Neuzeit Weltkarte aus der Ptolemäus-Ausgabe von 1548 Im allgemeinen Verständnis wird die (europäische) Neuzeit oft als beginnend mit der Entdeckung Amerikas 1492 aufgefasst. Andere Trennnmarken in der Abgrenzung zum vorausgehenden Mittelalter sind die Blütezeit der Renaissance um die Mitte des 15. Jahrhunderts, die zunächst in den italienischen Städten und Staaten schon Ende des 14. Jahrhunderts ihren Anfang genommen hatte, oder - spätestens - der Beginn der Reformation mit Martin Luthers Veröffentlichung der 95 Thesen gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche am 31. Oktober 1517. Die Neuzeit ihrerseits wird wiederum unterteilt in .
.. die Frühe Neuzeit etwa um die Zeit der Jahrhundertwende vom 15. zum 16. Jahrhundert bis Mitte/Ende des 18. Jahrhunderts - und .
.. die Moderne, ungefähr ab dem Wechsel vom 18. zum 19. Jahrhundert. Die Zäsur zur Moderne (auch \"Neueste Zeit\" genannt) bildete insbesondere die Phase der von England ausgehenden Industriellen Revolution zwischen etwa 1750 und 1850, und die Französische Revolution von 1789 bis 1799.
Diese Phase mündete in das Bürgerliche Zeitalter (siehe auch unter 19. Jahrhundert - Bürgerliches Zeitalter), das bis zum 1. Weltkrieg andauerte. Seit dem Ende des 1. Weltkriegs bzw. seit der russischen Oktoberrevolution spricht man bis dato (noch) von der Zeitgeschichte, die in der historischen Betrachtung bislang auch noch als Teil der Epoche der Neuzeit gilt.
Wechsel der Weltsicht vom Mittelalter zur Neuzeit Die meisten europäischen und amerikanischen Historiker gehen von einer groben Einteilung der Geschichte in drei Epochen aus, wobei die \"Neuzeit\" (nach \"Altertum\" (Antike) und \"Mittelalter\") die dritte darstellt. Kategorisiert durch die Wende des Zeitgeists, namentlich durch die Wiederentdeckung des Wissens und der Kultur der Antike (Renaissance), durch die Veränderungen der christlich-kirchlichen Institutionen (Reformation) und durch die damit beginnenden und sich später verfestigenden neuen Lebenssituationen. Also kann man uneins darüber sein, wann genau der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit zu datieren sei. Mehr oder weniger wird das Ende des Mittelalters und der Beginn der Neuzeit jedoch auf den Wechsel vom 15. auf das 16. Jahrhundert gelegt.
Titelblatt von Galileis Dialog: Aristoteles, Ptolemäus und Kopernikus diskutieren Eine wesentliche Rolle dabei spielten die Entdeckung Amerikas, die das Geographieverständnis fundamental veränderte bzw. den praktischen Beweis lieferte, dass die Erde eine Kugel ist - und nicht, wie bis dahin als kirchliches Dogma verbreitet, eine Scheibe im Zentrum des Universums. Die Konstruktion der Zentralperspektive und die Entwicklung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg, sowie der Fall Konstantinopels (1453) und die damit verbundene Flucht vieler griechischer Gelehrter und anderer Leistungsträger in den Westen bildeten weitere Markierungspunkte auf unterschiedlichen Ebenen, die den Paradigmenwechsel (vgl. auch Paradigma) einer Zeitenwende begründen. Somit werden der Beginn des überseeischen Kolonialismus (etwa des venezianischen oder portugiesischen), das Entstehen einer öffentlichen Meinung und die beginnende Vorherrschaft Westeuropas in der Welt als Übergang zur neuen Zeit angesehen. Gerade die Revolutionierung des Buchdrucks mit der Erfindung des Flugblattes brach das Informationsmonopol der katholischen Kirche und leitete damit das Ende jenes ideologischen Monopols ein, das sie im Mittelalter innegehabt hatte.
Dies wiederum erlaubte den Beginn der Reformation, die ebenfalls die beiden Epochen voneinander abgrenzt. Soziologie In der Soziologie wird die Debatte um eine Analyse dieser Prozesse meist nicht mit Hilfe des Begriffes \"Neuzeit\", sondern mit dem Begriff der \"Moderne\" (auch der \"reflexiven Moderne\" usw.) geführt (mit oft changierender Bedeutung, selbst z.B. im Werk Max Webers). Ferdinand Tönnies hingegen benutzte Neuzeit als exakten Gegenbegriff zum Mittelalter: In diesem sind die Menschen geneigt, alle sozialen Kollektive als \"Gemeinschaften\" aufzufassen, ganz anders als in der \"Neuzeit\", wo sie diese sämtlich eher als \"Gesellschaften\" wahrnehmen, genau im Sinne seines theoretischen Werks Gemeinschaft und Gesellschaft (1887).
Beispiele dafür: Im Mittelalter wird also ein großer Fernhandels- und Bankkonzern wie der Templerorden eher als religiöse Gemeinschaft wahrgenommen, in der Neuzeit sogar die Ehe als reines Geschöpf eines Vertrages. Literatur Demnächst erscheint der erste Band der vom J.B. Metzler Verlag verlegten \"Enzyklopaedie der Neuzeit\", die detailliert auf die wichtigsten Themen eingehen wird. S. Skalweit, Der Beginn der Neuzeit.
Epochengrenze und Epochenbegriff, 1982.
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