Wie ich schon in Punkt 3 dargelegt habe, hatte die Regierung keine demokratische und gesicherte Basis. Die alten, antidemokratischen Eliten hatten viel Einfluss auf das politische Geschehen, die unterschiedlichen Regierungen waren nicht handlungsfähig und wurden nicht von der Bevölkerung unterstützt und der Reichspräsident hatte nach Artikel 48 fast uneingeschränkte Macht, die von einem zielstrebigen "Führer" ausgenutzt werden konnte. Die Ordnung war also sehr instabil. In der Zeit der Weimarer Republik trat die NSDAP zum 1. Mal publikumswürdig, wirksam und einflussreich in der Öffentlichkeit auf und fand immer mehr Zustimmung und Unterstützung in der Bevölkerung, die der Regierung nicht mehr vertraute und auf einen "Führer" hoffte, der den Staat lenken würde.
Mit dem Tod von Friedrich Ebert (1925) und Gustav Stresemann (1929) erlitt die Weimarer Republik einen Verlust an den regierungs-unterstützenden Persönlichkeiten. Außerdem brach die große Koalition zwischen SPD, Zentrum, DDP, DVP und BVP auseinander. Während die SPD und DNVP Stimmen verlor, gewann die NSDAP und auch die KPD 1930 immer mehr Stimmen.
Reichspräsident Hindenburg ernannte Brüning am 29.3.1930 zum Reichskanzler, der daraufhin mit Notverordnungen regierte und immer damit drohte, das Parlament aufzulösen. Artikel 48 hatte also zur Folge, dass der sozialdemokratische Einfluss immer mehr verschwand und die Regierung ohne jegliche Kontrolle durch ein Parlament uneingeschränkte Macht hatte. Außerdem war in Brünings Politik die Innenpolitik der Außenpolitik untergeordnet. So erfolgte keine Unterbindung der Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation, da Brüning Angst vor einer neuen Inflation hatte. Er unternahm zwar den Versuch einer Deflation, was jedoch zur Folge hatte, dass die Kaufkraft sank, da die Bevölkerung durch die Steuererhebungen nun sparte und die Staatseinnahmen somit auch sanken. Diese Maßnahme verschlimmerte also die wirtschaftliche Lage. Zudem kommt noch hinzu, dass durch die Inflation die Reparationszahlungen weitgehend eingestellt wurden. Aus diesem Grund nutzte die Regierung unter Brüning die Not und Verarmung der Menschen aus, und unternahm nichts gegen die wirtschaftlichen Probleme, um den Siegermächten die Unmöglichkeit der Erfüllung der Reparationszahlungen klarzumachen.
Nach Brüning folgte Franz von Papen aus der Zentrumspartei als Reichskanzler. Die Neuwahlen im Juli 1932 hatten das Ergebnis, dass die NSDAP nun die stärkste Fraktion im Reichstag war. Der Hitlerputsch und die resultierende 9-monatige Haft Hitlers hatten zunächst einen Rückgang der Stimmen der NSDAP zur Folge gehabt. Hitler selbst hatte erkannt, dass es günstiger wäre, mit legalen Maßnahmen an die Macht zu kommen. So forderte er 1932 das Amt des Reichskanzlers, was jedoch durch Hindenburg verhindert wurde. Nach der 2. Wahl von 1932 verlor die NSDAP wieder an Stimmen. Hitler wurde damit bewusst, dass er bald handeln musste, zumal sich die wirtschaftliche Situation am bessern war.
Nach der Entlassung von Franz von Papen wurde Schleicher 1932 Reichskanzler, der sich Hitler als Reichskanzler wünschte. Er selbst sollte Vizekanzler werden und acht konservative Politiker sollten Hitler und drei nationalsozialistische Minister kontrollieren. Schleicher verlangte außerdem die Auflösung des Reichstags (Artikel 25), was jedoch von Hindenburg abgelehnt wurde. Daraufhin trat Schleicher zurück und Hindenburg ernannte Hitler am 30.1.1933 zum Reichskanzler.
In dieser historischen Erörterung sollte klargeworden sein, dass es viele verschiedene Belastungsfaktoren gab, die zum Scheitern der Weimarer Republik führten. Neben temporären wirtschaftlichen Schwierigkeiten wie der Inflation und der Weltwirtschaftskrise gab es aufgrund der Demokratiefeindlichkeit, der Unzufriedenheit und Spaltung in der Bevölkerung keine Einheit im Staat. Diese instabile Situation konnte von einzelnen Personen wie z.B. Brüning oder Hitler ausgenutzt werden, um eigene Pläne durchzusetzen.
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