3.1 Die Naturwissenschaften
. Wissenschaftler erlangten erstmals eine gewisse gesellschaftliche Macht.
. Das naturwissenschaftliche Denken ist somit eines der wichtigsten Merkmale des 19. Jahrhunderts.
3.1.1 Physik: "Es werde Licht! Und es ward Licht."
. Beschäftigte sich zunehmend mit der Energie, der Elektrizität und dem Licht.
. Gewinnung elektrischer Energie durch Bewegung Dynamomaschine bewerkstelligte die Energieumwandlung
. Technischer Fortschritt in der Beleuchtung: Gas wurde erstmals für die Strassenbeleuchtung verwendet. Später kam sogar das elektrische Licht.
. Gutes Licht kostete sehr viel Geld. Von den Öllampen, die in Räumen häufig verwendet wurden, ging zudem eine stete Brandgefahr aus. Durch das elektrische Licht konnte eine industrialisierte Gesellschaft entstehen, die praktisch unabhängig von der Tageszeit funktionierte.
. Kommunikation wurde extrem vereinfacht durch die Verwendung von Schwachstrom. Ort und Zeit hatten in der Gesellschaft stark an Bedeutung verloren.
3.1.2 Chemie: Die Welt wird in ihre Elemente zerlegt
. Als Geburtsstunde der Chemie wird in der Geschichtsschreibung meistens die Entdeckung des Sauerstoffs im Jahr 1772 angegeben.
. Elektrolyse: Zerlegung von Stoffen durch Einwirkung von elektrischem Strom.
. Dalton formulierte die These, dass die verschiedenen Stoffe aus Atomen aufgebaut sein müssen. Ausgehend von dieser Theorie entwickelte der Russe Mendelejew das periodische System der Elemente.
. Farben, Arzneimittel, Dünger und Sprengstoff konnten in chemischen Labors hergestellt werden. Erfindung des Aspirins.
. Die chemische Industrie bildete einen ganz neuen Industriezweig.
3.1.3 Biologie: Darwins Evolutionstheorie
Charles Darwin
. 1859 "Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl"
. Arten entstehen aus anderen Arten, Arten verändern sich und sterben aus. Dies nannte er Evolution.
. Dieser Grundsatz übertrug er auf das ganze Leben.
. Das Werkzeug der Evolution war nach Darwin die natürlich Auslese. Zwischen allen Tieren und Pflanzen finde ein fortdauernder Wettbewerb statt, in dem dasjenige Wesen bestehe, das am besten ausgerüstet und am besten der Umwelt angepasst sei. struggle of life, the survival of the fittest.
. Ein Gott als Schöpfer des Lebens und der Menschen, wie ihn die Kirche beschrieb, fiel damit weg.
Darwinismus
. Die Lehre erfuhr in der breiten Öffentlichkeit eine starke Vereinfachung.
. Der Zoologe Ernst Haeckel wendete sie vor allem auf die Entwicklungsgeschichte des Menschen an. Er gilt darum als wichtigster Begründer des Sozialdarwinismus.
. Wer sich durchsetzt, ist höherwertig und hat Anspruch auf Vorrechte und Macht, wer unterliegt, muss sich als minderwertig unterordnen. Grundlage für die Rassenideologie des Nationalsozialismus, als scheinwissenschaftliche Begründung.
3.1.4 Medizin und Psychologie werden Wissenschaften
Diagnose das Mikroskop, das Reagenzglas und das Seziermesser wurden zu wichtigen Werkzeugen des Mediziners. Die Diagnosemethode näherte sich einer naturwissenschaftlichen Untersuchung
Therapie machte grosse Fortschritte in den Bereichen der Chirurgie und der Infektionsbekämpfung. (Äthernarkose, Abschnürung von einzelnen Körperteilen verhinderte den grossen Blutverlust, Röntgenstrahlen Krankheiten und Verletzungen konnten erkannt werden)
Bakteriologie Gefahr von Infektionen konnte weitgehend gebannt werden, indem verschiedene Forscher Impfstoffe gegen Krankheiten fanden.
Desinfektion Durch hygienische Vorsichtsmassnahmen im Arztzimmer konnte man grosse Erfolge erzielen.
Psychologie kam als selbständige Wissenschaft zum erstenmal in der Heilung in Frage. Der eigentliche Durchbruch in der Psychologie brachten die Arbeiten Sigmund Freuds. Freud entwickelte die Psychoanalyse, eine psychologische Heilmethode, die ins Unterbewusstsein verdrängte prägende Erfahrungen ins Bewusstsein zurückholt.
3.2 Die Geisteswissenschaften
3.2.1 Philosophie: Was bewegt die Welt?
. Die Frage nach der Rolle des Menschen in der Welt und dem Sinn seines Daseins belebte im 19. Jahrhundert das philosophische Denken.
Deutsche - die bedeutendsten Philosophen
. Politischen sowie wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland waren lange in einem verheerenden Zustand. Die Flucht aus der Wirklichkeit in eine geistige Welt wurde deshalb zu einem typischen Charakterzug der deutschen Kultur.
