Über Aufbau und innere Struktur der Mafia ist schon immer viel spekuliert worden. Die meisten Fehlschlüsse diesbezüglich rühren daher, dass nicht-sizilianische Modelle auf die Mafia übergestülpt wurden. So wird die Mafia oft mit camorra oder cosa nostra gleichgesetzt.
Ed Reid (Mafia) stellte 1964 die These auf, die Mafia sei in Gruppen zu je 10 Mitgliedern einteilbar. Diese strenge Hierarchie diene der Überschaubarkeit und Kontrolle durch die capi. Dies ist ebenso unhaltbar wie Norman Lewis´ Vorschlag, die Mafia als zentralistische Geheimgesellschaft zu beschreiben (The Honoured Society, 1963). Auch die Deutung der Mafia als religiöser Orden (etwa Renato Candida, Questa Mafia, 1960, der in der Mafia einen \"pontefice massimo\" wirken sieht, der alle Geschäfte sakral leite) muss fehlschlagen. In diesen Interpretationen werden immer subkulturelle Elemente vernachlässigt: Respektverschaffen, Einhalten der omertà und Sanktionsmaßnahmen lassen sich durch hierarchische Modelle nicht fassen. Die sizilianische Subkultur kommt gerade ohne zentralistische und hierarchische Ordnungsvorstellungen aus, was nicht heißt, dass der capo keine Macht in seiner Hand bündelte. Dies ist bereits an Hand der cosca-Struktur deutlich geworden.
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