sprössling erlebt seine eigene Identität, sowohl kultureller und rassischer Art, nur auf seine Familie reduziert, sie ist praktisch verkümmert. Er kann sich nicht von seiner Familie lösen, weil er sonst eine Art Kulturverrat begehen würde. Das Gebundensein an seine Familie und die Unsicherheit wegen seiner verkümmerte Identität lassen ihn wieder infantilisieren, er wird praktisch wieder zum Kind und die Faszination des Fremden ist gänzlich aufgehoben. Wie jedes kleine Kind versucht er durch Psychohygiene, die sich in dem Fall als Rassismus ausdrückt und durch die Ausgrenzung des Fremden wieder Stabilität (innere Sicherheit zu erlangen).
Durch das Ausstoßen des Fremden wird auch eine eigene Identität geschaffen. Eigentlich kann sich der ganze Prozess analog bei einem Erwachsenen abspielen, aber diese haben mehr innere Stabilität als ein Juveniler. Das heißt natürlich nicht das es bei Erwachsene keinen Rassismus gibt, das innere Gleichgewicht wird halt durch andere Bedingungen zerstört wie durch eine schlechte wirtschaftliche Situation wo der Fremde als Konkurrent erlebt wird.
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