Der 30-jährige Krieg verwüstete ganz Deutschland. Weite Gebiete wurden urch Krieg, Hunger und Seuchen und allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang entvölkert. Die nachfolgenden Generationen dürften ähnlich traumatisiert gewesen sein wie die Europäer nach dem Zweiten Weltkrieg, bedeuteten 30 Jahre Krieg doch existenzielle Unsicherheit, ein Leben in ständiger Angst und Hoffnungslosigkeit.
Dieser Krieg, in den bis auf Russland alle europäischen Mächte verwickelt waren, nahm seinen Anfang in Böhmen, genauer gesagt, in Prag, und er resultierte aus einem jahrzehntelangen Konflikt zwischen dem dortigen protestantischen Adel - den Ständen - und der katholischen Zentralgewalt der Habsburger. In ihm vermengten sich Politik mit Religion, Freiheitsstreben mit brutaler Ausbeutung, kleinstaatliches Unabhängigkeitsstreben mit dem Gedanken einer universalen Monarchie. Und durchdrungen wurde dieses Gemisch immer wieder von blanker Machtpolitik und persönlicher Habgier.
Böhmische Fürsten gegen den Habsburger Kaiser
Während des 16. Jahrhunderts hatte das Habsburger Herrscherhaus im größtenteils protestantischen Böhmen - der Kaiser war gleichzeitig böhmischer König - eine Politik der Rekatholisierung, auch Gegenreformation genannt, eingeleitet, die vor allem der 1556 nach Prag berufene Jesuitenorden betrieb. Der böhmische Adel stellte daraufhin den Kaiser und König vor die Wahl: Bewilligung von Steuern für die Türkenkriege nur, wenn die protestantische Glaubensfreiheit offiziell bestätigt werden würde. Das geschah schließlich 1575 in der Confessio Bohemica.
In der Praxis aber wurde dieses Abkommen von den Habsburgern ständig unterlaufen, etwa indem Kaiser Rudolf gezielt Katholiken in die wichtigsten Landesämter berief. Trotzdem wurde die Lage der Habsburger in Böhmen immer prekärer, weil die böhmischen Fürsten den Kaiser, an dem immer deutlicher Anzeichen von Geisteskrankheit zu erkennen waren, ihrerseits unter Druck setzten.
Rudolfs Unfähigkeit wurde von seiner Familie mit Sorge registriert, stand doch zu befürchten, dass ihm und damit dem Hause Habsburg die Macht über Europa verloren gehen würde. Ein Indiz dafür war der Majestätsbrief von 1609, in dem sich der Kaiser gezwungen sah, die Glaubensfreiheit und die Ständeprivilegien des böhmischen Adels zu sichern. Schließlich handelte man: Rudolf wurde 1611 abgesetzt, ein Jahr später wurde sein Bruder Matthias zum Kaiser und böhmischen König gewählt.
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