I. liberale Parteien:
- Deutsche Fortschrittspartei
- 1861 in Preußen gegründet - 1866 Spaltung
Träger: Besitz- und Bildungsbürgertum
- für liberale Wirtschaftsordnung
- Anhänger der kleindeutschen Lösung
- Kampf für Stärkung der Parlamentsrechte
- Ablehnung Bismarcks
ab 1880: Deutsche Freisinnige Partei
- Nationalliberale Partei
- rechtsliberale Partei; Abspaltung von der Deutschen Fortschrittspartei
Träger: Großbürgertum, protestantisches Bildungsbürgertum
- für liberale Wirtschaftsordnung
- gegen staatliche Sozialpolitik
- gegen Eingriffe in Freihandel
- für Erweiterung der Reichtagsrechte
- bis 1879 unterstützen der Politik Bismarcks, dann aufgrund der Bismarckschen Wirtschafts- und Sozialpolitik Distanz
- 1879 Abspaltung des linken Flügels
- einflußreichste bürgerliche Partei im Deutschen reich
Politiker: Rudolph von Benningsen
II. konservative Parteien:
- Freikonservative Partei (seit 1871 dt. Reichspartei)
- gegründet 1867
Träger: protestantische Geistliche, Beamte, Offiziere, preußischer Landadel, reiche Bauern
- Wahrung der kulturpolitischen Interessen Preußens, der wirtschaftlichen Interessen der Großagrarier
- vorbehaltlose Unterstützung Bismarcks
für Erhaltung feudaler Machtstrukturen
- Gegner eines allgemeinen Wahlrechts
- soziale Fragen im Sinne des Konservatismus lösen
- gegen Wirtschaftsliberalismus
- Deutsch - Konservative Partei (seit 1876)
- 1861 als "Preußischer Volksverein" gegründet
- 1867 Trennung von den Freikonservativen
Träger: preußische Großgrundbesitzer, Gruppen des ostpreußischen Bürgertums
- reaktionäre innenpolitische Grundsätze
- grundsätzliche Gegner der Reichseinigung
- starke Vorbehalte gegen Bismarck und sein Paktieren mit den Nationalliberalen
III. Parteien in Opposition:
- Deutsche Zentrumspartei (Zentrum)
Vorläufer:
- katholische Abgeordnetengruppen in Preußen
- badische katholische Volkspartei
- bayrische Patriotenpartei
- als Zentrumspartei Dezember 1870 entstanden
- konfessionell orientiert, vertrat die Interessen der katholischen Bevölkerungsminderheit
- sehr stabile Wahlergebnisse
Träger: Katholiken aller sozialen Schichten
- Sammelbecken des politischen Katholizismus
- erbitterter Kampf gegen Liberalismus und Sozialismus
- für eine staatliche Sozialpolitik
- Kampf für Konfessionsschulen
- bis 1879 grundsätzliche Opposition zu Bismarcks Politik
- seit 1879 zunehmende Entspannung
Politiker: Windhorst, Erzberger
- Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands
- 1875 in Gotha als Vereinigung entstanden
Vorläufer: Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein unter Ferdinand Lasalle 1863
- Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands unter August Bebel und Wilhelm Liebknecht 1869
Träger: vor allem Industriearbeiter, später zunehmender Einfluß von kleinbürgerlichen Schichten
- für Verstaatlichung des Privateigentums an Produktionsmitteln
- Bekenntnis zum Internationalismus
- Bejahung des Nationalstaates, aber grundsätzliche Opposition zu Bismarck und das Staatssystem
- für eine sozialistische, demokratische Republik
- Kampf gegen Liberalismus und Konservatismus
- in der Zeit des Sozialistengesetzes (1878 -1890) nicht formal verboten aber polizeistaatlich bekämpft
- ständig wachsender Masseneinfluß, enge organisatorische Verbindung zu Gewerkschaften
- hohes Maß an Organisiertheit und Parteidisziplin, aber auch starke Richtungskämpfe zwischen revolutionären Linken und gemäßigten Revisionisten
- nur gering entwickelte Revolutionsbereitschaft
Parteitheoretiker: Bernstein, Luxemburg, Kautsky
Politiker: Bebel, Liebknecht, Singer, , Zetkin
nach 1900: Ebert, Scheidemann, Legien Auer, Haase, Karl Liebknecht
Im deutschen Kaiserreich hatten nach der Reichsverfassung die politischen Parteien keinen Zugriff auf die Regierungsbildung. Deshalb war ihr Einfluß begrenzt, ihr indirekter Einfluß auf die Innenpolitik des Kaiserreiches wuchs jedoch in der Ära unter Wilhelm I. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches waren die politischen Parteien jedoch vorbereitet in einem bürgerlich - parlamentarischen System eine Hauptrolle zu spielen.
Bismarck und die Reichsfeinde - Grundzüge der Innenpolitik von 1871 - 1890
Prinzip des "laissez - faire" keine Festlegung auf bestimmte Parteien, Versuch mit wechselnden Mehrheiten und Koalitionen innenpolitische Entscheidungen zu treffen
Grundsätze:
- Ablehnung des Parlamentarismus
- möglichst geringe Kompetenzen für den Reichstag
- Ausspielen der Gruppeninteressen zugunsten der Reichsexekutive
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