"Internationale Islamische Front für den heiligen Krieg gegen Juden und Kreuzzügler" (mit Letzterem sind US-Amerikaner gemeint - Soldaten wie Zivilisten). Nach den Bombenanschlägen am 7. August 1998 auf die Botschaften der USA in Nairobi und Daressalam wurde auf bin Laden als Hauptverantwortlichen ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt. Die USA beschossen am 20. August 1998 sein Lager in Afghanistan mit Raketen. Dessen ungeachtet führte die US-Regierung bis in den Sommer 2001 geheime Verhandlungen mit den Taliban, bei denen das Interesse der USA an den Erdöllagerstätten in Mittelasien im Vordergrund stand.
Nach den grauenvollen Terrorattacken vom 11. September 2001 in New York und Washington fiel auf Osama bin Laden der Verdacht, Hauptverantwortlicher und "Drahtzieher" auch für diese Selbstmordanschläge zu sein. Den Beweis für seine persönliche Verwicklung in dieses Verbrechen blieben die USA allerdings der Öffentlichkeit zunächst weitgehend schuldig. Bin Laden selbst bekannte sich weder zu der Tat, noch distanzierte er sich davon, gab aber zu verstehen, dass er sie gutheiße. Die USA verlangten daher von den afghanischen Taliban unter Androhung eines militärischen Angriffs mehrmals seine Auslieferung, was diese ablehnten. Angeblich legten sie aber bin Laden nahe, das Land zu verlassen - vermutlich eine diplomatische Finte angesichts des Gastrechts, das in der afghanischen Gesellschaft traditionell unter allen Umständen unverletzlich ist.
Am 7. Oktober begannen die USA, unterstützt durch Großbritannien, mit Luftangriffen auf militärische Stellungen der Taliban in Afghanistan und wenige Wochen später auch mit ersten Einsätzen von Bodentruppen. Osama bin Laden ließ unmittelbar nach Beginn der Angriffe ein offenbar schon zuvor aufgezeichnetes Video verbreiten, in dem er die muslimische Welt zum heiligen Krieg gegen "die Ungläubigen", repräsentiert in erster Linie durch Israel und die USA, aufrief. Nahezu alle muslimischen Staaten und Institutionen distanzierten sich von diesem Aufruf. Im Dezember strahlten die USA über den Sender CNN ein offensichtlich im November privat aufgenommenes Video aus, das Ende des Monats in einem Privathaus in Jalalabad gefunden worden war. Es belegte die Verwicklung bin Ladens in die Planung des Anschlags und damit seine persönliche Verantwortlichkeit. Wegen der sehr schlechten Qualität des Bandes und seiner obskuren Herkunft blieben allerdings weiterhin viele Fragen offen und widersprüchliche Interpretationen möglich.
In den folgenden Wochen konnten die Truppen der Nordallianz, unterstützt von den USA und ihren Verbündeten, Afghanistan nahezu vollständig erobern, die Herrschaft der Taliban stürzen und al Kaida empfindlich treffen. Osama bin Laden ist seitdem spurlos verschwunden.
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