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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Perestroika und glasnost:



In diesem Teil widme ich mich den Reformprojekten Gorbatschows. Einige Behauptungen der Schwierigkeit des Reformierens werden hier noch konkreter dargestellt. Ich werde darauf eingehen, wie sich die Lage zuspitzte, wie sich Glasnost auf die Menschen auswirkte und weitere Gründe für das Scheitern der Reformvorhaben.

3.1 Reformvorhaben:
Nach viel zu langer Zeit muss dann der Führung doch endlich aufgefallen sein , dass ihr System einer dringenden Korrektur bedurfte. Tatsächlich gelang es Gorbatschow zunächst, einschneidende Reformen zu machen. Der Umbau der Wirtschaft (Perestroika) und größere Freiheit in Entscheidungen der Presse (Glasnost) waren die Eckpfeiler des vorgesehenen Umbaus.
Mitte der 80er Jahre hatte die Schattenwirtschaft bereits einen beängstigend großen Raum eingenommen. lediglich sie ermöglichte über weite Teile noch die Verteilung der Produkte.
Immer offensichtlicher wurde, dass ein radikaler Umbau stattfinden musste um einem Zusammenbruch zu entgehen. Es entstanden vage Pläne für Partei, Staat, Ökonomie, Politik und Gesellschaft.
Gorbatschow betonte bereits 1986 die Notwendigkeit der Selbstverwaltung in den Betrieben und die direkte Demokratie des politischen Systems.
Es wurde allmählich mit einer Umstrukturierung der Wirtschaftsführung, einer Reform der Preisbildung und eine nicht staatliche Entscheidung bei den Wirtschaftsbetrieben begonnen. Deutlich wurde, dass Wirtschaftsreformen der Perestroika nur mit politischen Reformen erfolgreich sein konnten. Betriebe sollten sich nach und nach zu Unternehmen verwandeln. Sie und Bürger sollten stärker vor behördlichen Eingriffen geschützt werden. Es gab Bestrebungen zur Einführung parlamentarischer Elemente, Wahlverfahren sollten wie in der Demokratie realisiert werden. Höchstes Organ wurde der Kongress der Volksdeputierten, der sich wiederum zu Zweidrittel aus über Wahlkreise Gewählten zusammensetzte. Eine Mitbestimmung durch die Belegschaften war ebenso Bestandteil der Reformen wie die vorsichtige Einführung an Produktionsmitteln.
Trotzdem waren diese Reformen zu wenig um den Zusammenbruch zu verhindern.

3.2 Gründe für das Scheitern der Reformen:
Die Reformen scheiterten zum großen Teil aufgrund der Machtpositionen der Planer die diese nicht abgeben wollten. Ebenfalls ein Problem waren die fehlenden Bedingungen für einen größeren Handlungsspielraum der Unternehmen. Es gab kaum Kredite für Unternehmen. Das Kreditwesen war komplett unterentwickelt.
Das Gelingen einer derart großen Reform hätte viel Zeit in Anspruch genommen.
Im Winter 1990/91 standen die Reformer vor einem noch größeren Problem: "Die Versorgungsprobleme der Bevölkerung waren seit dem Sommer nicht geringer geworden, sondern im Gegenteil sie wurden noch größer. Die Unionsregierung hat ein riesiges Haushaltsdefizit auflaufen lassen und sieht keinen anderen Weg, als die Gewinnentnahmen bei den staatlichen Betrieben zu erhöhen sowie die Subventionen für Grundnahrungsmittel zu kürzen. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung wächst ständig, auch die der Betriebsleiter."
Die Bevölkerung wurde immer ärmer und konnte sich dadurch auch nichts mehr kaufen. Sämtliche Betriebe wurden geschlossen. Die Arbeitslosigkeit stieg sprunghaft an. Löhne konnten nur noch ausgezahlt werden, indem verstärkt neue Noten gedruckt wurden. Das Verhältnis von Warenangebot und Geldmenge stimmte nicht mehr, eine Inflation war die Folge.
Ein weiteres Problem war die Preispolitik. Einerseits waren zum Teil enorme Preiserhöhungen notwendig, um eine bessere und umfangreichere Produktion zu schaffen. Andererseits wäre dann kaum einer in der Lage gewesen sich diese Waren zu kaufen. Jahrzehnte lang ausgeübte Systeme lassen sich nicht so einfach von einem auf den anderen Tag wechseln.
1990 war ein Rückschritt dieser Reformen. Einige Reformorientierte traten aus (wie z.B. Schewardnadse), da ihnen die Reformen nicht schnell genug voran gingen bzw. nicht radikal genug erschienen. Der Taktierer Gorbatschow war um das Fortbestehen der Union und der KPdSU besorgt und deshalb gezwungen, den vielen Reformgegnern in der Partei Zugeständnissen zu machen. Er wollte eine Angriff gegen ihn und seine Reformen verhindern.
Glasnost auf der anderen Seite führte den Menschen die unangenehmen Wahrheiten vor Augen. Volle Supermarktregale in der westlichen Welt ließen den Neid wachsen und das eigene System als nicht richtig erscheinen.
Berichte über die weit verbreitete Kriminalität, den Alkoholismus, die Intervention in Afghanistan, Privilegien der Funktionäre oder aber auch über die Umweltkatastrophen in Mittelasien, das Reaktorunglück in Tschernobyl und der Verseuchung des Baikal-Sees stießen auf zunehmende Kritik der Bevölkerung.
Auch das Geschichtsbewusstsein stieg stark an und damit das Interesse an den Greueltaten Stalins an der Bevölkerung. Man bemühte sich um die Richtigstellung bzw. Aufdeckung geschichtlicher Abläufe.
In der neueren Zeit wurde den Menschen bewusst das sie mit den Mitteln der Zensur und der Propaganda in den Glauben versetzt worden waren mit dem einzig vernünftigen System zu leben. Mit der Erkenntnis nicht im einzig vernünftigen System bzw. zu erkennen das es bessere gab, zerbrach für viele ein Weltbild. Man fühlte sich um sein Leben betrogen. Es entstand Zorn gegenüber der Regierung.
Es wurde nun erstmals möglich Meinungsverschiedenheiten öffentlich auszutragen. Der unkritische, leicht handhabbare sowjetische Mensch wandelte sich in genau das Gegenteil.
Die neue Möglichkeit seine schlechte Lage öffentlich zu diskutieren verstärkte die Unzufriedenheit und führte wiederum zu Streiks. Man hatte das Vertrauen in die Politik und in die Politiker verloren und wollte noch größere Veränderungen als es die Politiker vorgeschlagen hatten. Später hielt es Gorbatschow für einen Fehler, die Stabilität des Volkes und den Rückhalt während der ersten Etappe der Perestroika nicht genutzt zu haben, um die Wirtschaft voranzutreiben.
Die Kraft Gorbatschows wurde immer geringer und die Forderungen nach großen Veränderungen wurden immer größer. Gorbatschow wollte keine Antworten auf Fragen geben die er selbst gestellt hatte. Die Geschwindigkeit der Reformen konnte mit der Geschwindigkeit der Menschen nicht mehr mithalten. Bei der Parteireform wurde eigentlich genau das Gegenteil gemacht was die gesellschaftliche Entwicklung sich wünschte. Die Partei fiel längst hinter die Entwicklungsfähigkeit der Gesellschaft zurück.

 
 

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