Die KLV war vor 1939 eine Aktion für gesundheitsgefährdete Stadtkinder, die ursprünglich unter der Leitung der Nationalsozialistischen Wohlfahrt stand. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die Verschickungen auf Kinder in kriegsgefährdeten Gebieten ausgedehnt.
Von 1941 bis 1944 wurden insgesamt etwa 800000 Jungen und Mädchen verschickt. In den letzten Kriegsjahren wurden die Schüler ganzer Klassen geschlossen in KLV-Lager transportiert.
Organisation und Betreuung der KLV-Lager war nun die Aufgaben der HJ, die den gesamten Tagesablauf außerhalb der Schulstunden bestimmte.
Schicksal eines Jungen aus Wien
Helmut Horak war 1943 elfeinhalb Jahre alt und besuchte die Oberschule für Jungen im 2. Bezirk. Er berichtete über seine "vorsorgliche Umquatierung". Gemeinsam mit 35 gleichaltrigen Kameraden kam er nicht in ein geschlossenes Lager, wie später üblich, sondern zu Volksdeutschen in Familienpflegestellen. Ziel dieses Transportes war ein kleines Dorf in Ungarn. Wenn auch jeder der Wiener Buben in einer Pflegestelle untergebracht war, wurde nach außen hin aus organisatorischen Gründen stets der Lagercharakter betont. Es gab einen Lagerleiter, welcher auch Professor und Klassenvorstand war. Er unterrichtete während des Lagers fast alle Gegenstände , jedoch mit reduzierten Lehrmitteln. Der Unterricht wurde in einem Extrazimmer eines Gasthauses abgehalten, keineswegs konnte er in vollem Umfang weitergeführt werden. Größtenteils wurde improvisiert, da es an Unterrichtsbehelfen fehlte.
In der Früh erfolgte ein Appell vor dem Unterricht, wobei die Hakenkreuz-Fahne gehisst und der "Spruch des Tages" vorgetragen wurde. Des Erlernen derartiger Lieder, sowie der deutschen Geschichte gehörte in einem KLV-Lager ebenso zum regelmäßigen HJ-Dienst, wie das Marschieren nach Trommelrhythmen und Geländeläufe - und spiele.
Von großer Bedeutung war für die ausgehungerten Wiener Kinder, dass die Pflegestellen ihnen ausreichend zu essen boten.
Das gesundheitliche Wohl ergehen der Kinder stand bei diesen KLV-Lagen jedoch nicht im Mittelpunkt, sondern man wollte die Jugendlichen in großem Rahmen und für längere Zeit total erziehen. Im allgemeinem wollte man sie zu "echten, starken Nationalsozialisten" heranziehen.
|