. Alle Trennlinien in Europa, an denen neben politischen auch geistige Auseinandersetzungen stattfanden, mitten durch Deutschland. (Katholizismus vs Protestantismus, Revolution - Gegenrevolution, Liberalismus - Konservatismus)
Georg Wilhelm Friedrich Hegel
. Geist = Weltgeist, den er mit Gott und der absoluten Wahrheit gleichsetzte. Verkörperung durch reine Logik und später in der Natur. Hier bleibt er ohne Bewusstsein und ist entfremdet.
. Geist war nach Hegel der Motor aller Veränderung.
. Hegels Menschenbild ist positiv, denn der Geist sollte die Menschen aus dem Dunkel ins Licht führen. Idealismus
. Dialektische Veränderung und die zielgerichtete, nach vorwärts verlaufende Menschheitsgeschichte.
Karl Marx und Friedrich Engels
. Materielle Lebenswirklichkeit des Menschen ist erst der Anfang, der Geist ein Ergebnis davon. Materielle Veränderungen sind der Motor der Entwicklung. Materialismus
. Der Entwicklungsstand der Geschichte misst sich am Fortschritt der Produktionsformen. Das Sein bestimmt das Bewusstsein des Menschen.
. Die Menschheitsgeschichte ist im Wesentlichen eine Geschichte von Klassenkämpfen. historischer Materialismus.
. Industrielle Gesellschaft war die letzte Stufe der Entwicklung, die in eine klassenlose Gesellschaft münden sollte.
Arthur Schopenhauer
. Der Wille des menschlichen Wesens, von dem jedoch, gleichermassen als Spitze des Eisberges, nur ein geringer Teil als bewusster Wille zum Ausdruck kommt will verändern. Der Teil des Eisberges wird als blinde Urkraft bezeichnet, die den Lebenstrieb ausmacht.
. Pessimistische Weltsicht, den das Leben bestand seiner Ansicht nach vor allem aus Leiden. Weder im Leben noch in der Geschichte gebe es einen Sinn oder ein Ziel. Die Fortpflanzung setzt das Leiden bis in alle Zukunft fort. Ausweg = Man besiege den Willen und werde als Mensch völlig willenlos.
Friedrich Nietzsche
. Friedrich Nietzsche war der Schüler von Arthur Schopenhauer
. Seine bekannteste Dichtung nennt sich "Also sprach Zarathustra" 1884
. Nietzsche beschreibt eine Urkraft im Menschen und im Weltganzen, bejaht aber die Lebenskraft.
. Sein Hauptziel war, zu zerstören, was seine Zeit unter Moral verstand, die nichts anderes sei als ein verkappter Herrschaftsanspruch von grauen Gestalten. (Christentum)
. Nietzsche sprach von einem Übermenschen der sich bald aus der Mitte der Menschheit erheben werde.
. Forderte die Befreiung der Triebhaften Urwerke.
3.2.2 Geschichte und Sprachwissenschaften
Leopold von Ranke
. Seine Arbeiten wurden zum Vorbild für die historisch-kritische Methode.
. Strenge Prüfung der Zuverlässigkeit und Reichweite der geschichtlichen Quellen, nichts sollte dazu erfunden werden. Seine Forschung beschränkte sich darum auf die Staaten- und Herrschaftsgeschichte.
Jacob Burckhardt
. Befasste sich mit der Kultur- und Kunstgeschichte.
. Empfand Rankes Art als eine Einengung des historischen Blickfeldes.
3.3 Die Kunst als geistiger Wert des Bürgertums
. Die Rolle der Kunst in der Gesellschaft veränderte sich drastisch. Kunst war nun auch ausserhalb des Hofstaates denkbar und Kunst konnte sogar in staatlichen Institutionen besichtigt und geehrt werden.
. Kunstverständnis gehörte unbedingt zu den Kennzeichen einer gebildeten und achtenswerten Persönlichkeit. So waren Theaterbesuche und ähnliches ein fester Bestandteil einer bürgerlichen Lebensweise.
Architekur
. In der Architektur wurde vor allem auf die geschichtlichen Vorbilder zurückgegriffen.
. Neuauflage von verschiedensten Stilen: Neugotik, Neurenaissance, Neubarock... sie werden unter dem Begriff Historismus zusammengefasst.
. Verbesserte technische Möglichkeiten durch Stahlbau.
Romantik
Diese Bewegung entwickelte sich in Deutschland und versuchte hinter der Wirklichkeit das Poetische und Geheimnisvolle zu erkennen.
Realismus und Naturalismus
Gegen die Jahrhundertmitte begannen die Künstler und Literaten allmählich die Lebenswirklichkeit ihrer Zeit zu beleuchten.
Malerei
Die Malerei entwickelte sich wegen der Photographie in zwei neue Richtungen. Sie zeigte zum einen bildlich, was nicht sichtbar, sondern nur vorstellbar war. Dazu gehörten geschichtliche Szenen aber auch Bilder aus dem Reich der Fantasie. Man versuchte auch die Wahrnehmung, die man in einem Moment mit den Sinnen verspürte, festzuhalten. Impressionismus.
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